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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zaroster, die uns wissen lassen wollte, dass die Story raus ist. WKAM sendet sie heute Mittag, sie bringen bereits Beiträge auf sämtlichen Nachrichtenkanälen. Beim Department laufen die Telefone heiß.«
    »Verdammt. Das hat ja nicht sehr lange gedauert. Wir haben doch gerade erst die Angehörigen informiert!«
    »Ich weiß«, murmelte Bentz mit gerunzelter Stirn, »aber eine ermordete Nonne ist nun mal ein echter Knaller.«
     
    Schwester Lucy stieß die Schwingtüren zur Küche auf und stellte fest, dass sie zu spät war. Um einiges zu spät. Ihre Gedanken an Cruz verblassten, als sie in den großen Raum mit der gewölbten Decke trat.
    Mehrere ihrer Ordensschwestern waren schon damit beschäftigt, das Mittagessen zuzubereiten. Lucia schnupperte das warme Aroma des backenden Brots und fing sich einen bösen Blick von Regina ein, der Laien-Köchin, die niemals zu lächeln schien. Sie stand neben dem großen eisernen Herd und streute Kräuter in einen Kochtopf. Regina war eine kräftige Frau mit strähnigem grauem Haar, das sie stets geflochten und zu einem Knoten auf dem Hinterkopf zusammengesteckt trug. Sie hatte eine riesige Brille mit Lupengläsern, durch die ihre Augen immer leicht verschwommen und leer wirkten.
    Ein kleines Stück weiter stand Schwester Irene am Spülbecken und schnitt mit flinken Bewegungen Erdbeeren. In der kleinen scharfen Messerklinge spiegelte sich das Licht.
    Lucia schnappte sich schnell eine Schürze und nahm ihren Platz an dem glatten Marmortresen ein, wo Schwester Angela und Schwester Devota eifrig damit beschäftigt waren, Teig zu kneten. Angela schaute Lucia an und lächelte, doch Devota fuhr, ohne aufzublicken, mit ihrer Arbeit fort und grub ihre Finger tief in den nachgiebigen Teig.
    Die beiden Nonnen waren so verschieden wie Tag und Nacht. Angela mit ihren Apfelbäckchen, den blonden Haaren und der mehlverschmierten Brille lächelte oft und wirkte stets glücklich, wenn auch mitunter ein wenig abwesend. Sie neigte dazu, die Regeln zu vergessen, und bekam oft Ärger, weil sie vor sich hin summte, anstatt zu schweigen, oder weil sie rannte, statt angemessen zu schreiten. Es war schwer für sie, Disziplin zu halten, und es schien ihr unmöglich, ihr Temperament im Zaum zu halten, sehr zum Verdruss der Mutter Oberin.
    Devota dagegen war eine große, stille Frau, die jedes Selbstwertgefühl zu unterdrücken schien, zumindest Lucias Meinung nach. Obwohl sie hübsche Gesichtszüge hatte, dichtes lockiges Haar und ein freundliches Lächeln, war sich Devota nur allzu deutlich der Tatsache bewusst, dass sie hinkte – das Ergebnis eines Unfalls in ihrer Jugend, über den sie niemals sprach. Kein Wunder, dass sie angeboten hatte, in der St.-Elsinore-Klinik mitzuhelfen. Devota hatte keine Probleme, die Regeln zu befolgen, und war stets bemüht, die anderen, einschließlich Schwester Angela, darauf hinzuweisen, dass sie sich gehorsam und gottesfürchtig zeigen sollten.
    »Du kommst zu spät«, bemerkte Regina bissig und warf einen Blick auf die altmodische Uhr über der Tür. »Wieder einmal.«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Lucia bei der Köchin.
    Reginas Mundwinkel zogen sich noch ein Stückchen weiter nach unten, was bedeutete, dass ohnehin keine Entschuldigung gut genug wäre. Ihr Blick war vernichtend, aber Lucia machte sich heute deswegen keine Sorgen.
    »Wir brauchen mehr Mehl«, sagte Regina barsch, dann wandte sie sich einem Topf zu, in dem es auf dem riesigen Herd vor sich hin blubberte.
    Angela und Devota schauten Lucia an. Angela verdrehte ihre ausdrucksstarken Augen, Devota zuckte die Achseln – immerhin stand ein noch ungeöffneter Zehn-Kilo-Mehlsack vor der Speisekammertür.
    »Hast du gehört?«, insistierte Regina. Nervöses Schweigen breitete sich in der Küche aus.
    Selbst Schwester Irene hielt damit inne, Erdbeeren zu schneiden, und blickte über die Schulter. Die große, schlanke Irene schwor, sie sei Balletttänzerin gewesen, bevor sie dem Konvent beitrat, und sie frisierte ihr glattes Haar noch immer zu einem straffen Knoten, was die scharfen Wangenknochen ihres elfenhaften Gesichts betonte.
    »Ja«, sagte Lucia und nickte der Köchin zu. »Ich werde gleich etwas holen.«
    »Wir haben doch noch einen Sack hier«, mischte sich Irene ein. Sie sprach mit einem leichten Lispeln und sie fürchtete sich vor niemandem, selbst vor der Mutter Oberin nicht. Eine Auseinandersetzung mit der Köchin schien sie nicht zu scheuen. »Sieh mal … er steht da drüben.«

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