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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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unter ihnen war keiner, den er als Vater John erkannte.
    Ein Kellner mit einem riesigen Silbertablett ging dicht an ihm vorbei und brachte die Wedel einer Topfpalme zum Rascheln. Ein spitzes Blatt streifte Montoyas Gesicht, und er trat ein wenig vor, um einen besseren Blick auf die Menge zu haben.
    Einer der dort Versammelten, dachte er, könnte ein Mörder sein.
    Saß dieser miese Kerl tatsächlich mitten unter ihnen?
    Hatte er sein Gesicht mittels plastischer Chirurgie so verändern lassen, dass ihn niemand mehr erkannte?
    Montoya bemerkte mehrere andere Beamte in Zivil, die sich unter die Menge gemischt hatten, manche machten unbemerkt Fotos oder drehten Videos – heutzutage war das ganz leicht mit all den Handys und Pocketkameras.
    Montoya fing Bentz’ Blick auf und nickte, als Vater Thomas bei seiner Rede die Wembleys erwähnte, das Paar, das Vater Frank für die Nacht von Camilles Ermordung ein Alibi gegeben hatte. Arthur und Marion, zuverlässige Gemeindemitglieder, waren so großzügig gewesen, ihren geliebten Steinway-Flügel im Stil Ludwigs XV . zu spenden.
    Montoya hatte über das fromme Paar recherchiert. Sie spendeten den Großteil ihres irdischen Besitzes wohltätigen Zwecken und waren jüngst aus einem knapp vierhundert Quadratmeter großen Herrenhaus am Mississippi in ein kleines Apartment in einer Anlage für betreutes Wohnen gezogen.
    Montoya hatte sich mit den beiden unterhalten. Nachdem sie die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht hatten, Besitztümer anzuhäufen, beschäftigten sich die Wembleys nunmehr eher mit dem Jenseits als mit ihrer Oldtimer- und Kunstsammlung.
    Und ihm war noch etwas aufgefallen, als er das betagte Paar in der Seniorenanlage besucht hatte. Obwohl sie ihm gegenüber das liebende, hingebungsvolle Ehepaar gespielt hatten, hatte Montoya bemerkt, dass die Frau längst nicht so abhängig von Arthur zu sein schien wie er von ihr. Vielleicht lag das an der schwindenden Gesundheit des alten Mannes, doch Montoya vermutete etwas anderes dahinter.
    Es war fast so, als schwebe eine Lüge in Wembleys Apartment.
    Oder bildete er sich das nur ein, sah überall Lug und Trug, nur weil er damit rechnete?
    Aufgeregtes Stimmengewirr schwirrte durch den Speisesaal, Spannung lag in der Luft. Unglücklicherweise war das nicht nur den großzügigen Wohltätern zuzuschreiben, nein, es steckte noch mehr dahinter: Die Medienfuzzis lungerten hier ebenfalls herum, in der Hoffnung auf eine Story, die mit den makaberen Morden in St. Marguerite zu tun hatte.
    Kranke Irre!
     
    The wheels of the bus go round and round,
    round and round, round and round.
    The wheels of the bus go round and round
    all through the town …
     
    Das alte Kinderlied ging Lucia durch den Kopf, während die Reifen des Greyhound-Busses über den Asphalt surrten. Wie oft hatte sie zusammen mit den Kindern im Waisenhaus dieses Lied gesungen und mit den Händen rollende Bewegungen dazu gemacht?
    Sie seufzte und lehnte den Kopf ans Fenster. Draußen zog die Nacht an ihr vorbei. Heute, das wusste sie, fand die Auktion zugunsten des Waisenhausumzugs statt, und ein Teil von ihr sehnte sich danach, daran teilzunehmen, genau wie sich ein anderer Teil von ihr danach sehnte, wieder mit Cruz zusammen zu sein.
    Dummkopf!
    Diese Abschnitte deines Lebens sind unwiderruflich vorbei.
    Der Bus war fast leer. Außer Lucia saß noch eine alte Frau mit einem etwa achtjährigen Kind zwei Reihen hinter dem Fahrer. Das Kind hatte sich in die Arme der Frau gekuschelt, beide schliefen. Hinten saß ein ungefähr zwanzigjähriger Mann mit einer Narbe, die sich über eine Hälfte seines Gesichts zog, und mit Tätowierungen auf den kräftigen Armen. Er hatte sich zurückgelehnt, die Stöpsel seines iPods in den Ohren, die Augen geschlossen.
    Lucia hatte in der Mitte des Busses Platz genommen, auf der anderen Seite des Gangs.
    Auch heute trug sie wieder Straßenkleidung, doch ihre Haare waren kurz. Sie hatte sich mit einer Schere, die sie aus dem Konvent mitgenommen hatte, den Zopf abgeschnitten. Dass sie in diesem Bus saß, hatte sie Camille zu verdanken, die ihr außer dem Handy auch noch eine Brieftasche mit Hundert-Dollar-Scheinen anvertraut hatte. Fünfzig Hundert-Dollar-Scheinen, um genau zu sein.
    Ein Vermögen für Lucia. Sie seufzte, als sie daran dachte, wie Camille ihr das Geld gegeben hatte.
    »Nur für alle Fälle«, hatte sie mit einem frechen Grinsen gesagt, als sie zwei Tage vor ihrem Tod die dicke Lederbörse in die Tasche von Lucias

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