Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
hinter Gitter befördern? Sie wollte Rache, wollte, dass dieser Bastard bezahlte, und sie war frustriert und wütend, weil man ihn bislang nicht hatte identifizieren können. Wenn es nicht dieses Schwein von unkeuschem Priester O’Toole gewesen war, wer dann?
Slade trat auf die Bremse, um eine Frau mit Kinderwagen über die Straße zu lassen, dann bogen sie in die St. Charles Avenue ein. Der Audubon Park zog an ihnen vorbei, auf der anderen Seite die ringförmige Auffahrt zur Loyola University, ein aus rotem Backstein errichtetes Bauwerk, das aussah wie ein mittelalterliches Fort. An das Gelände schlossen die gepflegten Rasenflächen des gewaltigen, aus hellem Ziegel gemauerten Gebäudes an, das zur Tulane University gehörte – »die Harvard University des Südens«, laut einigen ihrer Freunde, die an dieser Uni ihren Abschluss gemacht hatten.
Zwei Universitäten, die Camille niemals würde besuchen können.
»Weißt du«, sagte Slade, als er die Seitenstraße entlangfuhr, die nach Briarstone House führte, »wir müssen heute Abend nicht zu dieser Auktion gehen.« Seit dem Anruf am Morgen hatte er sich unablässig Sorgen gemacht.
»Aber das möchte ich um nichts auf der Welt verpassen! Alle, die in den Fall involviert sind, werden da sein!« Val dachte wieder an Vater Frank O’Toole. Würde er sich blicken lassen? »Außerdem würde Camille wollen, dass ich hingehe.«
»Woher willst du das wissen?« Er hielt gegenüber ihrer Garage an.
»Das ist genau das Problem, nicht wahr?«, gab sie zurück. »Ich werde es niemals wissen.«
»Also, was haben wir in der Hand?«, fragte Bentz. Montoya und er hatten sich bei einem Imbiss ein paar Blocks von der Polizeistation entfernt Spareribs gekauft und sich damit auf eine Parkbank gesetzt.
»Du meinst, abgesehen von gar nichts?« Montoyas Laune hatte sich nicht sonderlich gebessert. Stundenlang hatten sie die Nonnen befragt, die sie mittlerweile gut genug kannten, um ihnen Weihnachtskarten zu schicken, waren von den Priestern abgeblockt worden und hatten versucht, etwas aus der Mutter Oberin rauszuholen. Montoya, der immer schon der Explosivere von ihnen beiden gewesen war, ein typischer Heißsporn, kam damit gar nicht gut zurecht. Obwohl er über die Jahre ein wenig reifer geworden war – es hatte ihm gutgetan, Abby zu heiraten und Vater zu werden –, war er noch immer sehr impulsiv. Mit Reuben Montoya zusammenzuarbeiten war stets eine Herausforderung und auf alle Fälle aufregend. Bentz legte die Regeln großzügig aus, Montoya brach sie.
Sie knabberten an ihren Spareribs, die mit einer würzigen, zähflüssigen Soße übergossen waren, und beobachteten die Enten auf dem Teich. Das Wasser, in dem sich die aufgetürmten Wolken widerspiegelten, hatte einen beunruhigenden Grauton angenommen. Eine Frau am Ufer begann die Enten zu füttern, und sie versammelten sich jetzt laut schnatternd bei ihr und bettelten um Brotkrumen.
Auf der gegenüberliegenden Teichseite führte eine Frau einen schwarzen Dackel spazieren, doch er zerrte an der Leine, bellte wie verrückt die Enten an und dann ein Eichhörnchen, das schnell eine Eiche hinaufhuschte.
»Warum hat Schwester Lucy das Kloster gerade jetzt verlassen? Warum letzte Nacht?«, überlegte Bentz laut.
»Vielleicht wusste sie, dass Louise Cortez etwas zustoßen würde, schließlich war sie diejenige, die auch die beiden anderen Leichen gefunden hat.«
»Glaubst du, sie hat etwas damit zu tun?«, fragte Bentz.
»Mit den Morden?« Montoya saugte an einem Rippchen und schüttelte den Kopf. »Niemals. Aber sie könnte etwas beobachtet haben und dadurch selbst in Gefahr geraten sein. Cruz behauptet, sie habe außersinnliche Wahrnehmungsfähigkeiten.« Montoya schüttelte den Kopf, da er dieses Phänomen nicht begriff, aber Bentz tat es, zumindest teilweise: Auch seine Frau Olivia war damit gesegnet oder geschlagen gewesen, doch ihre hellseherischen Kräfte schienen mittlerweile verschwunden zu sein oder vorübergehend brachzuliegen. Und er hoffte um alles in der Welt, dass dies so bleiben würde.
Er stocherte mit der Plastikgabel in seinem Krautsalat, obwohl er kaum etwas schmeckte.
»Schwester Louise, die als vermisst gemeldete Nonne, stammt ebenfalls aus dem Waisenhaus von St. Elsinore. Sie wurde von einem Ehepaar in Maine adoptiert, doch sie ist ins Kloster zurückgekehrt.«
»Schwester Charity spürt ihre Schäfchen immer wieder auf«, sagte Montoya. Während der Befragung war Schwester Devota Arness
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