Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
fügte Minerva hinzu. »So?«, sagte sie zu Kenny und boxte ihn spielerisch in den Oberarm. »Was gibt’s? Wo warst du, Fremder?«
»Ja«, sagte ich und versuchte, ganz lässig zu klingen. »Was führt dich hierher?«
»Ich hatte gehofft, du hättest dich als ein Robert-Palmer-Girl verkleidet.«
Ich konnte mir den pinken Farbton nur vorstellen, in den sich mein Gesicht verfärbte. Kenny schaute mich weiter an.
»Du hast eine teuflisch gute Mega-Party verpasst«, sagte ich.
»Nee, ich war früher schon mal hier – du warst zu beschäftigt, die Gastgeberin aller Gastgeberinnen zu sein.«
»Und du bist nicht gekommen, um Hallo zu sagen? Ich bin beleidigt.«
»Im Ernst, du warst wirklich total beschäftigt.«
Hatte er die Unterhaltung mit Shaun mitgekriegt oder die Auseinandersetzung mit Scott? Oder beides?
»Der Laden sieht großartig aus, Eva. Da kannst du echt stolz drauf sein.«
Meine müden Augen leuchteten auf. »Danke.«
Er deutete auf eine Seite meines Kopfes. »Dein Ohr ist abgefallen.«
Ich wich zurück, suchte nach dem übrig gebliebenen Spock-Ohr und nahm es ab. »Danke.«
Er drehte sich zu Minerva. »Hey, kann ich kurz mit dir reden?«
Sie hob eine Augenbraue. »Sicher.«
Er nahm sie am Arm und zog sie in seine alte Ecke. Es juckte mich, von ihren Lippen abzulesen, und ich beobachtete ihre geflüsterte Unterhaltung. Er gab ihr ein Stück Papier und einen Stift; sie kritzelte irgendetwas drauf und gab es ihm zurück. Ich tat so, als wäre ich damit beschäftigt, Sessel zurechtzurücken, als sie zurückkamen.
»Ja, also, ich muss los«, sagte Kenny. »Tut mir leid, dass ich nur so kurz Zeit hatte.«
»Ist schon okay«, log ich. »Macht ihr beiden irgendwelche Geschäfte?«
Klang ich genauso eifersüchtig, wie ich war?, fragte ich mich.
»Ja. Danke, Min«, sagte er zu Minerva.
Min? Er nannte sie
Min?
»Kein Problem«, sagte sie. »Wir sehen uns, Kenny.« Er schaute mich an, während er sie noch mal umarmte, eine Flut von Worten in seinen Haselnuss-Augen, aber ich konnte sie genauso wenig entschlüsseln, wie ich vorher von ihren Lippen hatte lesen können.
»Wir sehen uns«, sagte er. Ich wusste nicht, ob die Worte für sie oder mich oder für uns beide bestimmt waren.
»Danke fürs Kommen«, sagte ich wie automatisch.
»Das hätte ich für nichts in der Welt verpasst.« Ich beobachtete ihn, wie er Norman in die Hand klatschte, bevor er ging. Dann drehte ich mich zu Minerva, die Hände in die Hüften gestemmt.
»
Min?«,
sagte ich.
»Was?«, gab sie zurück.
»Ich glaube, noch nicht mal Jay hat dich jemals Min genannt.«
Sie ahmte mich nach und stemmte ebenfalls die Hände in die Hüften. »Ehrlich, Eva, glaubst du, du besitzt die Rechte daran?«
»Was wollte er denn?«
»Er wollte wissen, ob ich ihm einen Grafikdesigner empfehlen könnte, und ich gab ihm die Nummer meiner Freundin, die das Design für die ganzen Grounds-Sachen gemacht hat.«
In der letzten Sekunde wich sie schließlich meinem Blick aus und ich fiel sozusagen über sie her.
»Und warum musste er dich das außer Hörweite fragen?«
»Er wollte nicht erklären müssen, warum er die Nummer wollte.«
»Hat er es
dir
erklärt?«
»Nicht direkt.
Neues Projekt
war alles, was er gesagt hat.«
»Und hast du ihm ihre Nummer gegeben?«
»Na ja, eigentlich habe ich ihm meine Nummer gegeben und ihm gesagt, er soll mich später anrufen, damit ich sie ihm dann geben kann.«
Minerva war so eine schlechte Lügnerin. Warum wollte er
wirklich
ihre Nummer? Minerva und Kenny waren immer freundlich miteinander gewesen, wann immer er hier im Café war, aber nicht mehr. Vielleicht wollte er einfach nur mal wieder mit ihr reden. Aber warum dann die Heimlichtuerei?
Für einen kurzen Moment zog ich die Möglichkeit in Erwägung, dass die beiden eine Affäre miteinander anfangen könnten. Abgesehen von ihrem scherzhaften Umgang heute, war es ziemlich offensichtlich, dass es in der Brunswick-Ehe zurzeit nicht sehr rosig aussah. Ich nehme an, jede Ehe geht durch Höhen und Tiefen, und es sah so aus, als wären Min und Jay in letzter Zeit durch Tiefen und wieder Tiefen gegangen.
Nein. Sie würde Jay niemals betrügen. Nicht mit Kenny oder irgendjemand anderem. Ich schimpfte mich selbst, diesen Gedanken überhaupt in meinen Kopf gelassen zu haben.
Fünf Minuten bevor wir schlossen, saßen Norman und ich erschöpft auf einem der neuen Sofas, ich hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt, während der letzte Gast langsam ging.
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