Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
genommen und vor meine Haustür gestreut.
Vor der Haustür?
Ja, vor die Haustür. Das muss man so machen, um das drohende Unheil abzuwenden.
Das war deine erste Maßnahme. Und was hast du danach gemacht?
Dann habe ich Unmengen von Salz über die Scherben gestreut.
Hattest du genug Salz im Haus?
Ich hatte genug Salz im Haus, ja.
Hast du da, wo du wohnst, einen Garten?
Nein, aber ich habe die Sauerei bis 12 Uhr nachts liegen lassen, um dann alles um Mitternacht in einem Müllcontainer unten im Keller zu entsorgen.
Um 12 Uhr? Das war wichtig? Punkt 24 Uhr?
Ja, unbedingt. Ich habe auch tapfer so lange gewartet.
Und du hast auch keine Erde mehr drübergeschüttet? Das wäre mir aber zu unsicher gewesen.
Nein, ich hatte das Gefühl, ich habe mein Soll, was dieses Drama betrifft, erfüllt.
Wie liefen denn später die Dreharbeiten?
Großartig. Das war ein sehr erfolgreiches Projekt. Ich habe alles richtig gemacht.
Hast du mittlerweile einen neuen Spiegel?
Nein, ich habe keinen neuen Spiegel mehr angeschafft. Ich habe nur noch einen Badezimmerspiegel. Der muss reichen.
Das war doch zu traumatisch?
Das war zu traumatisch, ja.
Ehrlich jetzt? Oder macht ihr beide Spaß?
Nein, ich war an dem Tag so geschockt, dass ich meine Mutter und einen Freund von mir angerufen habe, um mich von beiden beruhigen zu lassen. Das war alles andere als lustig. Übrigens wurden mir prompt eine Woche später mein Blackberry und mein Portemonnaie geklaut.
Nein!
Das war ein Riesenrückschlag.
Das war ein Rückschlag. Du hast den Diebstahl natürlich sofort mit dem zerbrochenen Spiegel in Zusammenhang gebracht.
Natürlich, das war das Allererste.
Du Armer, ich kann dich gut verstehen. Fällt dir sonst noch was zum Thema Aberglauben ein?
Letzte Woche habe ich versehentlich ein Paar Schuhe gedankenverloren auf den Tisch gestellt. Im selben Moment bin ich zusammengezuckt und habe sofort Holz angefasst.
Ach, das reichte dann? Da musstest du kein Salz auf den Tisch schütten?
Nein, es hat gereicht, nur ein Stück Holz zu berühren. Das mache ich auch ganz bewusst mehrmals in der Woche.
Holz leitet das Unglück ab?
Richtig. Man soll dreimal drauf klopfen.
Das hat aber was damit zu tun, die bösen Geister durch den Krach zu vertreiben. Man kann angeblich auch auf anderes Material klopfen. Es muss nicht unbedingt Holz sein. Was glaubst du denn, woher dein Aberglaube kommt? Hat es was damit zu tun, dass du Künstler bist? Schauspieler? Oder ist deine Mutter auch empfänglich für Aberglauben? Ist es etwas, was du gelernt hast?
Niemand aus der Familie ist abergläubisch. Es hat bestimmt ein bisschen etwas mit dem Schauspielerdasein zu tun, da in unserem Beruf einfach so wahnsinnig vieles unsicher ist. Es kann am nächsten Tag vorbei sein. Eine Premiere kann schiefgehen. Man kann die Rolle nicht kriegen. Das sind Dinge, die ständig passieren. Andere Leute haben einen festen Job bis zur Rente. Unsereins erlebt ständig diesen Stress. Beim Vorsprechen, mit einem Casting oder bei einer Premiere. Deswegen habe ich immer so das Gefühl, wir haben überhaupt keine Kontrolle über unser Leben. Ich will sie aber haben. Aus diesem Grund versuche ich, irgendwie unterbewusst ein bisschen Kontrolle zu entwickeln über das, worüber ich in Wahrheit natürlich keine Kontrolle habe.
Dr. Lütz, der selber Theologe ist, sagt, dass Aberglaube ein Ersatzglaube ist. Bist du ein gläubiger Mensch? Glaubst du an Gott?
Nein. Ich glaube an eine Energie, an eine Kraft. Und ich glaube, dass das, was wir sehen und spüren, noch längst nicht alles ist. Aber ich glaube nicht an etwas, was da oben ist, bei dem wir, wenn wir uns schlecht benehmen, Abbitte leisten müssen. Ich glaube nicht, dass da jemand mit erhobenem Zeigefinger sitzt. Ich glaube an eine Energie, an eine Kraft. Manchmal kann ich das sogar ganz deutlich spüren.
Leidest du unter Ängsten? Was macht dir heute Angst?
Das sind die üblichen Sachen, vor denen wir, glaube ich, alle Angst haben. Krankheit. Oder dass man sich nicht mehr selber um sich kümmern kann, solche Sachen.
Keine Höhenangst? Keine Platzangst?
Höhenangst und Platzangst.
Ach, kuck mal, geht doch! Du hast also Höhenangst gepaart mit Platzangst?
Ja.
Glückwunsch!
Wenn es das Drehbuch verlangt, bist du dann in der Lage, deine Platz- oder auch Höhenangst zu
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