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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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neben Jean-Baptiste setzen!« Ich setzte mich also neben ihn, und dann begannen alle eifrig durcheinander zu sprechen, um keine Verlegenheit aufkommen zu lassen. Es stellte sich heraus, dass Joseph die Champagnerflasche, die wir bei Tisch nicht ausgetrunken hatten, ins Wohnzimmer mitgebracht hatte. Sofort begann Julie, kleine Teller zu verteilen. »Wir haben nämlich das Dessert vergessen«, sagte sie. Und nun kamen die Erdbeeren mit Madeirasauce an die Reihe und halfen mir über diese schrecklichen Augenblicke hinweg. Nachher wandte sich Bernadotte, der nicht im Geringsten verlegen, sondern strahlend gut aufgelegt war, höflich anJulie und fragte: »Madame, haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihre Schwester zu einer kleinen Wagenfahrt einlade?« Julie nickte verständnisvoll: »Natürlich nicht, lieber General. Wann denn? Morgen Nachmittag?« – »Nein, ich habe gedacht – jetzt gleich.«
    »Aber es ist doch schon dunkel!«, wandte Julie entsetzt ein. Es schickte sich wirklich nicht für ein junges Mädchen, spätabends mit einem Herrn spazieren zu fahren. Energisch stand ich auf. »Nur eine kleine Wagenfahrt, Julie«, sagte ich. »Wir sind bald wieder zurück!« Und lief so schnell aus dem Zimmer, dass sich Bernadotte gar nicht richtig von allen Anwesenden verabschieden konnte. Sein Wagen hielt vor dem Haus. Es war ein offener Wagen, und wir fuhren zuerst durch Lindenblütenduft und dunkelblauen Frühlingsabend. Aber als wir uns der inneren Stadt näherten, flimmerten die Lichter von Paris so strahlend, dass wir die Sterne nicht mehr sahen. Wir hatten noch kein Wort miteinander gesprochen. Als wir an der Seine entlangrollten, rief Bernadotte dem Kutscher etwas zu. Der Wagen hielt an einer Brücke. »Das ist die Brücke von damals«, sagte Bernadotte, und wir stiegen aus und gingen dicht nebeneinander bis zur Mitte der Brücke, lehnten uns dann an die Brüstung und sahen zu, wie die Lichter von Paris in den Wellen tanzten. »Ich war mehrere Male in der Rue du Bac und habe im Hinterhaus nach dir gefragt. Aber die Leute dort wollten keine Auskunft geben.« Ich nickte. »Sie haben gewusst, dass ich damals heimlich in Paris war.« Als wir zum Wagen zurückgingen, legte er den Arm um meine Schulter. Mein Kopf erreichte gerade seine Epauletten. »Du hast damals gesagt, dass du für mich zu klein bist«, sagte er. »Ja, und ich bin inzwischen noch kleiner geworden. Damals trug ich noch hohe Absätze. Aber die sind jetzt ganz unmodern geworden. Vielleicht macht das nichts.«
    »Was macht vielleicht nichts.«
    »Dass ich so klein bin.«
    »Nein, gar nichts. Im Gegenteil.»
    »Wieso im Gegenteil?«
    »Es gefällt mir.«
    Auf der Rückfahrt drückte ich meine Wange an seine Schulter, aber die Epauletten kratzten mich. »Diese abscheulichen Goldschnüre stören mich sehr«, murmelte ich beleidigt. Er lachte leise. »Ich weiß, du kannst Generäle nicht leiden.« Da fiel mir ein, dass er der fünfte General ist, der um meine Hand angehalten hat. Napoleon, Junot, Marmont, Duphot – ich schob die Gedanken beiseite und zerkratzte meine Wange an den Epauletten eines Generals mit dem Namen Bernadotte. Als wir ins Wohnzimmer zurückkamen, waren alle Gäste bereits nach Hause gegangen. Julie und Joseph traten uns entgegen. »Ich hoffe, wir werden Sie jetzt oft bei uns sehen, General«, sagte Joseph. Ich begann: »Täglich, nicht wahr –«, und stockte. Dann sagte ich zum ersten Mal: »Nicht wahr, Jean-Baptiste?« – »Wir haben beschlossen, sehr bald zu heiraten, es ist Ihnen doch recht?«, bemerkte Bernadotte zu Joseph, obwohl wir beide noch gar nicht über die Hochzeit gesprochen hatten. Aber ich würde ihn am liebsten sofort heiraten!
    »Morgen werde ich mit meiner Jagd nach einem hübschen kleinen Haus beginnen, und sobald ich eines, das Désirée und mir gefällt, gefunden habe, halten wir Hochzeit.« Wie eine geliebte ferne Melodie kam die Erinnerung: … Ich habe seit Jahren einen Teil meines Gehaltes aufgespart, ich kann ein kleines Haus für Sie und das Kind kaufen …
    »Ich werde noch jetzt gleich an Mama schreiben. Gute Nacht, General Bernadotte!«, hörte ich Julie sagen. Und Joseph. »Gute Nacht, lieber Schwager, gute Nacht! Mein Bruder Napoleon wird sich über die Nachricht ungemeinfreuen.« Kaum war Joseph mit Julie und mir allein, so entfuhr es ihm: »Ich begreife das Ganze nicht recht, Bernadotte ist doch kein Mann von übereilten Entschlüssen!«
    »Ist er nicht etwas zu alt für Désirée? Er ist

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