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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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stieß einen langen Seufzer aus und trommelte mit den Fingern auf ihren Schreibtisch, dann schien sie eine Entscheidung zu treffen. »Ich verstehe«, sagte sie scheinbar mitfühlend, »und ich bin mir sicher, dass ein paar der Personen, mit denen Schwester Camille zusammengearbeitet hat, gern mit Ihnen reden würden.« Sie schrieb einige Namen auf ein Notizblatt, dann klebte sie es auf einen Handzettel, der genauso aussah wie der, den Slade mitgenommen hatte. »Ich darf unsere Akten nicht für Sie öffnen, und selbst wenn ich es wollte, würde das eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Akten sind ein Vierteljahrhundert alt, damals haben wir noch keine Computer benutzt. Sie befinden sich, soweit ich weiß, im Keller, aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    Val nahm an, dass das gelogen war, aber sie würde die Klostervorsteherin nicht damit konfrontieren – noch nicht.
    Schwester Georgia bedachte sie mit einem Lächeln. »Ich hoffe sehr, dass Sie zu unserer Auktion kommen. Sie haben schließlich eine besondere Beziehung zu diesem Ort.« Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, spiegelte sich nicht in ihren Augen wider. »Es wird bestimmt ein netter Abend – um nicht das Wort ›fröhlich‹ zu verwenden, solange Sie in Trauer sind –, und es handelt sich um ein wirklich lohnenswertes Projekt. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich daran beteiligen. Ich habe sogar noch« – sie griff in die obere Schublade und holte einen Umschlag heraus, dem sie zwei Eintrittskarten entnahm – »einige wenige Gratiskarten. Bitte seien Sie meine Gäste.« Sie reichte Val den Handzettel mit der darauf klebenden Namensliste und die beiden Tickets, dann führte sie sie persönlich durch die Gänge und entlang der Wege, die die einzelnen Gebäude der Klosteranlage miteinander verbanden.
    Wieder innerhalb der Mauern von St. Elsinore zu sein war schwierig. Obwohl sich die Gebäude ein wenig verändert hatten, konnte Val das Gefühl nicht abschütteln, in ihre Vergangenheit zurückzukehren, und das Entsetzen, das sie verspürt hatte, als sie ein Vorschulkind gewesen war, das gerade seine Eltern verloren hatte, machte sich wieder bemerkbar.
    Das Waisenhaus selbst, ein zweigeschossiges Gebäude mit Reihen von hohen, länglichen Fenstern, brachte ihre Haut zum Kribbeln. Der Schlafsaal fiel ihr ein, ein heller, strahlend weißer Raum, der düster und beängstigend wurde, sobald die Lichter ausgeschaltet waren. Über jedem der Eisenbetten hing ein Kruzifix, und die Laken waren steif und rochen nach Bleiche. Val erinnerte sich nur allzu lebhaft daran, wie sie dort im Bett gelegen und leise nach ihren Eltern geweint hatte, die Decke über den Kopf gezogen, während sie auf die Schritte lauschte, die mit quietschenden Sohlen im Schlafsaal auf und ab gingen.
    Sie hatte Todesängste ausgestanden.
    Die Mädchen im Schlafsaal hatten sie nur mit großen, gequälten Augen angeblickt. Die meisten Nonnen, damals noch in Ordenstracht, waren freundlich gewesen. Doch es waren auch ein paar darunter, die vollkommen ungeeignet für den Umgang mit Kindern schienen.
    Auch an den Spielplatz hatte sie keine guten Erinnerungen. Sie hatte sich ausgeschlossen und unbeholfen gefühlt. Die anderen Kinder hatten Gruppen gebildet, eine Art Kastensystem, von dem sie als neuestes Mitglied ignoriert oder gar bewusst ausgegrenzt wurde.
    Wolken hatten sich jetzt vor die Sonne geschoben. Valerie blickte auf die Rutsche, einen Korkenzieher aus Metall, und dachte an das herrische Mädchen, kaum älter als sie selbst, das die Leiter blockiert hatte. »Das ist meine Rutsche«, hatte es mit einem höhnischen Grinsen erklärt und war unbeholfen die Leiter hinaufgeklettert, nachdem Valerie einen Rückzieher gemacht hatte. Ihr Fuß hatte in einem Gips gesteckt, auf dem fast alle älteren Kinder unterschrieben hatten.
    Camille hatte man getrennt von ihr untergebracht, und es war Vals größter Alptraum gewesen, ihre kleine Schwester nie wiederzusehen. Gott sei Dank hatten die Renards sie beide adoptiert.
    Und jetzt stand sogar das in Zweifel.
     
    Lucia schob das kleine Päckchen durch den Briefkastenschlitz im Postamt und bekreuzigte sich automatisch.
    Geschafft.
    Sie hörte beinahe Schwester Camilles Lachen. »Ich wusste, dass du kein Versprechen halten kannst«, hätte sie mit funkelnden Augen gesagt. »Eine schöne Freundin bist du.«
    O mein Gott. Lucia war eine solche Versagerin.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie und hätte beinahe einen etwa

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