Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
Vom Netzwerk:
macht.
     
    Seine Arbeit an – für – mit – MAD hat ihn wohl letztlich auch befähigt, die Anleitung für das Brettspiel «Spion & Spion» zu schreiben, die mit der «Essener Feder» für die «beste Spielanleitung» prämiert wurde.
     
    Wir durften Herbert bei der Arbeit zu «Genial daneben» besser kennenlernen. Unter den manchmal etwas schroffen, schnellen, sarkastischen Sprechblasen verbirgt sich ein feiner, selbstkritischer, philosophischer Geist, den wir liebenswert finden.
    Er scheint uns auch zu mögen, bekamen wir doch tatsächlich zu seinem 70. Geburtstag eine AUSladung, wie alle nichtgewollten Gäste. Zudem besuchte er uns überraschenderweise daheim, obwohl ihm vier Milliarden Termine ein enges Korsett schnüren und wir sicher waren, er würde sagen: «Wenn ihr mich wollt, kommt gefälligst zu mir!» Da ahnten wir noch nicht, dass bei Feuersteins wohl kein Fremder wirklich willkommen ist. Die Gründe dafür erfuhren wir bei folgendem Gespräch. Herbert gab schon zigmal den Frosch in der «Fledermaus» … an dem Tag war er kein Frosch.
     
    HvS: Lieber Herbert, gibt es Dinge, die du als Kind getan hast und heute als Erwachsener noch tust?
     
HF: Ihr redet über Sex. Ganz eindeutig.
     
    Eher Angewohnheiten. Wir fragen uns, ob du als Kind schon ein verschrobenes Zeitgenösselchen warst, das skurrile Hobbys hatte oder nicht auf Fugen treten konnte, und du denkst: «Eigentlich bin ich als 70-Jähriger noch genauso!»
     
Ich war nicht etwas verschroben, sondern total verschroben, weil ich in meiner Ablehnung gegen Elternhaus und Umwelt völlig isoliert dagestanden habe. Das hat zum Teil zeitgeschichtliche Gründe. Ich war sieben, als der Weltkrieg zu Ende war. Und hatte natürlich die Spannungen mit dem Nazi-Vaterland später in der Pubertät. Meine Familie war mir eher fremd, ich hatte mich immer fast als «selbst gezeugt» gesehen. Das ist bis heute so geblieben. Natürlich bin ich als Kind wie alle sorgfältig über Fugen gestiegen, aber ich habe nie einen Aberglauben daraus entwickelt. Nur einen sehr, sehr frühen Größenwahn. Ich habe mich als Acht- oder Neunjähriger gern in Rollen hineinversetzt: Wenn ich jemand Interessanten im Radio hörte, dann war ich das. Wenn es in der Nachkriegszeit eine Parade von amerikanischen Soldaten gab und da ein Panzer fuhr, dann saß ich drin. Das habe ich gegenüber meinen Schulkollegen frech behauptet. Ich gehe davon aus, dass mir niemand geglaubt hat. Ich habe mit zwölf meine ersten Gedichte geschrieben und hatte einen unerträglichen Schwager, der mich so was von reingelegt hat, weil er sagte, er würde sie drucken lassen, das aber dann nie gemacht hat. Der war eine ganz große Enttäuschung. Ich hatte Schulhefte angelegt, da stand drauf: «Werke I – Herbert Feuerstein», und auf dem zweiten Heft dann «Werke II», wie ich es bei den Prachtbänden von Goethe und Schiller gesehen hatte …
     
    Hihi. Du hast die Hefte gedanklich neben den «Faust» und «Die Räuber» ins Regal gestellt?
     
Ja. Ich musste immer irgendwelche besonderen Dinge machen, um zu zeigen, dass ich anders bin. Ich habe mit 15 eine Messe komponiert, die in der Schule aufgeführt wurde. Ich habe selber Orgel gespielt. Oder als 13-Jähriger ein Theaterstück, das ebenfalls aufgeführt wurde, ein kolossales Drama mit fünf Akten, dauerte aber nur etwa 15 Minuten.
     
    CS: Waren denn deine Eltern stolz auf dich?
     
Überhaupt nicht. Der Vater war abwesend, in der Endkriegszeit ebenso wie in der Nachkriegszeit. Und die Mutter hatte eigentlich nur einen einzigen Satz zu meiner Erziehung beizutragen, und der lautete: «Wann wirst du endlich normal?»
     
    Du sprachst von deinem Schwager – bist du mit einer Schwester groß geworden?
     
Ich hatte eine Schwester, die neun Jahre älter war. Das ist natürlich schon auch ein Fluch. Da leidet man ganz enorm. Die hatte sich dann für einen Typen entschieden, den ich wirklich abgrundtief hasste. Ein Muskelmensch, der immer in Unterhosen durch die Wohnung marschiert ist und geprotzt hat, und ein Nazi war er auch noch.
     
    Weißt du, was ich mich gerade frage, weil ich mit einem sozialdemokratischen Vater groß geworden bin: Wie schafft man es denn als Kind schon, sich politisch gegen einen Nazi-Vater durchzusetzen? Zu wissen, dass dessen Position Kacke ist?
     
Das passierte nicht als Kind. Eher in der Vorpubertät, wo man dann sowieso seine Meinung gegenüber Autoritäten, Eltern und Schule grundsätzlich ändert. Als Kind war das nicht

Weitere Kostenlose Bücher