Des widerspanstigen Zaehmung
sie von ihrem Pakt mit Nigel. In den Augen ihrer Eltern machte das aus der Verratenen eine Verräterin.
Wenn ihre ganze Familie die Wahrheit wusste, sprach viel dafür, dass auch Grayson von ihrem Geheimnis erfahren hatte. Er wusste alles!
Der Besuch bei der Modistin, sein verändertes Verhalten, der kühle Ausdruck in seinen Augen, sein plötzliches Ansinnen, sie nach Brighton zu bringen.
Er wusste es, und er hatte sie zu einer ahnungslosen Schachfigur in einem durchtriebenen Plan gemacht. Aber welchem Zweck sollte das Ganze dienen? Er wusste es!
Einer Venus auf dem Kriegspfad gleich stieg sie aus der Wanne und scherte sich nicht darum, dass das Badewasser auf den Axminsterteppich spritzte.
„Oh, dieser Teufel!", murmelte sie, während sie sich splitternackt und klatschnass vor den Toilettentisch stellte. „Dieser hinterlistige Satan! Spielt er doch mit mir wie ein Löwe mit ihr Blick fiel auf die kleine Brosche, „... mit einer Maus!"
Tatsache war zwar, dass ihr eigener listiger Plan diese Komplikationen verursacht hatte, doch sie verdrängte diesen Gedanken sofort und hielt an ihrer rechtmäßigen Entrüstung fest. Er wollte sie also in eine Edelkurtisane verwandeln, wie? Sie in Diamanten und rosa Seide umherstolzieren lassen? Nie im Leben hätte ihr Vater einem solchen Plan zugestimmt, wenn es keinen wirklich zwingenden Grund gäbe.
Ein Boscastle war nötig, um es mit einem Boscastle aufzunehmen, und Jane wusste sofort, wo sie das schwächste Glied in der Kette finden konnte.
Nachdem sie sich angekleidet hatte, marschierte sie barfuss durch den Flur bis zu Chloes Zimmer und schickte das Dienstmädchen fort, das dort versuchte, Ordnung zu schaffen. Chloe war dem Anschein nach wieder ihrer Leidenschaft für Sozialreformen verfallen, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Kavallerie-Offizier William zu einer Kaserne in Devon geschickt worden war. Jetzt lag sie zusammengerollt auf der Recamiere, auf dem Schoß einen Stapel Briefe an Freunde im Parlament, dazu eine zur Hälfte geleerte Pralinenschachtel und eine Liste der Aufgaben, denen sie sich widmen wollte. Die Fensterläden waren geschlossen, um die düstere Atmosphäre zu unterstreichen. Als Jane ins Zimmer gestürmt kam, zog Chloe nur eine Braue hoch.
„Ah", meinte sie mitfühlend und warf ihr volles schwarzes Haar nach hinten. „Ihr erster Streit mit meinem Biest von einem Bruder, richtig? Schokolade für die unglücklich Verliebte?"
„Ich will die Wahrheit wissen, Chloe."
„Die Wahrheit?" Interessiert legte sie ihren Stift weg. „Nun, er ist ein Tyrann, der alles zerstört, was einem lieb und teuer ist. Das ist die Wahrheit. Er hat sich über William hinweggesetzt und ihn nach Devon schicken lassen, damit er sich die Schmuggler vornimmt. Mein Bruder hat mir jede Chance genommen, ihn je wiederzusehen. Es wäre schön gewesen, sich wenigstens von ihm zu verabschieden."
„Ihr Verlust tut mir leid, Chloe, aber ich muss etwas anderes wissen. Wieso hat Grayson mich hergebracht?"
„Ich dachte, das sei offensichtlich", sagte Chloe mit durchaus freundlichem Unterton. „Arme Jane, ich hatte so sehr gehofft, Sie würden ihm widerstehen können."
„Antworten Sie mir."
Chloe betrachtete sie schweigend, ihre Augen spiegelten wider, welchen Konflikt sie mit sich austrug. „Ich habe noch niemals zuvor in meinem Leben ein Geheimnis der Boscastles verraten, aber da Sie ja praktisch schon eine Boscastle und dazu eine Frau sind so wie ich, verlangt es meine Ehre, Ihnen zu antworten."
Jane ließ sich auf der Recamiere nieder und nahm nervös den rachsüchtigen Tonfall zur Kenntnis, den sie aus Chloes Worten heraushören konnte. „Was ist das für ein Geheimnis?"
„Grayson und Heath haben keine Ahnung, dass ich es weiß", antwortete sie zögerlich. „Dass Sie was wissen?" „Die beiden haben es mir nicht gesagt." „Was denn?"
„Ich habe sie belauscht, müssen Sie wissen. Ich hatte mich in der Bibliothek versteckt, als Grayson seine Anwälte kommen ließ."
„Chloe, wenn Sie mir nicht auf der Stelle eine klare Antwort geben, werde ich Sie an den Haaren packen und aus dem Fenster halten, bis Sie es tun."
Missbilligend zog Chloe die Mundwinkel nach unten. „Sie hören sich auch schon an wie eine Boscastle."
„Warum ließ Grayson seine Anwälte kommen?"
Sie beugte sich nun vor. „Werden Sie mich vor seinem Zorn beschützen, wenn er dahinter kommt, dass ich ihn angeschwärzt habe?"
Erschrocken straffte Jane die Schultern. Was hatte Grayson
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