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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ungefährlich.
    Ja, genau.
    »Ich denke, ich sollte mit unserem Besuch unter vier Augen reden«, sagte er an Schwester Charity gewandt. Die Mutter Oberin zögerte, die Lippen gekräuselt, als wollte sie widersprechen, doch dann überlegte sie es sich anders.
    »Natürlich, Vater.« Sie rauschte so abrupt von dannen, dass das Geißblatt zitterte, als sie daran vorbeikam. Eine breite Doppeltür fiel mit einem Klicken hinter ihr ins Schloss.
    Als außer ihnen niemand mehr im Garten war – auch der Mann, der den Wasserhahn repariert hatte, vermutlich ein Klempner oder der Gärtner, war nirgends mehr zu sehen –, deutete Vater O’Toole auf eine schmale Bank unter dem Überhang des Bogengangs. »Lassen Sie uns dort Platz nehmen«, schlug er vor, »aber wenn Sie mehr Privatheit möchten, können wir auch gern hineingehen.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, erwiderte Val, doch sie setzte sich nicht. Stattdessen blieb sie neben dem Springbrunnen stehen, einer Engelsskulptur mit weit gespreizten Flügeln, die Wasser aus einer Urne in das Becken ringsum goss. Goldfische schwammen in dem klaren Wasser.
    Val blickte auf den Komplex, in dem ihre Schwester gewohnt hatte, und versuchte, sich Cammie hier vorzustellen. Während die umliegenden Gebäude für sich standen, waren die Kathedrale, die Kapelle, der Konvent und mehrere kleinere Ziegelbauten durch breite, überdachte Veranden oder Bogengänge miteinander verbunden, die den Garten umschlossen und gleichzeitig das Areal von der Stadt abschirmten.
    Mehrere Bäume boten schattige Plätze zum Verweilen. Schmetterlinge und summende Bienen flogen von Blüte zu Blüte.
    Es war ein Ort des Friedens. Der heiteren Gelassenheit.
    Ein Platz, um zu meditieren.
    Trotzdem wollte das kribbelnde Gefühl, dass sie beobachtet wurde, nicht weichen.
    »Also«, sagte Vater O’Toole, »wie kann ich Ihnen helfen?«
    Das war das Stichwort. »Camille hat mir erzählt, dass sie ein Verhältnis mit Ihnen hatte.« Vater Frank spannte fast unmerklich den Kiefer an und schaute zur Seite, wobei er so tat, als folge er mit dem Blick einem Zaunkönig, der über die Gartenmauer flog.
    »Sie hat Ihnen gesagt, dass sie schwanger war?«
    Der Priester seufzte, seine breiten Schultern sackten nach vorn, als schleppten sie ein unsichtbares Gewicht. »Ich … ähm, wir hätten es nicht so weit kommen lassen dürfen.«
    »Das kann man wohl sagen. Und Sie sind die Autoritätsperson, die Person, der sie vertraut, bei der sie die Beichte abgelegt hat. Sie hatten kein Recht –«
    »Ich weiß!«, sagte er laut, dann hob er die Hand, als wolle er sie davon abhalten, ihrem Zorn weiter Luft zu machen. »Glauben Sie mir, ich weiß, was Sie sagen wollen, und ich mache Ihnen deswegen keinen Vorwurf. Es war ein Fehler, und wir … ich wusste das. Ich war ihre Vertrauensperson, ich bin der Priester, der das Zölibatsgelübde abgelegt hat.« Er tat einen langen, herzzerreißenden Atemzug. »Es … es war ein schrecklicher Fehler.« Das Sonnenlicht schien ihm direkt ins Gesicht und ließ ihn älter aussehen, als wäre er mit seinem Eingeständnis gealtert. »Aber falls es Ihnen Trost bringt, sollen Sie wissen, dass ich sie geliebt habe.« Er hielt Vals Blick stand, und sie spürte, dass etwas zwischen ihnen in der Luft lag, eine unterschwellige Elektrizität, die sie nicht näher benennen konnte.
    »Und das Baby?«
    Er schloss die Augen. Schmerz verzerrte seine Züge, als er flüsterte: »Eine bedauernswerte, unschuldige Seele.«
    »Das waren sie beide«, entgegnete Valerie, die sich von diesem Gebahren nicht hinters Licht führen lassen wollte. »Meine Schwester und meine Nichte oder mein Neffe!« Sie musste sich alle Mühe geben, dass ihre Stimme nicht zitterte oder sie gar in Tränen ausbrach. Dieser Mann in seinem schwarzen Gewand, der hier so reuig tat, war der Grund dafür, dass Camille tot war.
    »Es tut mir so leid! Wenn Sie nur wüssten, wie schrecklich ich mich fühle, wie … schuldig und als Sünder. Ich habe zu Gott dem Herrn gebetet und um Führung und Hilfe ersucht.«
    »Wie Sie es schon einmal getan haben? Bei Schwester Lila oder Lily oder wie sie auch hieß?«
    Val wartete und sah, wie er nervös schluckte. Sein Adamsapfel hüpfte.
    »Schwester Lea.« Er schloss die Augen. Auf seinen Brauen standen Schweißtröpfchen.
    »Was ist aus ihr geworden?«
    Er stieß einen zittrigen Seufzer aus. »Sie ist fortgegangen.«
    »Wohin?«
    »An die Westküste. In die Nähe von San Francisco, glaube

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