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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrem Gürtel hing ein Holzrosenkranz.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen«, sagte die Nonne mit einem Lächeln.
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen«, erwiderte Valerie.
    »Bitte sehr!« Simone drückte Valerie einen Umschlag mit dem Symbol von St. Elsinore in die Hand. »Sie finden ein Programm darin, außerdem eine Liste mit den zu versteigernden Gegenständen und eine Bietertafel mit Ihrer Nummer darauf, nur für den Fall, dass unter den Sachen etwas sein sollte, ohne das Sie nicht leben können.«
    »Vielen Dank!«, sagte Valerie, obwohl sie nicht vorhatte, etwas zu ersteigern.
    Slade legte ihr eine Hand auf den Rücken und führte sie in einem Pulk anderer Gäste durch das Foyer mit Spiegeln, Marmor und Topfpalmen. In der Mitte stand ein ausladender Tisch mit einem kunstvollen Bouquet tropischer Blumen in den leuchtendsten Farben – Anthurien, Strelitzien und Fackellilien.
    Ein Streichquartett sorgte am Fuß einer großen Treppe für die musikalische Untermalung. Breite Stufen mit einem floral gemusterten Teppich verliefen geschwungen hinauf in den ersten Stock. Mit dem glänzenden Mahagonigeländer und den weißen Geländersäulen erinnerte die Treppe an die wunderschönen alten Plantagenhäuser.
    Im Foyer standen auf Staffeleien Schwarzweißfotografien von St. Elsinore, eine chronologische Geschichte der einzelnen Gebäude, die dokumentierte, wie sich die Kirche, das Waisenhaus und das Anwesen selbst mit den Jahren verändert hatten. Hunderte von Kindern, unzählige Lehrkräfte, Nonnen, Krankenschwestern und mehrere Priester waren auf diesen Momentaufnahmen, diesen winzigen Fragmenten längst vergangener Zeiten, festgehalten.
    So viele Menschen, dachte Valerie, als sie die Bilder betrachtete und feststellte, wie sich die Kleidung der Kinder verändert hatte, wie Strom- und Telefonleitungen auf den Aufnahmen hinzukamen, die Bäume größer wurden und die Fahrzeuge nicht mehr Fuhrwagen und Kutschen waren, sondern Ford Model Ts, diese riesigen Schiffe aus den Fünfzigern mit ihren geschwungenen Heckflossen. Danach folgten zunehmend schnittigere Modelle.
    Auf einer der Aufnahmen aus jüngerer Zeit, den 1960 ern oder 1970 ern, entdeckte Val den Glockenturm der Kathedrale und eine große Eiche. Eine einsame Nonne, gekleidet in schwarze Ordenstracht mit voluminösen Ärmeln, streckte die Hand nach der eines kleinen Kindes aus.
    Valerie erstarrte, den Blick fest auf das Gesicht der Nonne auf dem Foto gerichtet, das jung war und faltenlos und dennoch barsch wirkte. Ihre dunklen Augen funkelten. In der anderen Hand hielt sie die Perlen eines Rosenkranzes, ein silbernes Kreuz baumelte durch ihre Finger.
    »Was ist?«, fragte Slade.
    Vals Herz hämmerte wild.
    Vor ihrem inneren Auge zogen schmerzhaft Bilder ihrer Kindheit auf. Sie erinnerte sich daran, wie sie durch die Flure mit den gebohnerten Fußböden gegangen war. Ihre kleine Schwester Camille, damals noch ein Baby, war von ihr getrennt worden. Nachts hatte sie nach ihren Eltern geweint. Sich gewünscht, dass Mrs. O’Malley zurückkehrte und sie rettete.
    Wovor?
    Val blinzelte mühevoll und roch für eine Sekunde dieselben Gerüche, die sie als Kind gerochen hatte.
    Fußbodenwachs.
    Ammoniak.
    Kiefernöl-Reiniger.
    Angst.
    Ein Schauder überlief sie.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Slades Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Er nahm sie am Ellbogen und führte sie von dem Foto fort, das ihre Erinnerung so sehr aufwühlte.
    »J-ja«, stammelte Valerie und versuchte verzweifelt, sich zusammenzureißen. Sie war hier, in diesem geschäftigen Hotel, an einem Abend im einundzwanzigsten Jahrhundert, und nicht ein kleines Mädchen in einem Waisenhaus.
    Sie warf einen letzten Blick auf das Foto auf der Staffelei und blieb abrupt stehen. »Warte!«, sagte sie und starrte abermals auf die junge Nonne auf dem Schnappschuss. Wenn sie sich vorstellte, wie diese Frau Jahre später ausgesehen haben musste – mit Falten und einem noch strengeren Gesichtsausdruck –, erkannte sie Schwester Ignatia.
    Valeries Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Ihr Herz raste.
    Diese Nonne, Schwester Ignatia, diese Frau, die damals den Arm der Fünfjährigen mit ihren kräftigen Fingern mit den scharfen Fingernägeln umklammert hielt und deren Rosenkranz mit dem silbernen Kreuz daran das Kind an eine silberne Schlange erinnert hatte, hatte sich in das Monster ihrer Träume verwandelt –
sie
war der Dämon, der ihr Unterbewusstsein belauerte,
sie
hatte sich über die Jahre von

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