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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufgenommen. Sie
haben eine neue Technologie, mit der man sogar die kümmerlichen Reste lohnend abbauen kann. Die Wissenschaft, was?
Heiliger Strohsack!«
Aber jetzt regte sich nichts da oben, jedenfalls konnte Peter
nichts sehen, obwohl es ein Werktag war. Er sah nur die Lastwagen bei der Sortieranlage, und einen weiteren
- einen
Pickup - an der Seite der Schotterstraße parken, die zum Gipfel führte. Die Förderbänder an den beiden Enden des langen
Gebäudes standen still.
Der Cop fuhr durch das Ortszentrum, und als sie unter der
Ampel durchführen, drückte Mary zweimal rasch hintereinander Peters Hände. Er folgte ihrem Blick und sah drei Fahrräder mitten auf der Straße, die die Main Street kreuzte. Sie
waren etwa anderthalb Blocks entfernt und standen in einer
Reihe auf den Sätteln und Lenkstangen. Die Räder drehten
sich in der böigen Luft wie Windmühlenflügel.
Sie sah ihn an, ihre nassen Augen größer denn je. Peter
drückte wieder ihre Hände und gab ein »Pssst« von sich.
Der Cop bediente den linken Blinker
- was unter den gegebenen Umständen ziemlich komisch wirkte - und fuhr auf
einen kleinen, vor kurzem erst geteerten Parkplatz, der auf
drei Seiten von Backsteinmauern begrenzt wurde. Grellweiße
Linien waren auf den glatten, ebenen Asphalt aufgemalt. An
der Wand am hinteren Ende des Platzes hing ein Schild mit
der Aufschrift: PARKPLATZ NUR FÜR STÄDTISCHE ANGESTELLTE - NEHMEN SIE BITTE RÜCKSICHT.
Nur in Nevada bitten sie dich, Rücksicht auf einen Parkplatz zu
nehmen, dachte Peter. In New York würde wahrscheinlich auf dem
Schild stehen: UNBEFUGT PARKENDE FAHRZEUGE WERDEN GESTOHLEN UND IHRE BESITZER VERSPEIST. Vier oder fünf Autos standen auf dem Parkplatz. Auf einem
davon, einem rostigen alten Ford Estate Wagon, stand FIRE
CHIEF. Daneben ein weiterer Streifenwagen, in einem besseren
Zustand als das Fahrzeug des Feuerwehrhauptmanns, aber
nicht so gut wie das, mit dem der Mann fuhr, der sie gefangengenommen hatte. Es gab einen einzigen Behindertenparkplatz
auf dem ganzen Gelände. Dort parkte Officer Friendly. Er
machte den Motor aus und blieb einfach einen oder zwei
Augenblicke mit gesenktem Kopf sitzen, seine Finger trommelten nervös auf das Lenkrad, und er summte leise vor sich hin.
Für Peter hörte es sich an wie »Last Train to Clarksville«.
»Töten Sie uns nicht«, sagte Mary plötzlich mit bebender,
tränenerstickter Stimme. »Wir werden tun, was Sie verlangen,
aber töten Sie uns nicht.«
»Halt dein quakendes Judenmaul«, antwortete der Cop. Er
hob den Kopf nicht und trommelte weiter mit den Spitzen seiner Wurstfinger auf das Lenkrad.
»Wir sind keine Juden«, hörte sich Peter sagen. Seine Stimme klang nicht ängstlich, sondern streitlustig und erbost. Das
war seltsam, da er noch nie in seinem Leben größere Angst gehabt hatte. »Wir sind … nun, Presbyterianer, schätze ich. Was
soll das, von wegen Juden?«
Mary sah ihren Mann entsetzt an, dann wieder durch das
Gitter, wie der Cop es aufnahm. Zuerst reagierte er nicht, sondern saß nur mit gesenktem Kopf und trommelnden Fingern
da. Dann nahm er seinen Hut und stieg aus dem Auto aus. Peter bückte sich ein wenig, damit er sehen konnte, wie der Cop
den Hut aufsetzte. Der Schatten des Mannes sah immer noch
gedrungen aus, bildete aber keine Pfütze mehr um seine Füße
herum. Peter sah auf die Uhr und stellte fest, daß es kurz vor
halb drei war. Vor nicht mal einer Stunde war das interessanteste Problem, das er und seine Frau gehabt hatten, wie ihre
Unterkunft für die Nacht aussehen würde. Und seine einzige
Sorge der Verdacht, daß ihm die Rolaids ausgegangen sein
könnten.
Der Cop bückte sich und machte die linke hintere Tür auf.
»Bitte, steigen Sie aus dem Wagen aus, Leute«, sagte er.
Sie rutschten hinaus, Peter zuerst. Sie standen im heißen
Licht und betrachteten den Mann mit der Khakiuniform, dem
Sam-Browne-Gürtel und dem Trooper-Hut unsicher blinzelnd.
»Wir gehen zur Vorderseite des Rathauses«, sagte der Cop.
»Links, wenn Sie den Bürgersteig erreichen. Und ich finde, Sie
sehen wie Juden aus. Beide. Sie haben die großen Nasen, die
auf jüdische Abstammung schließen lassen.«
»Officer -« begann Mary.
»Nein«, sagte er. »Gehen Sie. Nach links. Stellen Sie meine
Geduld nicht auf die Probe.«
Sie gingen. Ihre Schritte wirkten sehr laut auf dem frischen
schwarzen Asphalt. Peter mußte an den kleinen Plastikbären
am Armaturenbrett des Streifenwagens denken. An den nikkenden Kopf und die gemalten Augen. Wer hatte

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