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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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war.
    »Entschuldigen Sie sich ja nicht«, sagte Kyle jetzt warnend.
    »Oder Sie treten mir in den Hintern«, ergänzte Kristen mit einem müden Lächeln. »Ich weiß. Hat Abe schon angerufen?«
    »Nicht, seit Sie das letzte Mal vor fünf Minuten gefragt haben.« Becca tätschelte ihre Hand. »Es geht ihm gut, Kristen. Er kann sehr gut auf sich aufpassen.« Es war ein mechanisch ausgesprochener Satz, typisch für Mütter und Ehefrauen von Polizisten. Kristen hätte gerne gewusst, ob Becca es selbst glaubte.
    »Im Übrigen ist es doch nur ein Abendessen«, sagte Kyle. »Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass er die falsche Gabel nimmt und Sharon ihn mit ihrer scharfen Zunge zerlegt.«
    Kristen sah ihn neugierig an. »Wieso? Ist sie so schlimm?«
    Kyle wand sich unbehaglich, aber Becca schnaubte. »Debra war wirklich ein lieber, großzügiger Mensch, aber ihre Eltern hingen sehr am Geld und an der Macht, die es mit sich bringt.« Ein verletzter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Abe war nie gut genug für ihre Tochter, und Jim hat keine Gelegenheit ausgelassen, um es ihn spüren zu lassen.«
    »Becca«, tadelte Kyle sanft. »Das ist alles Vergangenheit. Sie können ihn jetzt nicht mehr verletzen.«
    Kristen blickte von einem zum anderen, aber keiner der beiden schien bereit, dem noch etwas hinzuzufügen. »Abe hat mir von dem Gerichtsverfahren erzählt. Dass ihre Eltern versucht haben, das Sorgerecht zu bekommen.«
    Kyles Augen weiteten sich. »Das hat er?«
    Becca presste die Kiefer zusammen. »Hat er Ihnen auch erzählt, dass sie ihm immer die Schuld dafür gegeben haben, dass Debra angeschossen wurde? Fünf Jahre lang lag sie da, und sie haben es immer ihm angelastet.«
    Armer Abe. Armer Kyle und arme Becca, die zusehen mussten, wie ihr Sohn sich über die vielen Jahre hinweg quälte. »Er wollte sie eigentlich nicht treffen.«
    Becca schnaubte wieder. »Natürlich wollte er das nicht.«
    »Und warum hat er es dann getan?«, fragte Rachel, die auf dem Boden lag. Kristen blinzelte. Sie hatte beinahe vergessen, dass das Mädchen da war und jedes Wort mithörte.
    Kyle seufzte. »Ich nehme an, um die Sache endlich zu einem Abschluss für alle zu bringen.«
    »Und um das Risiko zu verringern, dass die Taufe am Sonntag ruiniert wird«, fügte Kristen hinzu. Noch ein Grund mehr, Respekt vor Abe Reagan zu haben.
    Beccas Augen wurden feucht. »Sie scheinen ihn wirklich zu verstehen.«
    Kristen empfand erneut die Sehnsucht, die ihr nun schon vertraut war. Sehnsucht nach Abe, nach seiner Familie. Nach der Herzlichkeit, die in diesem Haus wohnte. »Er ist ein guter Mensch«, sagte sie schlicht.
    Kyle räusperte sich geräuschvoll und griff nach der Brieftasche, die auf dem Beistelltisch lag.
    »Kyle«, murmelte Becca. »Nicht.«
    Kristen spitzte die Lippen. »Will er mich auszahlen?«
    »Nein, er will dir Debras Foto zeigen«, sagte Rachel, und Kristen versteifte sich, aber es war zu spät. Kyle hielt ihr das abgewetzte Foto hin, und nicht hinzusehen wäre unhöflich gewesen.
    Also zwang sie sich, den Menschen zu betrachten, der Abes »Ein und Alles« gewesen war. Neben einem glücklich lächelnden Abe sah sie eine große Frau mit dem riesigen Bauch der letzten Schwangerschaftswochen. Debra war durchschnittlich hübsch, gewiss nichts Besonderes, aber was sie auszeichnete, war das Strahlen, das innere Leuchten, das sie ungemein attraktiv machte.
    »Das war zwei Wochen, bevor sie angeschossen wurde«, sagte Kyle. Seine Stimme war so belegt, dass Kristen schlucken musste. »Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Sohn noch einmal mit solch einem Gesichtsausdruck sehen würde.« Sein Daumen strich über die Plastikhülle, unter der das Foto steckte. »Und doch ist es geschehen. Seit er Sie kennt.« Der Daumen verschwamm plötzlich, und Kristen biss sich auf die Innenseite der Wange. Sie konnte nicht aufblicken.
    Rachel drückte ihr ein Taschentuch in die Hand, ähnlich wie Aidan am Tag zuvor. »Putz dir die Nase, bevor wir alle zu plärren anfangen«, sagte sie, und Kristen lachte brüchig.
    »Bist du sicher, dass du erst dreizehn bist?«
    »Fast vierzehn, bitte«, erwiderte Rachel hochmütig.
    Kyle stöhnte, und der Moment war endgültig vorbei. »Sie geht hart auf die zwanzig zu.«
    »Also akzeptierst du, dass ich mit Trent gehe?«
    Kyle sah sie stirnrunzelnd an. »Nein. Erst wenn du sechzehn bist.«
    Rachel zuckte die Achseln. »Der Versuch war’s wert.«
    Dankbar für die zeitweilige Ablenkung blickte Kristen auf

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