Des widerspanstigen Zaehmung
Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
„Aber Sie denken doch nicht", flüsterte er mit entsetzter Miene, „ich würde Ihre Schwester verführen wollen, nachdem sie heute diese Demütigung über sich hat ergehen lassen müssen, oder etwa doch?"
„Natürlich nicht!", rief Miranda.
„Gütiger Himmel, nein", stimmte Caroline mit ein, obwohl sie genau das dachte. „Das wollten wir Ihnen auf keinen Fall unterstellen!"
Er lehnte sich gegen die Tür und kniff die Augen zusammen, als würde er angestrengt überlegen. „Und was haben Sie dann damit gemeint?"
Caroline schürzte die Lippen. „Nun ... zunächst einmal ...
Sie könnten versuchen, nicht so ... , so anziehend zu wirken, wenn Sie sich in ihrer Gesellschaft befinden."
„Und wie soll ich das anstellen?"
„Es würde helfen", warf Miranda unbeholfen ein, „wenn Sie sich nicht ganz so - so männlich gebärden würden."
Mit gesenkter Stimme und besorgter Miene erwiderte er: „Ich wusste nicht, dass ich auf das andere Geschlecht so Anstoß erregend wirke. Das ist äußerst beunruhigend."
„Das haben Sie falsch verstanden", sagte Caroline rasch, nachdem sie zu ihrer Schwester geschaut hatte. „Wirklich?"
„O ja", fuhr sie fort. „Ihr männliches Auftreten ist zwar überwältigend, aber nicht zwangsläufig anstößig."
„Oh, so ein Glück." Er stieß einen erleichterten Seufzer aus.
„Genau genommen", ergänzte Miranda, „ist Ihr Auftreten das exakte Gegenteil davon."
Caroline nickte nachdrücklich. „Das ist ja das eigentliche Problem."
„Aah, ich verstehe", sagte er bedächtig, während er Mühe hatte, noch länger ernst zu bleiben. „Wie es scheint, werde ich meine grässliche ... ,Männlichkeit' irgendwie unterdrücken müssen."
„Meiner Ansicht nach", kam auf einmal eine gefasste Stimme durch den Türspalt hinter ihm, „ist nicht Ihre Männlichkeit' an sich das Problem. Ich glaube, es liegt vielmehr daran, wie Sie sie einsetzen."
Grayson stieß sich leicht von der Tür ab, damit Jane in den Flur kommen konnte. Vor Schreck standen ihre beiden Schwestern wie erstarrt da, als sie ihnen gegenübertrat.
„Wir wollten ...", begann Caroline hastig.
„Ich habe gehört, was ihr wollt", unterbrach Jane sie. „War der heutige Tag nicht schon schwierig genug?"
Grayson nickte zustimmend. „Ich würde sagen, der heutige Tag reicht für ein ganzes Leben."
Jane warf ihm einen verärgerten Blick zu. Leider hatten ihre Schwestern durchaus Recht. Die Ausstrahlung dieses Mannes hatte auf eine normale Frau verheerende Wirkung, doch zum Glück war Jane nicht die Kontrolle über ihre Regungen entglitten. Zumindest war das vor wenigen Minuten noch der Fall gewesen.
„Wenn ihr zwei dann damit fertig seid, die Probleme Seiner Lordschaft zu lösen, würde ich mich gern in mein Zimmer zurückziehen und mich eine Weile hinlegen."
„Benötigen Sie Hilfe?", fragte Sedgecroft einschmeichelnd.
Erneut bedachte sie ihn mit einem wütenden Blick. Er fing schon wieder damit an! Vermutlich konnte er einfach nicht anders. Allein die Luft, die ihn umgab, schwelte verführerisch.
„Ich wurde am Altar im Stich gelassen, Mylord, nicht tödlich verletzt."
„O Jane", sagte Miranda mit Tränen in den Augen. „Wie weh dir das tun muss! Und wie tapfer du bist!"
Tapfer und rätselhaft, überlegte Grayson und musste an ihren Kuss und an Janes höchst merkwürdige Reaktion denken. Es sollte nicht allzu schwierig sein, sie seinen Cousin vergessen zu lassen, für den Fall, dass Nigel nicht wieder auftauchte. Je schneller sie ihn vergaß, umso besser. Die Trauer um eine unerwiderte Liebe würde Jane auf einen anderen möglichen Ehemann nicht so anziehend wirken lassen, wie sie es in Wirklichkeit war.
„Jane", erklärte er ernst und neigte den Kopf. „Ich werde jetzt gehen, damit Sie sich von der heutigen Tortur erholen können."
Sie seufzte verhalten. Die verpatzte Hochzeit hatte ihr nicht mal halb so viel zu schaffen gemacht wie Graysons Auftritt.
„Danke", murmelte sie. „Das ist zu freundlich von Ihnen."
Zu freundlich und zu reizend. Und zu verführerisch. Und zu gut aussehend. Und zu ...
„Ruhen Sie sich aus", wies er sie an. „Die Früchte unseres Plans werden die Mühe wert sein, allerdings beabsichtige ich, ein anspruchsvoller Begleiter zu sein."
Allein der Gedanke daran, welche Ansprüche er wohl stellen könnte, ließ ihren Puls wieder rasen. „Ich habe diesem Plan noch nicht zugestimmt, Mylord", konterte sie ein wenig rebellisch, während er sich
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