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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aggressiven fliegen sofort raus. Sie werfen einen Menschen zwar nieder, aber sie würden ihn nie töten.«
    »Er hat ihnen immer irgendetwas hingeworfen – er sagte, es wäre Futter –, aber es war etwas Lebendiges, ich habe es schreien hören.«
    »Perverses Schwein«, sagte sie angeekelt. »Wahrscheinlich war es ein anderer Hund – ein kleiner, der versucht hat, sich zu wehren. Ich habe mal gesehen, wie ein Jack Russell es mit einem Rottweiler aufgenommen hat, als er nicht mehr auskonnte.« Sie kippte die Eier mit Schinken und Tomaten auf Teller. »Hat er die Hunde auf Sie gehetzt?«
    »Nein.«
    »Aber Sie dachten, er würde es tun?«
    »Ja.«
    Sie reichte mir einen Teller. »Da hätte ich auch Angst gehabt«, war alles, was sie sagte, bevor sie sich zu mir an den Tisch setzte und in ihr gewohntes Schweigen versank, während sie aß.
    Ich berichtete ihr von meinen erfolglosen Versuchen, meine Eltern zu erreichen. »Es hat wohl nicht zufällig jemand angerufen, während ich draußen war?«
    »Nein. Ich habe Ihr Handy liegen sehen, als ich in den Speicher hinaufgeklettert bin, um nach Ihnen zu schauen. Allerdings werden Sie das Klingeln hier unten vielleicht gar nicht hören.«
    »Ich weiß. Hat meine Mutter eigentlich etwas davon gesagt, dass sie aus dem Hotel ausziehen wollte?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Aber wenn ja, steht's auf dem Zettel, den ich Ihnen gegeben habe.«
    Ich suchte in meiner Tasche nach Jess' Zettel und zog mit ihm zusammen das kleine Bündel Quittungen heraus. »Ich finde es nur irgendwie merkwürdig – und es ist so gar nicht ihre Art. Sie hasst es, wenn sie Anrufe verpasst. Und warum hat sie
Sie
überhaupt hineingezogen? Sie hätte mir doch hier eine Nachricht hinterlassen können.« Ich las den Zettel, aber es stand nicht mehr darauf als das, was Jess mir bereits gesagt hatte.
    »Sie behauptete, dass Sie Ihre Nachrichten nicht abhören.«
    »Ich höre sie immer ab. Auch wenn ich nicht unbedingt zurückrufe.«
    »Vielleicht ist es das, was dahintersteckt. Ihre Eltern wollen Ihnen eine Lektion erteilen.«
    »Das ist nicht ihre Art.«
    Jess' abschließende Erwiderung war vorhersehbar schroff. »Dann rufen Sie die Polizei an. Wenn Sie das Gefühl haben, dass da etwas nicht stimmt, dann stimmt etwas nicht. Reden Sie mit diesem Alan. Der wird wissen, was zu tun ist.«
    »Er wird mir höchstens sagen, dass ich albern bin.« Ich schaute auf die Uhr. »Es ist gerade mal anderthalb Stunden her, dass ich das erste Mal bei meinem Vater angerufen habe. Wahrscheinlich war meiner Mutter langweilig, und sie ist nach Hause zurück, und dann sind die beiden zum Essen ausgegangen, weil der Kühlschrank leer war.«
    »Warum machen Sie sich dann Sorgen?«
    »Weil –« Ich brach ab. »Ich versuche es noch einmal auf dem Handy.« Ich stand auf und zog die restlichen Quittungsdurchschläge aus meiner Tasche. »Die habe ich vorhin im Anbau heruntergerissen. Ich glaube, es sind Quittungen für Öllieferungen. Wissen Sie, ob sie nach Datum geordnet sein sollten?«
    Jess drehte den kleinen Stapel herum, um den obersten Zettel zu lesen. »Das sind Lieferscheine. Der Fahrer von Burton hinterlegt sie immer beim Tank, zum Zeichen, dass er da war. Wenn dann die Rechnung kommt, schaut man auf dem Lieferschein nach, ob die Menge und der Preis stimmen. Lily hat ihre nie mit hineingenommen, die sind also wahrscheinlich uralt.«
    Ich schaute ihr über die Schulter, weil ich Lilys Unterschrift sehen wollte. »Wieso ist kein einziger unterschrieben?«
    »Die Mühe hat sie sich nie gemacht. Mache ich mir übrigens auch nicht. Der Fahrer legt den Schein nur hin und zischt ab.« Sie schien belustigt über mein Gesicht. »In Dorset sind die Leute ziemlich ehrlich. Da wird vielleicht hier und da ein bisschen gewildert, aber keiner versucht, den Öllieferanten übers Ohr zu hauen. Es würde ihnen ja auch nur selbst schaden, wenn sie auf einer schwarzen Liste landen.«
    »Und was, wenn der Lieferant den Kunden betrügt?«
    »Dafür ist der Ölstandsmesser da. Wenn man den nicht prüft, ist man selber schuld, wenn man abgezockt wird.«
    »So gesehen ist jeder, der bestohlen wird, selber schuld. Wir sollten alle hinter Stacheldraht und doppelt und dreifach verriegelten Türen leben.«
    »Ganz recht. Oder jeden Einbrecher abknallen.« Sie betrachtete mich einen Moment lang. »Im Leben bekommt jeder, was er haben will – arme, hilflose Verbrechensopfer sind da keine Ausnahme.«
    »Ist das auf mich gemünzt?«
    Sie zuckte mit den

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