Des Todes Liebste Beute
ließ sie mit der Schachtel und einem aufgeregten Officer McIntyre allein.
»Das ist wirklich kein guter Tag, Miss Mayhew«, sagte McIntyre unglücklich, und Kristen musste plötzlich kichern. Nie war ein Satz wahrer gewesen, dachte sie, und dann fing sie an zu lachen. Sie lachte und lachte, und als sie keine Luft mehr zum Lachen hatte, ließ sie sich im Stuhl zurücksinken. McIntyre schwieg und beäugte misstrauisch ihre Teetasse.
»Es ist nur ganz normaler, altmodischer Earl Grey, Officer«, sagte sie, als sie wieder reden konnte. »Der Scotch gehört Reagan.«
»Ja, Ma’am. Könnten wir nun das mit der Aussage regeln?«
Kristen zog einen Stuhl vom Tisch und bedeutete ihm, sich zu setzen. »Machen Sie nur, Officer. Ich habe nichts genommen, und ich stehe auch nicht mehr unter Schock. Ich bin bloß verdammt müde, und ich mache mir Sorgen.«
Er sah sie mitfühlend an, während er einen Block hervorholte. »Ich werde mich kurz fassen, Ma’am.«
Und er hielt sein Wort, indem er keine überflüssigen Fragen stellte oder sie unnötigerweise ihre Sätze wiederholen ließ. Als Reagan zurückkam, schob er den Block wieder in seine Jackentasche.
»Haben Sie alles, was Sie brauchen, McIntyre?«
»Ja. Ich weiß zwar nicht, ob wir jemanden erwischen, aber wir schicken morgen ein paar Leute in die Gegend, die sich umhören sollen. Vielleicht gibt ja jemand mächtig damit an. Mal sehen.«
Reagan verzog das Gesicht. »Sie werden es wieder versuchen.«
Kristens Magen hob sich. »Na, toll.«
Reagan drückte leicht ihre unversehrte Schulter. »Versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen.« Er zog seine Hand weg, bevor sie der Versuchung nachgeben konnte, sich an ihn zu lehnen. »Spinelli und Jack kommen her. McIntyre, Sie müssen mir genau zeigen, wo Sie die Schachtel gefunden haben.«
McIntyre setzte seine Mütze auf. »Kein Problem, Detective. Miss Mayhew, ich rufe Sie an, falls wir noch Fragen haben.«
Reagan ging mit ihm hinaus, aber sie hörte, wie er jemand anderen begrüßte, und riss die Augen auf, als er kurz darauf in Begleitung einer Frau um die dreißig mit hellbraunem Haar und einer schwarzen Tasche eintrat. Ihr Haus hatte in der vergangenen Stunde mehr Besucher gesehen als in den letzten beiden Jahren. Reagan warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. »Das ist meine Schwägerin – Ruth.«
Die Kinderärztin. Kirsten schürzte die Lippen. »Wie ich schon sagte – ich bin nicht verletzt.«
»Und Sie wissen es wahrscheinlich am besten, Miss Mayhew«, sagte die Frau. »Lassen wir uns kurz nachsehen, damit wir beide ins Bett gehen können.«
»Bitte nennen Sie mich Kristen.« Sie funkelte Reagan wütend an, doch dieser wirkte nicht einmal ansatzweise schuldbewusst. »Es tut mir Leid, dass Reagan Sie um diese Zeit noch aufgescheucht hat, aber mit mir ist wirklich nichts.«
»Schau dir bitte ihre Schulter und das Knie an«, sagte Reagan, als ob er sie nicht gehört hätte. Kristen stieß frustriert die Luft aus, aber Ruth grinste nur.
»Nennen Sie mich Ruth oder Dr. Reagan, aber bitte nicht Dr. Ruth. Abe, hau ab.« Sie wartete, bis er draußen war, dann wandte sie sich lächelnd zu Kristen um. »Ziehen Sie bitte Jacke und Strumpfhose aus, wenn es geht.«
Die Sache mit der Jacke schmerzte, war aber zu schaffen, doch als sie sich an der Strumpfhose versuchte, musste sie aufgeben. »Es war wohl doch gut, dass Sie vorbeigekommen sind. Die Vorstellung, in den Dingern zu schlafen, ist nicht sehr reizvoll.«
Ruth grinste und kniete sich vor ihren Stuhl. »Ich kann mir nicht einmal vorstellen, die Dinger zu tragen. Ich würde mir vorkommen, wie eine Wurst in der Pelle. Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Sie zupfte und zog ein paar Mal, dann saß Kristen mit nackten Beinen da, den Rock über die Knie hochgeschoben. Ruth tastete das Knie ab und setzte sich dann auf ihre Fersen. »Ich würde sagen, Sie haben sich das Knie verdreht und die Schulter gezerrt. Nichts davon ist lebensbedrohlich, aber es wird morgen ziemlich wehtun.«
Kristen legte die Stirn in Falten. »Mehr als jetzt?«
»Oh, viel mehr als jetzt«, antwortete Ruth fröhlich. »Aber wenn man bedenkt, was sonst noch alles hätte passieren können, würde ich sagen, Sie haben Glück gehabt.« Sie erhob sich und sah auf Kristen herab, während die fröhliche Miene einem Ausdruck der Besorgnis wich. »Abe ist ein guter Kerl. Er hat befürchtet, dass Sie unter Schock stehen. Urteilen Sie nicht zu hart.«
Kristen zog sich den Rock wieder über die Knie. »Es
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