Des widerspanstigen Zaehmung
unterbrach er sie. „Sedgecroft liebt sie, obwohl sie ihn ebenfalls hinterging. Und ich glaube, sie liebt ihn. Außerdem wüsstest du irgendeinen anständigen jungen Mann in England, der sie noch haben will, wenn dieses Komplott erst einmal an die Öffentlichkeit gelangt ist?"
„Nun", gab Athena zurück, „da wären immer noch Schottland oder Wales. Und vergiss nicht die verstoßenen Aristokraten aus Frankreich."
„Ich sage dir, wir haben da eine junge Medea herangezogen", sagte er. „Es ist ein Wunder, dass sie uns nicht alle längst zu steinernen Statuen hat erstarren lassen."
„Du meinst wohl Medusa. Medea hat ihre eigenen Kinder getötet."
„Medea, Medusa. Außer dir merkt keiner den Unterschied! Das habe ich davon, dass ich einen Blaustrumpf heirate und eine Tochter mit Verstand zeuge. Jane kann sich glücklich schätzen, wenn sie niemals Kinder bekommt. Dann läuft sie wenigstens nicht Gefahr, sie zu töten."
Athena setzte sich an den Frisiertisch, sie hatte sich bereits in ihr Schicksal gefügt. „Mit Sedgecroft wird sie ganz sicher Kinder haben, und dazu noch gut aussehende, um die sich eine ganze Schar von Onkeln kümmern wird, wenn es uns nicht mehr gibt", dachte sie laut. „Es könnte schlimmer kommen. "
„Ich wüsste zwar nicht, wie das möglich sein sollte, aber das ist auch nicht wichtig. Sie heiratet Grayson Boscastle, und das war es dann. Wie er sie bändigen will, kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann ihm nur alles Gute wünschen."
„Ist Jane eingeweiht?", fragte sie plötzlich.
„Nein, und Sedgecroft will es ihr persönlich sagen, unter vier Augen. Niemand sonst soll ein Wort verraten."
„Wie romantisch von ihm. Ich hoffe, Jane ist diesmal vernünftiger."
Lord Belshire runzelte die Stirn. Als romantisch hätte er Graysons rücksichtslose Entschlossenheit nun wirklich nicht bezeichnet - sorgenvoll dachte er an die ausgeklügelten Bedingungen des Ehevertrags.
„Er ist nicht so wie Nigel, Athena. Jane wird sich aus dieser Situation nicht herauswinden können, wenn sie nicht als alte Jungfer enden will."
„Können wir uns nicht wenigstens von ihr verabschieden, ehe wir sie ins Gefecht ziehen lassen?"
„Es ist ein Werben", gab er zurück, „kein Gefecht, selbst wenn das in diesem Fall nicht so ganz sicher ist. Wir werden das Haus verlassen haben, noch bevor sie aufwacht. Wenn Jane in der Lage ist, uns alle an der Nase herumzuführen, dann kann sie es auch ohne Weiteres mit Sedgecroft aufnehmen."
18. KAPITEL
Am nächsten Morgen wachte Jane später auf als sonst üblich. Sofort bemerkte sie, dass im Haus eine ungewöhnliche Stille herrschte. An neun von zehn Tagen wurde sie von Mirandas beklagenswerten Versuchen am Klavier geweckt, oder aber Mama stritt sich im Flur mit Caroline über deren unangemessene Kleidung.
„Sie sind alle aufs Land gereist, nach Belshire Hall, Lady Jane", ließ das Stubenmädchen sie wissen, nachdem Jane sich in aller Eile angezogen hatte, um der Stille auf den Grund zu gehen. „Ausgenommen Lord Tarleton, der früh am Morgen mit Ihrem Onkel Sir Giles zum Pferderennen gegangen ist. Die beiden Gentlemen erklärten, bis zum Abendessen wieder zu Hause zu sein."
„Meine eigene Familie lässt mich hier zurück, ohne mich zu fragen, ob ich mitkommen möchte?", fragte Jane ungläubig.
„Lady Belshires Cousine ist erkrankt. Man hielt es offenbar für unnötig, dass Sie mitkommen." Das Stubenmädchen hatte den Blick gesenkt, als glaube es selbst nicht an die Erklärung.
„Ich kann wohl nicht annehmen, dass sich irgendjemand die Mühe gemacht hat, mir eine Nachricht zu hinterlassen", meinte Jane gereizt und wandte sich ab.
Das alles erschien ihr sehr rätselhaft und verdächtig. Ihr Unbehagen wurde weiter geschürt, als sie in Carolines Zimmer lief und unter dem Tintenlöscher auf dem Schreibtisch eine hastig hingekritzelte Notiz fand.
Jane, wir werden gegen unseren Willen mitgenommen, praktisch gefesselt und geknebelt. Hüte dich, der Löwe hat sein Weibchen ausgesucht...
Darunter befand sich ein großer Tintenklecks, als sei Caroline gezwungen gewesen, den Brief vor jemandem zu verstecken, der in diesem Moment das Zimmer betreten hatte.
„Wie sonderbar", sagte sie zu sich selbst und bemerkte auf ihren Unterarmen eine Gänsehaut. „,Der Löwe hat sein Weibchen ausgesucht.' Wer ..."
Sie zuckte zusammen, als ein Diener laut anklopfte. „Der Marquess ist hier, Lady Jane. Er besteht darauf, dass Sie sich unverzüglich zu ihm
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