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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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Kombination.«
    »Immerhin wissen wir jetzt, dass es nicht ganz stimmt, dass deine Familie historisch vollkommen unbedeutend ist. Wer weiß, welche interessanten Leute zu deinen Vorgängern gehören.«
    »Hast du darüber etwas neues herausbekommen?«, fragte ich und half ihr, den Topf Spaghetti aus der Küche zu tragen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab in meiner Freistunde noch mal g eguckt. Danach habe ich nach der Familie deiner Mutter gesehen, über die fast gar nichts zu finden ist. Ich hab nur eine Erklärung dafür gefunden, warum deine Spaghetti so gut sind: Deine Ur- Urgroßmutter war Italienerin. Hast du das gewusst?«
    » Wurde vielleicht mal erwähnt«, bemerkte ich teilnahmslos.
    » Auf deine multikulturelle Vergangenheit könnte man glatt neidisch werden.«
    » Ja, absolut. Juhu«. Auch mit Gefühlen hätte ich ihre Begeisterung nicht geteilt.
    Ohne das Thema noch einmal anzusprechen, aßen wir zu Mittag und machten Hausaufgaben. Alice half mir dabei, Mathe zu verstehen und ich half ihr bei Deutsch. Für mich waren ihre Aufgaben höchstens lachhaft.
    »Ich nehme an, ich bekomme dich nicht dazu, mit mir etwas Yoga zu machen, oder?«, fragte Alice später.
    Dankend lehnte ich ab.
    »Gut, du hast es ja auch nicht nötig. Wie hältst du diese Figur ohne Sport oder Magersucht?«
    »Gute Gene«, erwiderte ich, wobei mir die Ironie in dieser Aussage erst bewusst wurde, als ich es bereits ausgesprochen hatte.
    Alice grinste leicht und verschwand in ihrem Zimmer, um sich eine bequemere Hose anzuziehen. Ich saß noch nicht ganz auf dem Sofa, als sie zurückkehrte; in der Hand einen Brief aus schwerem Büttenpapier. Versiegelt.
    »Deshalb hat er nicht geklingelt . Scheint so, als gehöre Einbruch zu den Dingen, die ein Eingeweihter tun darf.«
    »Er ist von ihm?«, fragte Alice verwirrt und zog die Augenbrauen hoch. »Aber …?«
    »’Die Worte sind in ihr’, das war es, was mein Großvater gesagt hat, nachdem ich in dem Buch gelesen hatte. Alles, was ich über die Eingeweihten oder Sehnsüchte lese, soll ich jederzeit abrufen können. Deshalb erkenne ich dieses Wappen auf dem Siegel. Es ist das Wappen, das mein Großvater immer benutzt. Und seit über 400 Jahren das Wappen der Eingeweihten.«
    »Dann lass uns den Brief direkt wegschme ißen!«
    »Nein, warte.« Das Rumoren, das durch das Gespräch mit mamé begonnen hatte, kehrte zurück. Ich ignorierte die Erinnerung an das Porträt, die Anziehung, das Buch und die Träume und brach das Siegel.
    Als Erstes fiel eine Armbanduhr heraus. Sie war aus Gold mit einem silbernen Ziffernblatt. Die Ziffern waren römisch, auf der Rückseite war das Wappen der Eingeweihten eingraviert worden.
    Ich legte die Uhr beiseite und nahm den Brief, der sich ebenfalls in dem Umschlag b efand.
     
    Cassim,
    Es ist so wichtig, dass du die andere Welt betrittst. Von deiner Cousine abgesehen, bist du in dieser Generation die einzige Auserwählte; du bist die Mächtigste.
    Wir werden dafür sorgen, dass du trainiert wirst, du wirst lernen, mit dem umzugehen, was dir geschenkt wurde. Du bist eine Durands, eine direkte Nachfahrin, dazu auch noch mit einer Dopplung.
    Wir brauchen dich. Eine Auserwählte dort zu haben ist so notwendig wie schon lange nicht mehr. Genaueres kann ich dir jetzt noch nicht sagen.
    Des Weiteren ist es vielleicht die einzige Möglichkeit herauszufinden, was mit deinem Vater passiert ist. Ich kann mir nämlich nicht erklären, was sonst mit seinem Tod zu tun haben könnte.
    Komm zurück, dann kannst du das erste Mal die Welt der Sehnsüchte betreten – erst einmal nur, um dir zu beweisen, wer du bist.
     
    PS: Diese Uhr ist eine Sonderanfertigung für unsere Familie. Sie misst die Zeit, die du in der Welt der Sehnsüchte hast, um dir Bescheid geben zu können, wenn du zurückmusst. Sie passt sich dem jeweiligen Auserwählten von selbst an. Du wirst es sehen.
     
    Wortlos reichte ich den Brief an Alice weiter.
    » Es ist ‚vielleicht die einzige Möglichkeit herauszufinden, was mit deinem Vater passiert ist’«, zitierte Alice mit geschwollener Stimme. »Er will dich nur locken. Aber das kann er vergessen.« Sie schien ernsthaft sauer zu werden.
    »Und was genau hast du vor?«
    »Sollte sich deine Sehnsucht in absehbarerer Zeit doch melden, wirst du trotzdem nicht hingehen. Wir bekommen es irgendwie anders hin.«
    Ich hatte ihr nicht erzählt , dass ich in den letzten Tagen träumte. Dass ich mittlerweile erkannt hatte, dass der Mantel aus meinen Träumen

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