Des Todes Dunkler Bruder
der Hand die Nase. »Glauben Sie, ich würde mir die ganze Mühe machen, wenn sie nicht funktionierte? Zweihundert Dollar. Natürlich funktioniert sie.«
Ich schaute aus dem Fenster, in dessen Richtung die Kamera ausgerichtet gewesen war, während er weiter verdrießlich murrend vor sich hin schwadronierte. »Ich habe eine Website und alles. Kathouse.com. Die Leute können die Mannschaft bei der Ankunft und Abfahrt beobachten.«
Deborah kam herüber, stellte sich neben mich und sah aus dem Fenster. »Sie war auf die Tür gerichtet«, sagte ich.
»Toll«, bemerkte unser glückliches Kerlchen. »Wie sollten die Leute auf meiner Website auch sonst die Mannschaft sehen können?«
Deborah drehte sich um und sah ihn an. Nach ungefähr fünf Sekunden errötete er und blickte hinunter auf den Tisch. »Ist die Kamera gestern Nacht gelaufen?«, fragte sie.
Er hob den Blick nicht, murmelte nur, »Klar. Ich meine, ich denke schon.«
Deborah sah mich an. Ihr Computerwissen reichte gerade aus, um die standardisierten Verkehrsberichte auszufüllen. Sie wusste, dass ich ein bisschen mehr Ahnung hatte.
»Wie haben Sie sie programmiert?«, fragte ich den Scheitel des jungen Mannes. »Werden die Bilder automatisch archiviert?«
Diesmal schaute er auf. Ich hatte Archiv in der Verbform benutzt, demnach musste ich in Ordnung sein.
»Ja«, erwiderte er. »Sie nimmt alle fünfzehn Sekunden ein neues Bild auf und speichert es einfach auf der Festplatte ab. Gewöhnlich lösche ich dann morgens.«
Deborah umklammerte meinen Arm fest genug, um mich zu verletzen. »Haben Sie heute Morgen schon gelöscht?«, fragte ich.
Er sah wieder weg. »Nein«, antwortete er. »Ihr Typen seid hier reingestapft und habt rumgebrüllt und so. Ich habe nicht mal meine E-Mail abgerufen.«
Deborah sah mich an. »Bingo«, sagte ich.
»Kommen Sie her«, forderte sie unseren unglücklichen Gefährten auf.
»Häh?«, fragte er.
»Kommen Sie her«, wiederholte sie, und er erhob sich langsam mit hängender Kinnlade und rieb seine Knöchel.
»Was?«, fragte er.
»Können Sie bitte hier herüberkommen, Sir?«, befahl Deborah in echt abgebrühter Cop-Manier, und er setzte sich stotternd in Gang und kam herüber. »Können wir uns bitte die Bilder der letzten Nacht ansehen?«
Er sah den Computer an und dann sie. »Warum?«, fragte er. Ach, die Mysterien menschlicher Intelligenz.
»Weil«, sagte Deborah sehr langsam und deutlich, »ich glaube, dass Sie eine Aufnahme des Killers gemacht haben könnten.«
Er starrte sie blinzelnd an, dann errötete er. »Vollkommen unmöglich«, sagte er.
»Äußerst wahrscheinlich«, versicherte ich ihm.
Er starrte erst mich und dann Deb an, seine Kinnlade hing herunter. »Irre«, sagte er. »Ohne Scheiß? Ich meine, echt, wirklich? Ich meine …« Seine rote Färbung vertiefte sich.
»Können wir die Aufnahmen sehen?«, sagte Deborah.
Er verharrte eine Sekunde reglos, dann ließ er sich in den Stuhl am Schreibtisch fallen und griff nach der Maus.
Der Bildschirm erwachte umgehend zum Leben, und er begann wild zu tippen und mit der Maus zu klicken.
»Bei welcher Uhrzeit soll ich anfangen?«
»Wann sind alle gegangen?«, fragte Deborah.
Er zuckte die Achseln. »Gestern Abend war hier nichts los. Ungefähr um zwanzig Uhr waren alle weg.«
»Beginnen Sie mit Mitternacht«, wies ich ihn an, und er nickte.
»Okay«, sagte er. Einen Augenblick arbeitete er schweigend. »Komm schon«, murmelte er dann. »Er ist nur mit 600 Megahertz getaktet«, erklärte er. »Sie wollen ihn nicht aufrüsten. Sie behaupten, das reicht, aber er ist soooo verdammt langsam und – okay«, er brach plötzlich ab.
Auf dem Bildschirm erschien eine dunkle Aufnahme: der leere Parkplatz unter uns. »Mitternacht«, kommentierte er und starrte auf den Monitor. Nach fünfzehn Sekunden sprang das Bild zum selben Bild um.
»Müssen wir uns das fünf Stunden lang ansehen?«, erkundigte sich Deborah.
»Scrollen Sie vorwärts«, wies ich ihn an. »Achten Sie auf Scheinwerfer oder etwas in der Art.«
»Zu Befehl«, sagte er. Er tastete ein paar schnelle Befehle, und die Bilder begannen eins pro Sekunde vorbeizurauschen. Zunächst änderte sich nicht viel; derselbe dunkle Parkplatz; ein helles Licht in der Ecke der Aufnahme. Nachdem ungefähr fünfzig Aufnahmen vorbeigeklickt waren, sprang ein Image auf den Schirm. »Ein Transporter«, rief Deborah.
Unser Computerfreak schüttelte den Kopf. »Sicherheitsdienst«, meinte er, und im nächsten Bild war
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