Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Tara hatte ein paar Gabeln voll an den Rand ihres Tellers geschoben, nur um ihre Mutter zu erfreuen, und Tyler hatte rundweg abgelehnt und die Schüssel misstrauisch beäugt, so als würde der Inhalt ihn vielleicht attackieren wie etwas direkt aus einem
Calvin & Hobbes
-Comic. Norman hatte einen vorsichtigen Löffel voll genommen und nahm höflich eine winzige Gabel voll in den Mund. Er schaffte es, das Ganze ohne großes Zusammenzucken herunterzuschlucken, spülte den Bissen aber unverzüglich mit einem großen Schluck Cider hinunter.
Ich hatte den Servierlöffel immer noch in der Hand, der gerade über meinem Teller schwebte, als ich plötzlich feststellte, wie ungeheuerlich und schrecklich es war: faserige, gefrorene Brechbohnen, die in einer Pilzcremesuppe schwammen. Scheußlich.
»Pfui Teufel«, sagte ich. »Grüne-Bohnen-Auflauf? Was habe ich mir bloß gedacht? Liv, war der immer so schlimm?«
»Schlimmer«, lachte Olivia. »Ich glaube, die Aufwertung durch die Panko-Semmelbrösel ist eine gute Idee. So viel Klasse, wie er sich nur erhoffen konnte.«
»Ich mag es.«
Alle Köpfe drehten sich zu Norman um.
»Die Kruste, meine ich.«
»Woraus bestand die Kruste früher?«, fragte David und schaute den Auflauf skeptisch an.
»
Funions
«, antwortete Olivia.
Chips mit Zwiebelgeschmack. O mein Gott! Wir schauten uns alle voller Entsetzen an und brachen dann in Gelächter aus. Ich schaute mir die Gesichter rund um den Tisch an, Gesichter, die ich vor allem bei der Arbeit sah oder an großen Feiertagen. Es waren Gesichter der Menschen, die ich liebte, sicher, aber ich konnte mich nicht gegen das Gefühl wehren, dass Olivia und ich unsere Schwesterlichkeit verwirkt hatten, in dem Moment, als ich meine Steuererklärung als unabhängiger Einwohner von North Carolina abgegeben hatte. Nach dem Tod unserer Eltern waren wir zu Tanten und Onkeln oder Cousins und Cousinen nach Hause gegangen, bevor Olivia anfing, ihreeigenen Feiern mit ihrer Kleinfamilie und manchmal der von David zu haben. In einem Jahr, als Davids Eltern eingeladen hatten, luden sie mich auch ein, weil sie wussten, dass ich niemanden hatte, zu dem ich gehen konnte. Ich hatte ein solch schlechtes Gewissen, dass ich ihr Mitleid akzeptierte. Die Erinnerung daran hatte noch immer einen bitteren Beigeschmack für mich, allerdings überdeckt von perfektem Kartoffelbrei und der zweifach gebackenen Füllung, obwohl es mir Mut machte, dass Norman einen höflichen, zweiten Nachschlag von dem unglückseligen Auflauf nahm, wenn er ihn auch nicht anrührte.
Norman. Er war derjenige, mit dem ich die meisten Mahlzeiten teilte, egal ob wir Sandwiches mit Speck und Tomate (ohne Mayo) hinter der Theke vom Grounds aßen, ohne dass uns die Gäste sehen konnten, in der Küche auf Hockern sitzend, Nachos mit Salsa, geliefert von der NCLA-Mensa, oder Scheiben von griechischer Pizza in unserem vollgestopften Büro. Er war wahrscheinlich derjenige, der mich von allen hier am besten kannte, vielleicht überhaupt von allen, außer Minerva. Nachdem sie meine Einladung abgelehnt hatte, gestand mir Minerva insgeheim, dass sie lieber Abendessen mit meiner Familie als mit der von Jay hätte oder sogar ihrer eigenen. Und ich wusste, dass sie Norman mit Olivia und den anderen als
Familie
mit einschloss. Während ich meinen Truthahn in einem klumpigen See aus Soße ertränkte, stellte ich mir vor, wie Minerva sich fühlen musste, wenn sie an einem Tisch voller Menschen saß, mit denen sie als Einziges die Verbindung zum Ehemann und den Namen teilte. Und trotzdem fühlte ich mich fast mit ihr verbunden. Wie an dem Speeddating-Abend war Norman der Einzige am Tisch, bei dem ich mich am ungezwungensten fühlte. Olivia hatte mich sogar vor dem Essen in die Speisekammer gezogen, um mich nach dem Stand der Beziehung zwischen Norman und mir zu fragen.
»Er ist süß«, bemerkte sie. »Sehr John-Cusack-mäßig.«
»Da wird nichts laufen, Liv.«
Während des Essens, als sich Olivia um Tyler und Tara kümmerte, David und Norman über College-Football redeten und Politik und Religion vermieden, konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, ob das bereits das Beste war, was ich erwarten konnte.
Nach dem Essen machte David den Fernseher an, um Football zu gucken, und Norman bot an, uns beim Abwasch zu helfen. Ich schüttelte den Kopf, steckte ihm eine Flasche Bier in die Hand und schubste ihn ins andere Zimmer. Er schaute auf die Bierflasche, dann zu mir, gerade so, als ob ich ihm ein seltsames
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