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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sie. »Und wenn Sie es doch tun, sage ich, das Ventil wäre offen gewesen und der Ölstand ungefähr fünfzehn Zentimeter gesunken … da hätte er nämlich sein müssen. Kein Mensch wird Ihnen glauben, wenn ich was andres sage. Sie haben sich ja nach Ihrer Panikattacke wie ein Zombie verhalten, das wird Peter bestätigen.«
    Wir sahen schweigend zu, wie das Papier im Spülbecken zu schwarzer Asche wurde, dann drehte sie den Wasserhahn auf und spülte sie hinunter. Ich war natürlich neugierig geworden und hätte zu gern gewusst, warum sie es getan hatte, zumal mir nach dreißig Sekunden Überlegung klar war, dass sie das Ventil bestimmt nicht erwähnt hätte, wenn es sie nicht überrascht hätte, es zugedreht vorzufinden. Die ganze Geschichte war äußerst merkwürdig.
    »Jetzt haben Sie wohl Angst vor mir«, sagte sie abrupt.
    »Sie sind nicht viel anders als MacKenzie, das steht fest. Er sagte immer gern, dass kein Mensch mir glauben würde – aber seine Drohungen waren weit zwingender als Ihre, Jess.«
    Ihr war sichtlich unbehaglich. »Ich drohe Ihnen nicht.«
    »Sie sagten, Sie würden behaupten, ich hätte mich wie ein Zombie verhalten – und Peter bitten, das zu bestätigen. Was ist das andres als eine Drohung?« Ich ergriff wieder den Spazierstock und die Axt und schickte mich an, in den Flur hinauszugehen. »Vergessen Sie nicht abzuschließen, wenn Sie gehen.«

    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch im hinteren Zimmer und horchte auf das Brummen des Land Rover, aber der fuhr nicht ab. Ich nutzte die Zeit, um meinen Eltern eine E-Mail zu schicken.
    ›SMS erhalten. Ruft mich auf dem Festnetz an. Ich mag meines ohne 141 nicht benützen, und es ist total lästig, erst in den Speicher raufzuklettern, um das Handy flott zu kriegen. Zu viele Ratten!!! Alles Liebe, C.‹
    Ich konzentrierte mich ganz auf die Geräusche, die mir nicht vertraut waren. Das war schon seit Tagen so. Ein-, zweimal hörte ich draußen den Kies knirschen, als Jess' Hunde um das Haus liefen. Von weitem hörte ich das Brummen eines Automotors. Eine halbe Stunde später hörte ich Jess' Schritte im Vestibül. Sie waren zaghafter als sonst.
    »Es ist nicht so, wie Sie glauben«, sagte sie von der Tür her, als hätten dreißig Minuten Nachdenken sie nur in einer Endlosschleife der Verneinung gefangen.
    Ich drehte meinen Stuhl herum und sah sie an. »Wie ist es dann?«
    Sie kam ins Zimmer und schaute über meine Schulter hinweg auf den Bildschirm, um zu sehen, was ich geschrieben hatte:
    Wie kam es dazu, dass den Derbyshires am Ende mehr Land gehörte als den Wrights?
    Woher hatten sie das Geld dafür?
    Ich beobachtete Jess' Gesicht, als sie die Fragen las.
    »Sie sagten, Lily sei neidisch gewesen«, erinnerte ich sie. »Hat sie es Ihnen und Ihrer Familie übel genommen, wie Sie in den Besitz des Hofs gekommen sind?«
    Sie überlegte einen Moment. »Angenommen, ich sage – das sind alte Geschichten, Lily ist jetzt gut aufgehoben, und es ist besser, schlafende Hunde nicht zu wecken, weil sonst vielleicht Menschen verletzt werden – hören Sie dann auf zu bohren?«
    »Nein, aber ich wäre vielleicht bereit, die Geschichte für mich zu behalten.«
    Sie seufzte. »Es geht Sie wirklich überhaupt nichts an. Es geht keinen etwas an, außer Lily und mich.«
    »Es muss noch jemand eine Rolle spielen«, entgegnete ich, »sonst hätten Sie die Lieferscheine nicht verbrannt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie damit Madeleine schützen wollten. Aber vielleicht Peter« – ich zog fragend eine Braue hoch –, »bloß hätte Peter sicher nicht das Ventil zugedreht. Bleibt eigentlich nur Nathaniel. Ich wette, das war im November, als Sie ihm drohten, ihm den Schwanz abzuschießen.«
    Sie kapitulierte plötzlich, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Es ist meine Schuld«, sagte sie, vorgebeugt auf den Bildschirm starrend. »Ich hätte wissen müssen, dass er eine Dummheit machen würde. Ich habe ihm Munition gegen Madeleine geliefert, aber ich vermute, er beschloss, zuerst Lily unter Beschuss zu nehmen. Er fand es wahrscheinlich lustig.«
    »Zum Kaputtlachen, ja«, sagte ich angewidert. »Er hätte sie umbringen können.«
    »Kein Mensch stirbt, weil sein Herd ein paar Stunden lang nicht geht. Ich vermute, er wollte sie ärgern, und so ging es am einfachsten. Er wusste, wo der Anbau war, er brauchte also nur seinen Wagen vorne am Tor stehen zu lassen und sich über den Rasen zu schleichen. Lily hasste Pannen jeder Art.« Sie schnitt ein

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