Des Teufels Werk
aber es war ein langes und reichlich sinnloses Gespräch, begleitet von zahlreichen Streicheleinheiten. In der Zeit, in der ich da hockte, sammelte ich eine Menge Kenntnisse über Mastiffs. Sie haben ein Sabberproblem, neigen zu Blähungen, röcheln und pfeifen beim Atmen, und die Kerle werfen sich bei jeder Gelegenheit auf den Rücken und zeigen ihre überdimensionalen Hoden.
Jess kam mit einer Taschenlampe auf mich zu. »Alles okay?«, fragte sie.
»MacKenzie hat Erfahrung mit Hunden«, sagte ich. »Wenn sogar ich dieses Kunststück hier geschafft habe, werden sie ihm im Nu aus der Hand fressen.«
»Sie haben Sie ganz schön zwischen sich eingepfercht, oder nicht? Versuchen Sie mal aufzustehen.«
»Geht nicht. Sie sind zu schwer.«
»Genau.« Sie schnippte mit den Fingern und bedeutete ihnen, sich hinter ihr aufzustellen. »Sie hätten gebellt, wenn Sie versucht hätten, sich zu bewegen. Dann hätte ich Sie viel schneller gefunden. Was tun Sie überhaupt hier draußen?«
Ich wies mit einer Kopfbewegung zu der Axt, die auf dem Boden lag. »Ich wollte mir ein paar Waffen beschaffen.«
Sie bückte sich und hob die Axt auf. »Ich hatte ganz vergessen, dass die hier ist. Ich habe Ihnen ein paar Sachen vom Hof mitgebracht, zwei Baseballschläger, die meinem Bruder gehört haben, und einen bleibeschwerten Spazierstock. Ich würde Ihnen ja eine Schusswaffe leihen, aber Sie würden sich wahrscheinlich aus Versehen selbst eine Kugel verpassen.« Sie musterte mich in meiner starren Haltung. »Kommen Sie mit hinein?«
»Was ist mit den Hunden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das kommt auf Sie an. Wir können sie hier draußen lassen oder sie mit ins Haus nehmen. Aber das eine kann ich Ihnen sagen, wenn Sie Bertie vorhin im Haus gehabt hätten, wäre ich nie bis in Ihr Zimmer hinaufgekommen, ohne dass er mich gehört hätte.«
»Ich meinte, tun sie etwas, wenn ich mich jetzt bewege?«
»Das werden Sie nie erfahren, wenn Sie's nicht ausprobieren.«
»Können Sie sie nicht im Vestibül einsperren?«
»Nein.« Sie wandte sich ab, aber ich sah noch ihr Lächeln. »Wenn die Sie ruhig sitzen lassen und Ihnen sogar noch die Köpfe in den Schoß legen, können Sie auch an ihnen vorbeigehen, ohne dass etwas passiert.«
Die dramatischste Form der Therapie bei Phobien ist das sogenannte ›flooding‹, eine Reizüberflutung. Dabei wird der Angstpatient einer ununterbrochenen Konfrontation mit der Angstsituation ausgesetzt, bis die Angstreaktionen nachlassen. Es ist eine Art ›Gewöhnung‹. Je länger man dem ausgesetzt ist, was man fürchtet, desto schwächer wird die Angst. Die Behandlung ist nicht auf jeden anwendbar, und bei mir würde es sicher nicht wirken, wenn man mich wieder mit ein paar Schäferhunden zusammen in einen Keller einsperrte, aber den Mastiffs gegenüber legte sich allmählich tatsächlich meine Anspannung. Es ist schwierig, vor einem Tier Angst zu haben, das jedes Mal, wenn man es streichelt, mit dem Schwanz wedelt.
»Ist das Bertie?«
Jess, die am Herd stand und in einer Pfanne irgendetwas brutzelte, warf einen Seitenblick auf die Hunde. »Nein, das ist Brandy. Ich habe zwei Hündinnen – Brandy und Soda – und drei Rüden – Whisky, Ginger und Bertie. Ich wollte Lily überreden, Bertie ›Jack Daniels‹ zu nennen, aber sie hat sich geweigert. Er ist der, der sein Kinn auf Ihren Füßen hat.«
»Raufen sie?«
»Die beiden Hündinnen haben einmal gerauft – sie haben sich gegenseitig solche Angst gemacht, dass sie es nie wieder getan haben.«
»Was haben Sie da gemacht?«
»Ich habe sie gelassen. Die wären nur auf mich losgegangen, wenn ich eingegriffen hätte.«
»Hatten Sie Angst?«
»Klar. Es gibt nichts Schlimmeres als eine Hundebeißerei. Es ist der Krach – es hört sich an, als brächten sie sich gegenseitig um. Aber das meiste ist Theater. Einer versucht, den anderen abzuschrecken, bevor wirklich etwas Schlimmes passiert.« Sie schlug ein paar Eier in die Pfanne. »Haben MacKenzies Hunde gerauft?«
»Ja.«
»Was waren es für Hunde?«
»Ich habe sie nie gesehen. Aber ich glaube, es waren Schäferhunde.«
»Wie hat er sie zum Raufen gebracht?« Sie sah mich an, als ich nicht antwortete. »In Ihrer E-Mail an Alan Collins haben Sie geschrieben, Sie hätten sie für Polizeihunde gehalten. Aber Polizeihunde raufen nicht. Da würde ja das Chaos ausbrechen, wenn sie bei einer Polizeiaktion plötzlich aufeinander losgingen. Sie werden nach Temperament ausgewählt, und die
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