Des widerspanstigen Zaehmung
bedeuten hatte. Offensichtlich hätte er irgendetwas vor. Vielleicht steht das in gar keinem Zusammenhang mit mir, überlegte sie einen Moment lang.
Eine vergebliche Hoffnung, wie sie sich sofort eingestand.
„Sag mir wenigstens, wohin wir fahren."
Er musterte sie flüchtig, dann antwortete er; „Zur Modistin Madame Devine."
„Devine? Sie ist die Schneiderin der Halbwelt, sie arbeitet für Dirnen und Tänzer."
„Ihre Kleider sind ganz außergewöhnlich." Er schloss die Augen, doch seine entspannte Pose konnte sie nicht täuschen.
„Ich weiß", meinte Jane. „Cecilys Verlobter bestellte dort einige skandalöse Kleidungsstücke für ihre Brautausstattung wobei mir einfällt, ich sollte ihr zumindest eine Nachricht zukommen lassen, dass wir uns heute nicht sehen werden."
Die Kutsche fuhr an einer Kunstgalerie vorbei, dann stoppte sie vor einem modernen Gebäude. Zwei Diener warteten dort, um Kunden in das winzige, von Kerzen erhellte Geschäft zu führen. Die Kauflustigen, die auf dem Fußweg unterwegs waren, blieben stehen und beobachteten neugierig, wie Sedgecroft mit seiner Begleiterin das Ladenlokal betrat. Wo immer er auftauchte, man nahm von ihm Notiz.
„Cecily wird nicht auf dich warten", ließ er sie wissen, während er sie am vorderen Tresen vorbei zu einer verborgenen Treppe an der Seite führte. „Ich war so frei, ihr mitzuteilen, dass du nicht abkömmlich bist - weder heute noch in nächster Zeit."
„Was hast du gemacht?" Sie hätte schwören können, dass ihre Ohren ihr einen Streich gespielt hatten.
Er zog sie hinter sich die Stufen hinauf. „Cecilys Freund, dieser Armhurst, ist kein geeigneter Umgang für dich. Ach ja, Jane, ich wollte dich gestern Abend um etwas bitten", fügte er an, als sei es ihm eben erst eingefallen. „Ich denke, hier sind wir dafür ungestört genug."
Ihre Schläfen begannen zu pochen. Was war nur los? Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Familie hatte sie im Stich gelassen, und sie war diesem unmöglichen Halunken ausgeliefert, der zwar nach außen hin seine übliche Arroganz zur Schau stellte, an dem aber irgendetwas anders war als zuvor. Und dabei musste sie ihm immer noch beichten, dass sie ...
„Um was wolltest du mich bitten?", flüsterte sie, als sie bemerkte, dass sich im Raum über ihnen jemand aufhielt.
„Ich wollte dich bitten, meine Geliebte zu sein." Er nahm die letzten zwei Stufen mit einem Schritt und sah sich erwartungsvoll um. „Ah, da ist ja Madame Devine. Ich habe sie nach einem privaten Ankleideraum gefragt."
Ihre Kehle war trocken und wie zugeschnürt, und sekundenlang konnte sie keinen vernünftigen Gedanken fassen. Seine Geliebte. Diese zwei Worte ließen sie frösteln. Diesmal war kein Zweifel daran möglich, was er gesagt hatte. Das hatte er also die ganze Zeit über im Schilde geführt. Wie dumm und blind sie doch gewesen war, zu glauben, er sei wirklich so nett und verantwortungsvoll, wie er tat. Während sie sich allmählich in ihn verliebt hatte, war er längst mit dem beschäftigt, was er am besten konnte - verführen.
Aber hatte er auch nur einmal behauptet, ein Heiliger zu sein?
Vielmehr war sie ihm frohen Mutes auf dem gleichen Weg gefolgt, auf den er auch seine anderen Frauen gebracht hatte. Jeder ihrer Schritte war freiwillig erfolgt, niemand hatte sie gezwungen.
Grayson lächelte sie an und schien nicht zu merken, dass er ihr mit seinem unmoralischen Angebot das Herz brach. „Liebste, nun sieh mich doch nicht so erstaunt an. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass dir je wieder ein Mann einen Heiratsantrag machen wird, und als meine Geliebte wirst du dein Leben lang keine Geldsorgen mehr haben. Was natürlich auch für alle Kinder gilt, die du mir schenken wirst."
„Kinder?" Sie fühlte sich wie betäubt.
Mit einem Schulterzucken erwiderte er: „So oft, wie wir uns lieben werden, sind Kinder ein unvermeidbarer Bestandteil einer intimen Beziehung. Ich wollte schon immer eine große Familie haben."
„Wirklich?"
„Ein Dutzend kleiner Boscastles, mit denen ich meine eigene Dynastie begründen werde."
„Ich möchte deinen Plänen für deine Nachkommenschaft auf keinen Fall im Weg stehen."
„Lass uns das in aller Ruhe besprechen, einverstanden?"
Sie sah ihn an, als hätte er sich soeben als der Teufel persönlich zu erkennen gegeben. Bevor sie allerdings etwas auf seine unglaubliche Unverschämtheit erwidern konnte, ging er voran und pfiff eine fröhliche Melodie, als sei seine Welt in bester
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