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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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– das stammt wortwörtlich aus der Betriebsanleitung für ein modernes Modell, und Lily hat ihren Herd vor ungefähr dreißig Jahren gebraucht gekauft. Hier steht nichts davon, dass man vor Inbetriebnahme das Ventil öffnen muss. Das müsste aber angegeben sein, wenn der Makler es geschlossen hat.«
    Ich verstand nicht, worauf sie hinauswollte. »Es ist wahrscheinlich eine Standardanleitung für alle Mietshäuser. Wenn der Herd bei meinem Einzug nicht funktioniert hätte, hätten sie bestimmt jemanden herausgeschickt, der die Sache in Ordnung gebracht hätte. Sie sagten, Madeleine wisse gar nicht, wie man den Herd anmacht, sie hat den Leuten also vermutlich nie gesagt, wie es läuft.«
    »Aber wer hat das Ventil geschlossen?«, fragte sie. »Der Anwalt war es nicht – der war kein einziges Mal draußen –, und der Makler war es auch nicht, sonst hätte er es hier drinnen erwähnt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er es vergessen.«
    »Oder er wusste es nicht.« Sie blickte wieder auf das Bündel Scheine. »Ich vermute, es wurde Ende November zugedreht. Ich wette, dass zu dem Zeitpunkt die letzte Lieferung gemacht wurde. Darum war der Tank voll. Lily hat keinen Tropfen von dem Öl verbraucht, weil der Herd nicht ging.«
    »Dann hätte sie aber auch kein heißes Wasser gehabt – hätte nicht kochen können.«
    »Genau.«
    Ich beobachtete sie einen Moment. »Was wollen Sie also sagen? Dass sie selbst das Ventil zugedreht hat? Weshalb hätte sie das tun sollen?«
    »Das hat sie nicht getan«, entgegnete Jess. »Ich bezweifle, dass sie überhaupt von der Existenz des Ventils gewusst hat – sie interessierte sich nicht für solche Dinge. Sowieso ließ sich das Rad nur schwer drehen, und sie hatte Arthritis in den Handgelenken –« Sie verfiel in nachdenkliches Schweigen. »Na ja, vielleicht hat sie sich wegen der Kosten Sorgen gemacht und den Fahrer gebeten, es zu schließen.«
    »Aber doch nicht
nachdem
er den Tank aufgefüllt hatte. Da müsste sie schon völlig von der Rolle gewesen sein. Die Rechnung musste sie doch so oder so bezahlen. Sie hätte den Tank einfach leer lassen können – hätte den Lieferdienst gar nicht anzurufen brauchen – hätte einfach warten können, bis der Herd von selbst ausging.«
    Jess griff sich mit den Händen in die Haare und zerrte erbittert an ihren Stirnfransen. »Dann muss es Madeleine gewesen sein. Ein anderer kommt nicht in Frage. Mein Gott! Sie ist wirklich ein böses Weib. Sie hoffte wahrscheinlich, Lily würde an Unterkühlung sterben.«
    Ich sagte nichts.
    »Kein Wunder, dass es so schnell bergab ging mit ihr – Peter hat das nie verstanden …« Ihr Gesicht wurde noch finsterer. »Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum sie in anderer Leute Häuser ging. Sie suchte Wärme. Sie wollte wahrscheinlich einmal ein Bad nehmen. Die Leute haben ja erzählt, dass sie sich bei ihnen wusch.«
    Das alles besaß eine perverse Logik, auch wenn es mehr Fragen aufwarf, als es beantwortete. »Warum hat sie niemandem etwas gesagt?«
    »Wem denn?«
    »Peter. Ihnen.«
    »Ich kam ja nicht mehr zu ihr und hatte ihr gesagt, dass sie mich nicht mehr anrufen solle. Sie hat es ein- oder zweimal versucht, aber ich habe ihre Nachrichten gelöscht, ohne sie abzuhören.«
    »Warum?«
    Sie schüttelte den Kopf, nicht bereit, diese Frage zu beantworten. »Mit Peter hätte sie niemals darüber gesprochen«, sagte sie stattdessen. »Sie hatte eine Heidenangst, er könnte Madeleine erzählen, dass sie allein nicht mehr zurechtkommt. Sie war überzeugt, sie würde mit Windeln und an einen Stuhl gefesselt in irgendeinem Heim landen. Sie hat immer Berichte über alte Leute ausgeschnitten, die in Heimen misshandelt wurden, nachdem die Angehörigen jegliches Interesse an ihnen verloren hatten. Es war wirklich traurig.«
    »Haben Sie sie deshalb überredet, die Generalvollmacht auf einen Anwalt zu übertragen?«
    »Ich war das nicht. Sie hat sich das alles selbst überlegt, als Madeleine ihr sagte, sie solle endlich allen einen Gefallen tun und sterben.«
    »Wann war das?«
    »Im August. Sie tauchte erst wieder auf, als Lily in Pflege genommen wurde – wahrscheinlich weil sie hoffte, mit Vernachlässigung würde es schneller gehen.«
    »Aber Sie glauben doch, dass das Ventil erst im November zugedreht wurde«, hielt ich ihr ruhig vor.
    »Madeleine hätte das tun können, ohne sich bei Lily blicken zu lassen. Sie hätte nur in den Anbau zu gehen brauchen.«
    »Aber sie hätte nicht

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