Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
die Maskenbildnerin hat langes, wallendes Haar – in der Regel sind es heutzutage ja Extensions – und sie die nicht zusammengebunden hat, mich schminkt und dieser Haarevorhang vor meinem Gesicht baumelt, bin ich kurz vorm Kollaps. Ich kann auch nicht haben, wenn ich zum Friseur komme – oder auch in die Maske, manchmal lassen sich Kollegen die Haare in der Maske schneiden, und ich komme da rein, und dann liegen da Haare auf dem Boden. Ich kann mich erst auf den Stuhl setzen, wenn die Haare weggekehrt sind. Ich habe überhaupt keine Erklärung dafür, warum es so ist.
Ich habe jetzt gerade die Theorie, dass du dich vor der Hornkonsistenz ekelst. Haare sind im Prinzip nichts anderes als ganz, ganz, ganz, ganz, ganz dünne Nägel. Das ist Horn.
Okay, ich habe ein Horn-Problem. Du bist dran.
Ich liebe es, einzukaufen. Ich kaufe nur immer von allem zu viel. Wir haben unglaubliche Vorräte an WC-Papier, Zewa, Kleenex, Mülltüten im Haushalt, was kein großes Problem ist, denn diese Dinge verwesen ja nicht, die sind ja sehr, sehr lange haltbar. Da ist es unproblematisch.
HA! Ich werde jetzt auf der Stelle unseren Knabbervorrat dokumentieren!! Sprich du bitte weiter …
?!
(Aus’m Büro:) Hast du erzählt, dass du ein Eichhörnchen bist?
Ich bin ja gerade dabei.
(Aus’m Flur:) Hast du es schon erwähnt, dass wir das immer bei dir die Eichhörnchen-Klatsche nennen?
Genau. Ich habe eine Eichhörnchen-Klatsche.
Es gibt dafür auch keinen anderen Ausdruck. Ich habe es extra vor unserem Gespräch gegoogelt. Es gibt das Diogenes-Syndrom. Das sind aber Menschen, die Unrat sammeln. Das bin ich nicht. Was «um» ist, das mag ich nicht. Es muss frisch und neu sein. Ich glaube, es ist in meinem ganzen Leben noch nie passiert – und es wird mir auch nicht passieren –, dass ich beim Nachbarn klingeln und um eine Tasse Zucker bitten muss. Eher klingelt der Supermarkt bei mir und bittet um 15 Pakete Zucker. Walter Scheel hat früher schon gesagt, als ich den Haushalt schmeißen musste, nach dem Tod meiner Mutter: «Du kaufst ein wie ein Nachkriegskind.» Weil diese Generation verständlicherweise die Dinge, die es lange nicht gab, gehortet hat, als sie dann wieder käuflich zu erwerben waren. Nun bin ich 1963 geboren worden, das kann nicht der Grund sein.
Hast du es denn mal für dich versucht, zu analysieren? Sonst hätte ich einen kleinen küchenpsychologischen Ansatz.
Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, wenn ich alles da habe. Kästenweise Bier, kästenweise Wasser, palettenweise Cola light. Plus Dinge, die ich persönlich gar nicht benötige. Ich will, dass wir immer alles da haben, falls … ich weiß nicht, was. So weit denke ich nicht. Ich will nur alles da haben.
Vielleicht liegt es an dem Verlust der Mutterliebe und -wärme, dass du meinst, tonnenweise Lebensmittel oder Papierrollen hat was mit Geborgenheit zu tun?
Das Lebensmittelhorten hat mit Sicherheit mit meiner Essstörung zu tun. Da vor 25 Jahren Magersucht als Krankheit nicht so bekannt war wie heute, bin ich nie richtig austherapiert worden. Ich habe immer noch das Problem, dass ich mir das Essen schwer gönnen kann. Ich habe es jetzt objektiv im Griff, aber es ist immer noch ein Kampf, mir was zu gönnen. Das kompensiere ich damit, dass ich ganz viel kaufe. Das ist so eine Form von Essen, also von Haben der Nahrungsmittel, ohne sie i n mir zu haben. Ohne einen Gewichtsanstieg befürchten zu müssen.
Mboah. Da haste dir echt ’ne Scheiß-Krankheit eingetreten.
Aber unsere Gäste sind dankbar, dass alles im Überfluss da ist.
Das kann ich bestätigen. Unsere Gäste sind dankbar, und deswegen komme ich direkt zu meiner nächsten Marotte: Gäste. Ich gehe ungern ohne Geschenk irgendwohin. Selbst zu den kleinsten Anlässen schleppe ich Geschenke mit und wenn es nur das Gimmick der Micky Maus der Woche ist. Ich selbst kann aber schlecht Geschenke annehmen. Außer von dir und Dicki, die ihr mir nun in der Tat auch die schönsten Geschenke der Welt macht. Ich bin immer komisch peinlich berührt, wenn ich selber Geschenke bekomme, meine aber, ich müsste alle zuwerfen mit Geschenken.
Ich bin froh, dass ich einkaufen gehe und nicht du. Du würdest jeder Bäckereifachverkäuferin, bevor du Brötchen kaufst, erst mal irgendeine Kleinigkeit schenken wollen.
Wahrscheinlich. Ich gebe ja auch Trinkgeld beim Metzger.
Na, das machst du doch auch, weil du von der
Weitere Kostenlose Bücher