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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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halten und versuchte mich durchzuarbeiten.
    Auf der ersten Seite befand sich eine aktuelle Übersicht:
     
    Auserwählte:                                          
    Cassim Durands
     
    Eingeweihte :                                          
    Sebastien Durands
    Darragh Chirac
    Bruno Chevalier
    Simon Belliers
    Javier Sanchez
    Victor Fernandez
     
    Außenstehende:                                         
    Jaron
     
    Weitere Außenstehende : Alice Monroe , fügte ich in Gedanken hinzu.
    Auf den folgenden zwei Seiten befanden sich lateinische Texte. Zu meinen Sprachkenntnissen zählte ich neben Französisch Deutsch, En glisch und bruchstückhaftem Spanisch kein Latein. Allerdings hatte sich jemand vor mir die Mühe gemacht, sie zu übersetzen.
    Es war die Entstehungsgeschichte der Sehnsuchtwelt, die mamé mir mitten in der Nacht versucht hatte beizubringen.
     
    Nr. 3: Die Sehnsucht der Auserwählten kann unberechenbar sein.
     
    Was auch immer das genau bedeuten soll.
    Es fol gten Erläuterungen über die unterschiedlichen Formen der Sehnsüchte – menschlich, objektartig und im seltensten Fall Umstände – sowie die Beziehung zwischen Sehnsüchten und Menschen. Das meiste davon wusste ich bereits
     
    16:00 Uhr: Latein:
    Dass ich eine neue, dazu ausgestorbene Sprache le rnen musste, hatte nicht in der Jobbeschreibung gestanden. Aber kaum hatte ich das Buch, das die Eingeweihten geschrieben hatten, zugeschlagen, kam mein Großvater rein und legte mir ein neues Buch vor:
    Latein für Anfänger – mit grammatikalischer Beilage!
    »Die Anfänge werden dir nicht allzu schwer fallen. Vieles davon findet sich heute noch in den Sprachen wieder«, erklärte er. »Du siehst dir am besten zunächst die Grammatik an, dann die Vokabeln. Die Lektionen sind auf die einzelnen Texte abgestimmt, doch die Wörter, die du keinesfalls vergessen darfst, sind markiert. Ich bin in meinem Arbeitszimmer, solltest du fragen haben.«
     
    18:00 Uhr: Hausaufgaben:
    Nachdem mein Kopf voll war von Wörtern und neuen Regeln, rief ich bei Alice an, die sich meine Hausaufgaben besorgt hatte.
    »Wie kommt es, dass du jetzt erst anrufst? Du weißt doch, dass ich montags früh zu Hause bin«, fragte Alice, kaum dass sie abgehoben hatte.
    »Ich hab gearbeitet«, erklärte ich ihr. »Die ersten Wochen sind vollg estopft, damit ich mich so schnell wie möglich verbessere. Den ganzen Tag Auserwähltenkram und jetzt Hausaufgaben.«
    Alice las mir vor, was sie sich alles notiert hatte: Deutsch, Mathe, G eschichte, Biologie.
    »Danke. Ist sonst irgendetwas Wichtiges passiert, wovon ich wi ssen müsste?«
    »Nope. Es gibt nur den üblichen Klatsch und Tratsch, aber der intere ssiert dich ja genauso sehr wie … alles andere, das nichts mit deiner Familie zu tun hat.«
    Meine Arme fühlten sich schwer an und mein Kopf benebelt vor M üdigkeit, dennoch holte ich nach dem Gespräch meine Schultasche und machte meine Hausaufgaben.
    Mein Großvater hatte mir unmissverständlich erklärt, wie wic htig es sei, die Schule nicht zu vernachlässigen.
     
    20:00 Uhr: Tagesende
    Bei einem späten Abendessen musste ich Noemie erklären, dass ich sie am nächsten Tag nicht würde begleiten können, wenn sie zu unserer Mutter fuhr.
    »Aber wir gehen doch immer zusammen«, sagte Noemie irritiert. So gesehen war es das Einzige, was wir noch zusammen taten.
    »Ich weiß, aber ich schaffe es morgen einfach nicht.«
    Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich damit beschäftigt sein war, etwas über das zu lernen, was meine Mutter hasste. Sie wusste, dass ich im passenden Alter war, vielleicht ahnte sie, was ich seit dieser Woche tat. Sie würde sich sicherlich aufregen; es würde schlimmer werden als beim letzten Mal.
    Irgendwann würde ich sie wieder besuchen, aber im Augenblick hielt ich es für keine gute Idee.
    Nach dem Essen duschte ich länger als üblich. Dann stolperte ich mehr ins Bett als dass ich ging.
    In dieser Nacht schlief ich traumlos.
     
    Dienstag :
    10:00 Uhr: Recherche in der Welt der Sehnsüchte:
    Jaron und Darragh, der sich von seinen wie auch immer aussehenden Pflichten loseisen konnte, beschlossen, mich das erste Mal in eine der Städte mitzunehmen.
    Auf den ersten Blick glich es mehr einem Dorf als einer Stadt. Die meisten Straßen waren befestigt, aber von Schlaglöchern durchzogen. Die einfach gehaltenen, ländlichen Häuser waren allesamt aus

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