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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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seinem Blick, hielt ihn fest. »Für eine Weile.«
    »Wie ist es dem Kerl ergangen?«
    Kristen schüttelte den Kopf. »Nein. Das werd ich dir nicht sagen!«
    Er sah sie drohend an. »Oh, doch, das wirst du.«
    »Oder was?«, sagte sie ruhig.
    Seine Schultern fielen nach vorne. »Bitte.«
    Sie hätte ahnen müssen, dass es ihm wichtig war. Und sie wusste es ja. Sie hatte ihn all die Jahre lang immer im Auge behalten. »Ironischerweise hat auch er Jura gewählt. Er ist in die Politik gegangen und nun Bürgermeister einer Kleinstadt in Kansas.« Ihre Lippen verzogen sich. »Er kandidiert für einen Sitz im Parlament. Die Umfragen bescheinigen ihm, dass er beliebt ist.«
    Abes Magen brannte. Dass ein solcher Mistkerl Macht und Geld erhielt und niemals für sein Verbrechen bezahlen musste, war mehr, als er verdauen konnte. »Du hättest ihn ruinieren können.«
    Sie saß reglos da. »Habe ich aber nicht. Ich habe damals nichts gesagt, und ich werde heute nichts mehr sagen.« Sie sah zur Seite, doch er hatte das verdächtige Glitzern in ihren Augen schon gesehen. »Weil ich ein Feigling bin.«
    Abe starrte sie an und traute seinen Ohren nicht. »Du bist nie und nimmer ein Feigling.«
    Sie blinzelte, und die Tränen kullerten ihre Wangen hinab. »Oh, doch, und ob. All diese Frauen, die Anzeige erstatten, sich wehren – sie sind mutig und tapfer. Ich zwinge sie dazu, das alles noch einmal durchleben zu müssen, sich öffentlich demütigen zu lassen, und in den meisten Fällen nützt es nicht einmal etwas.«
    Er packte ihren Arm und zog sie auf die Füße. »Ich will nie wieder so etwas von dir hören.« Sie hatte ihm ihre Geschichte kühl und distanziert erzählt, doch jetzt weinte sie, und während ihn die Vergewaltigung mit hilflosem Zorn erfüllte, brachen ihre Tränen ihm das Herz. Er zog sie in die Arme und hielt sie fest. »Es gibt verschiedene Arten von Mut, Kristen. Du gehst jeden Tag zur Arbeit und durchlebst deine Erfahrung von damals neu. Du machst es diesen Frauen möglich, zu ihrem Recht zu kommen. Du bist die mutigste Frau, die ich je kennen gelernt habe.« Er küsste ihren Scheitel. »Nachdem Debra angeschossen worden war, lebte ich nur von einem Tag zum nächsten. Ich meldete mich für die riskantesten Aufträge, weil mir das Leben nichts mehr bedeutete. Ich hatte Angst vor der Zukunft, Kristen. Ich hatte Angst davor, wieder an das Glück zu glauben.«
    Sie regte sich nicht in seinen Armen. »Und bist du jetzt wieder glücklich, Abe?«
    Er tippte ihr Kinn an, bis sie den Kopf hob. »Ja.« Mit den Lippen strich er zart über ihren Mund. »Und du?«
    »Glücklicher, als ich je im Leben gewesen bin.« Sie sagte es so ernst, dass es ihm wehtat.
    Er musste sie wieder lächeln sehen. »Ich wette, ich könnte dich noch ein bisschen glücklicher machen«, neckte er sie.
    Ihre Mundwinkel wanderten aufwärts. »Ja, das denke ich auch.«

Donnerstag, 26. Februar, 23.15 Uhr
    Er wartete, bis sie die Küche verlassen hatten, bevor er durch den Garten zu seinem Lieferwagen zurückging. Zunächst war er schockiert gewesen, erschüttert, verunsichert, doch jetzt empfand er nichts als kalte Wut. Er hatte seine Beute gejagt und gestellt. Drei Männer lagen stöhnend in seinem Keller und warteten darauf, ihre gerechte Strafe zu bekommen. Er lag gut in der Zeit.
    Er hatte noch Luft, ein weiteres Unrecht wieder gutzumachen.

Freitag, 27. Februar, 8.45 Uhr
    Es war Freitag, aber niemand war in Wochenendlaune. Abe musterte Spinelli, der nach der gestrigen Pressekonferenz erschöpft und ausgezehrt wirkte. Er sah aus, als täte er alles lieber, als ihr morgendliches Meeting zu leiten, aber er stand trotzdem an der Tafel und zückte den Marker. Ja, es gab tatsächlich alle möglichen Arten von Mut.
    »Was wissen wir Neues, Leute?«
    »Ich habe Informationen über die sechs Angeklagten, die unter dem Vorsitz von Richter Hillman von Simpson verteidigt worden sind«, begann Abe. »Vier waren aufzutreiben, zwei nicht. Aber da sie dennoch irgendwo quicklebendig herumlaufen könnten, suchen wir noch weiter.«
    »Simpsons Wagen ist letzte Nacht gefunden worden«, sagte Jack. »Das Fenster an der Fahrerseite ist von außen eingeschlagen worden – vielleicht hat er sich im Wagen verschanzt, und der Kerl hat die Scheibe zertrümmert, um an ihn ranzukommen. Gestern ist ein Notruf von seinem Handy eingegangen, aber der Anrufer hat nichts gesagt, und nach zehn Sekunden war die Verbindung weg. Die Zentrale hat noch versucht zurückzurufen,

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