Deserteure (Orion 04)
zerfetzen konnten.
»Schieß ihn zusammen!« rief Atan und sprang auf die Maschine los. Seine Hand griff in den geöffneten Kopfteil und riß den Blockkondensator wieder aus den Befestigungen heraus.
»Er hat schwerste Störungen!« keuchte er und blieb dann stehen, das Schaltelement in der Faust. Mario stand noch immer da und richtete den entsicherten Strahler auf die Maschine; auch Cliff hatte die Waffe gezogen. Unbeweglich schwebte der ›Supervisor‹ vor ihnen.
»Verdammt!« flüsterte Cliff; in der Stille klang es überlaut. »Er ist wahnsinnig geworden. Das habe ich schon einmal erlebt!«
Er warf einen langen Blick auf Tamara, die neben einem Schaltpult stand und schweigend beobachtet hatte, was geschehen war. Auch sie schob jetzt die Waffe wieder zurück.
»Und da gibt es Menschen, die sagen, daß Roboter zuverlässiger als Menschen wären!«
Sherkoff wandte sich zögernd an den Commander.
»Wie ... wie konnte das passieren?« fragte er.
Cliff war einigermaßen ratlos. Wieder fühlte er die Gefahr, die in diesem Satelliten auf ihn lauerte. Auf ihn und auf seine Mannschaft.
»Ich weiß es nicht genau. Tamara – können Sie mir einen Rat geben?«
Sie nickte kurz.
»Entweder reagieren sie auf uns wie auf unerwünschte Eindringlinge, dann wäre es eine Störung im Identifikationssystem, das dem ›Gehirn‹ vorgeschaltet ist. Oder sie haben ebenfalls eine Neurose wie jene Bergwerksmaschinen.«
»Supervisor-Modelle sind das beste, was wir zur Zeit herstellen können!«
Tamara breitete die Hände aus.
»Mit der Kompliziertheit eines Mechanismus wächst dessen Anfälligkeit«, sagte sie erklärend.
»Sie sehen«, sagte der Commander zu Sherkoff, »daß die Bezeichnungen bei Robots und bei Menschen gleich zutreffend sind. Wir bezeichnen einen gestörten Maschinenverstand ebenfalls als neurotisch.«
»Schön und gut«, erwiderte Sherkoff.
»Sie scheinen einen Einwand zu haben?« erkundigte sich McLane.
»Natürlich – jedes Kind weiß heutzutage, daß auch ein gestörter Robot nicht ohne einen zwingenden Grund gegen das erste Robotergesetz verstoßen kann und einen Menschen direkt angreift, wie es eben hier geschehen ist! Steckt da nicht ein bißchen mehr dahinter?«
Skeptisch fragte Cliff zurück:
»Glauben Sie daran, daß jemand die Supervisors beeinflußt? Denn die Worker haben Hasso ja tadellos gehorcht.«
»Ich bin fast sicher«, sagte der Professor. »Ich kenne keine andere Alternative.«
Cliff versuchte, seinen Schrecken nicht zu zeigen.
Jemand, der in der Lage war, eine der kompliziertesten Maschinen zu beeinflussen – so stark, daß sie gegen das hemmende erste Gesetz verstießen, war ein mächtiger Feind. Noch war nichts bewiesen, aber die Möglichkeit bestand. Waren hier die Extraterrestrier am Werk gewesen?
McLane wandte sich an Atan Shubashi.
»Atan ... schalte die beiden Maschinen aus.«
Shubashi schüttelte wild den Kopf.
»Ich werde mich hüten!« versicherte er grimmig und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Tamara, Sie haben doch neulich erst erzählt, auf jener Party bei Cliff, daß Sie sich ein Buch über das Innenleben von Robots besorgt und alles Wichtige auswendig gelernt hätten? Ist das richtig?«
Langsam kam Tamara näher und blieb zwischen den beiden Maschinen stehen.
»Ja, das ist richtig«, sagte sie.
»Kennen Sie die Schaltelemente der Supervisor-Modelle?« fragte Cliff schnell.
»Einigermaßen«, sagte Tamara und schraubte die Deckplatte der zweiten Maschine ab.
»Dann schalten Sie diese beiden Maschinen bitte aus. Wir werden uns später ansehen, welche Stücke ausgewechselt werden müssen«, sagte Cliff und drehte sich um. Er winkte Hasso Sigbjörnson.
»Hasso! Sind die Geschütze an Ort und Stelle?«
»Jawohl, Chef«, erwiderte Sigbjörnson. »Was ist jetzt zu tun?«
»Geh bitte zurück ins Schliff und übernimm die Raumüberwachung. Sobald wir mit der Arbeit hier anfangen können, schicke ich Tamara ebenfalls nach oben. Mir ist es hier zu gefährlich. Und das Schiff sollte nicht alleingelassen werden.«
»Mache ich!« versprach Hasso und wartete, bis das Schott sich öffnete.
Dann zog er den Raumanzug an und verließ die Station.
6
Tamara unterbrach auch bei der ersten Maschine die Leitungen, die von dem hochgezüchteten Hirn zu den Werkzeugen führten und legte die beiden Elemente auf den Rand eines der zahlreichen Schaltbretter.
»Ich kann nichts finden«, sagte sie nach einer Weile.
»Wir werden es riskieren müssen, die
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