Des widerspanstigen Zaehmung
Dielenbrett. Jane errötete bei dem Gedanken, jemand könnte ihr Gespräch mit Grayson belauscht haben. „Sie sind völlig anders als Nigel", sagte sie mit gedämpfter Stimme.
Er lachte kurz, ehe er sich der Tür zuwandte. „Ich bin mir sicher, dass diese Tatsache für Sie von Vorteil sein wird."
5. KAPITEL
Einen Moment lang zog Grayson es in Erwägung, einfach so zu tun, als würde er die beiden Frauen nicht bemerken, die vor der Tür knieten. Doch als sie aufstanden und ihm den Weg versperrten, konnte er sie natürlich nicht mehr ignorieren. Wenn er ein regelmäßiger Besucher in diesem Haus werden sollte, musste er sich die zwei vornehmen.
„Entschuldigen Sie", er räusperte sich, um einen gespielt ernsten Ton anzunehmen, „aber belauschen Sie immer die privaten Gespräche Ihrer Schwester? Oder gilt Ihr Interesse etwa meiner Person?"
Die Art, wie er seine Frage formulierte, und sein gezielt anzüglicher Tonfall ließen die Schwestern heftig erröten.
Caroline fasste sich als Erste und bückte sich rasch, um das Buch aufzuheben, das sie vor Schreck hatte fallen lassen. „Wir... ähm wir haben eine Spinne gejagt ... "
„Ja, eine sehr große braune Spinne, die die ganze Treppe hinaufgelaufen ist", fügte Miranda hastig an.
Caroline fuchtelte ihm mit dem Buch vor der Nase herum, um ihre Worte zu unterstreichen. „Sie schien geradewegs in die Galerie laufen zu wollen. Wir hatten gehofft, sie zu fangen ... Jane hat Todesangst vor Spinnen."
„Und wenn Sie die Kreatur gefangen haben, was beabsichtigen Sie dann?" Er bekam ihre Hand zu fassen, bevor sie ihn mit dem Buch am Kinn treffen konnte. „Werden Sie ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?"
„Wir sind nur um Janes Wohl besorgt", sagte Caroline und gab damit das Schauspiel auf.
Grayson beugte sich vor und sah ihr tief in die Augen.
„Gibt es einen besonderen Grund, weshalb Sie glauben, ich könnte Ihren guten Absichten im Weg stehen?"
„Na ja", erwiderte Miranda leise. „Sie sind ein Boscastle."
Caroline nickte bestätigend. „Und es war ein Boscastle, der ihr das Herz brach."
„Weshalb es auch ein Boscastle sein muss", konterte er, „der Ihrer Schwester neuen Mut macht."
„Wie wollen Sie das erreichen?", fragte Caroline.
„Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht. Ich habe die Zustimmung Ihrer Eltern."
„Unsere Eltern wissen nichts darüber, was für uns das Beste ist", rief Miranda heftig. „Sie hätten auf Jane hören sollen, als die von ihren Vorbehalten gegenüber einer Heirat mit Nigel sprach."
Grayson zögerte. „Es scheint doch, dass Nigel derjenige mit Vorbehalten gegen eine Heirat war."
„Vielleicht ist das auch eine Eigenart der Boscastles", platzte Caroline heraus, ehe sie sich bremsen konnte. „Die Männer Ihrer Familie sind notorische Junggesellen."
Er verzog die Mundwinkel zu einem einschüchternden Lächeln. „Vielleicht könnten Sie zwei jungen Damen sich darauf konzentrieren, dieses ärgerliche Problem für mich zu lösen, anstatt mich zu belauschen."
Miranda errötete erneut, während sie über seine Worte nachdachte. Ihre Schwester stieß ihr den Ellbogen in die Rippen. „Das Problem", gab Caroline in schneidendem Tonfall zurück, „besteht darin, dass Jane extrem verwundbar ist. Und Sie sind ... "
Er schaute sie unschuldig an. „Ja, ich höre?"
„Nun", fiel Miranda endlich ein, „Sie sind ein wenig überwältigend. Jedenfalls für eine Frau in einer so empfindlichen Verfassung."
Die beiden sind zu amüsant, dachte er belustigt. Zwei selbstgerechte Kätzchen, die nie die raue Wirklichkeit erlebt hatten. Vielleicht sollte er ihnen einen wohlmeinenden Schrecken einjagen, damit sie wieder zur Vernunft kamen. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich Ihnen folgen kann."
Caroline drückte das Buch an ihre Brust. „Wie soll man das am behutsamsten formulieren? Sehen Sie, da ist diese gefährliche Kraft, die Sie umgibt und die junge Frauen anzieht."
„Eine gefährliche Kraft?", wiederholte er mit gespielter Bescheidenheit. „Das hätte ich nie für möglich gehalten."
„Und unsere Schwester", fügte Miranda betreten an, „könnte in ihrer momentanen Verfassung vielleicht nicht in der Lage sein, sich dieser Kraft zu widersetzen."
Grayson tat so, als müsse er erst einmal über dieses Dilemma nachdenken. Eine gefährliche Kraft? Das war zumindest etwas Originelles. „Ich bin ein wenig mit der Gefühlswelt der Frauen vertraut."
„Das haben wir auch schon gehört", murmelte Caroline, mit einem
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