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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schlafen. In Wirklichkeit lag er in jenem halben, leichten Dämmerzustand, der ein charakteristisches Zeichen für Raumwachen zu sein pflegte – die leisesten Geräusche oder besondere Lichtanzeigen konnten diesen Zustand augenblicklich beenden.
    Ein feiner, geheimnisvoller Ton war plötzlich in der Kanzel.
    Dünn, silbern ... als wenn man mit Metall an einer Stahlsaite entlangfuhr.
    Drei, vier Sekunden lang.
    Hasso erwachte nicht; die Höhe des Tones war nahe bei 15.000 Hertz. Noch immer war Ruhe in der Kanzel.
    Dann: wieder jener Ton.
    Hasso zwinkerte. Ein scharfes Summen ertönte.
    Blitzschnell wurde der Raumschiffsingenieur wach. Er setzte sich auf und drückte einen vierkantigen Knopf in seinem Armbandgerät. McLanes Stimme ertönte.
    »Hallo – ORION, bitte melden ... Hasso, bitte melden ... Hasso, schläfst du?«
    Der geheimnisvolle Ton war verklungen, als habe es ihn nie gegeben.
    »Bist du es, Cliff?« fragte Hasso und schüttelte leicht benommen den Kopf.
    »Ja.«
    »Gut. Was ist los?«
    Hasso massierte mit beiden Händen seine Schläfen; ein leichtes Stechen war in seinem Kopf, unangenehm, aber nicht schmerzend.
    »Wir arbeiten uns hier krumm, und du schläfst, Mann!«
    Hasso brummte ärgerlich:
    »Sollte ich vielleicht hier singen?«
    »Nein. Du sollst mir einen Gefallen tun.«
    Hasso war benommen, als wäre er nach einem tiefen langen Schlaf erwacht. Er nahm seine Beine vom Pult und stand auf.
    »Entschuldige«, sagte er langsam. »Ich muß eingenickt sein. Seid ihr fertig?«
    Die Antwort war klar und gut verständlich.
    »Zur Hälfte. Wir haben das Gerät in Kammer neun eingebaut und durchgetestet. Mario bittet dich, uns etwas zu bringen. Das Liphard-Kercher-Manometer, das in Marios Kabine liegt, links im Regal. Wir warten darauf.«
    »In Ordnung«, erwiderte Hasso und kratzte sich im Nacken. »Ich bringe es in die Station. Wie lange braucht ihr noch?«
    »Etwa eine Stunde.«
    »Soll ich etwas vorbereiten?«
    Einige Sekunden lang schwieg Cliff, dann sagte er:
    »Du könntest inzwischen einen Kurs nach Zehn/Ost 363 programmieren.«
    »Ist gut«, erwiderte Hasso. »Zuerst das Prüfgerät.«
    Er schaltete das Funkgerät aus und blieb stehen.
    Wieder erfüllte der silberne, geheimnisvolle Ton die Kommandokanzel. Hasso drehte sich um und ging sehr langsam, mit den Bewegungen einer Marionette, zum Eingabeelement des Komputers. Er hatte die Augen weit aufgerissen und hob jetzt die Hände.
    Dann bewegten sich seine Finger in einem wilden Wirbel.
    Sie drückten die Tasten und die Nebenknöpfe für die Befehle, die an den Digitalrechner gingen.
    Noch immer schnitt der dünne Ton wie ein Draht durch seinen Schädel.
    Dann hielt Hasso inne.
    Er drehte sich um und ging einige Meter auf den Lift zu. Kurz vor der Liftsäule hielt er an, schüttelte den Kopf und ging weiter. Der Lift entführte ihn nach unten, und Hasso ging weiter und handelte, als ob nichts geschehen sei. Er wußte nicht mehr, was er soeben getan hatte. Es war, als habe er bis eben geschlafen. Er kam wieder aus Marios Kabine und hielt einen stabförmigen Gegenstand mit zwei Skalen in der Hand.
    Minuten später verließ er im Raumanzug das Schiff.
     
    *
     
    Eine Viertelstunde später war das erste Overkill-Gerät voll durchgetestet. Der Projektor bestrich genau die Hälfte einer Hemisphäre in Kugelform von fünfzehntausend Kilometern Durchmesser.
    Statt der Laser würde der Digitalrechner den Projektor bedienen.
    Jedes feindliche Schiff, das in die Nähe kam, konnte vernichtet werden. McLane hoffte, daß diese Maschine, die nicht viel mehr Raum einnahm als einen Kubikmeter, nie eingesetzt werden mußte.
    »Wie ist es an Bord, Hasso?« wandte er sich an Sigbjörnson, der neben ihm stand und zwischen den Rändern des offenen Raumhelmes den Overkill-Projektor anstarrte.
    »Alles in bester Ordnung, Chef!« erwiderte Hasso.
    Cliff warf die Werkzeuge zurück in den Koffer, nahm den Prüfstab und erhob sich, reckte sich etwas und sagte:
    »Meine Herren – wir gehen in Kammer achtzehn. In einer Stunde können wir zu unserem nächsten Ziel starten. Hasso, du hältst bitte weiter Wache an Bord, ja?«
    Hasso nickte schweigend und ging.
    Die drei Männer folgten ihm bis zur übernächsten Abzweigung. Von dort ab folgten sie den kleinen Metallschildern, die mit ihren Nummern zur polar gegenüberliegenden Kammer deuteten.
    Geschütz achtzehn.
    Sämtliche Vorgänge wiederholten sich in der gleichen Reihenfolge. Knappe siebzig Minuten später trafen sich die

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