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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie war irgendwie entkommen.
»Du Miststück!« kreischte es, und Blut spritzte als feine
Gischt aus Ellens Mund. Das Wort reichte nicht aus, um seine
Empfindungen wiederzugeben, daher fiel es in die alte Sprache zurück und spie Verwünschungen aus, während es aufstand … und am Rand des ini taumelte, um das Gleichgewicht
nicht zu verlieren. Die Schwäche dieses Körpers hatte in einer
abstoßenden Weise zugenommen. Schlimmer war, daß Tak
keinen Körper in unmittelbarer Nähe hatte, in den es, falls erforderlich, überwechseln konnte; im Augenblick war es auf
diesen angewiesen. Er dachte kurz an die Tiere, aber keines
konnte Tak in dieser Form dienlich sein. Taks Präsenz verwüstete selbst seine menschlichen Gefäße innerhalb weniger
Tage. Eine Schlange, ein Kojote, eine Ratte oder ein Geier würden bei Taks Eindringen oder Sekunden danach einfach explodieren wie eine Blechdose, in die jemand eine Dynamitstange mit brennender Lunte wirft. Der Wolf könnte vielleicht
eine oder zwei Stunden durchhalten, aber der Wolf war das
einzige verbliebene Exemplar seiner Art im Umkreis und momentan drei Meilen entfernt, wo er sich um den Schriftsteller
kümmerte (an dem er sich in diesem Augenblick wahrscheinlich schon gütlich tat).
Es mußte die Frau sein.
Es mußte Mary sein.
Das Ding, das wie Ellen aussah, schlüpfte durch den Riß in
der Wand des an tak hinaus und hinkte auf das vage sichtbare
purpurne Quadrat zu, das jetzt die Stelle markierte, wo der
alte Schacht zur Außenwelt führte. Ratten quiekten gierig zu
Ellens Füßen, weil sie das Blut rochen, das aus Ellens dummer, widerlicher Fotze tropfte. Tak kickte sie beiseite und verfluchte sie in der alten Sprache.
Am Eingang des China-Schachts verharrte Tak und sah
hinab. Der Mond war hinter einem Felsvorsprung an der
gegenüberliegenden Seite der Grube verschwunden, spendete aber noch etwas Licht, ebenso die Innenbeleuchtung des
Streifenwagens. Es reichte aus, um Ellens Augen zu zeigen,
daß die Haube des Wagens offenstand, und der Kreatur, die
jetzt in Ellens Gehirn wohnte, begreiflich zu machen, daß die
hinterlistige os pa irgendwie den Motor sabotiert hatte. Wie
war sie aus dem Büro herausgekommen? Und hatte sie das
hier wagen können? Wie hatte sie es wagen können?
Zum erstenmal bekam Tak Angst.
Es sah nach links und stellte fest, daß beide Pickups platte
Reifen hatten. Es war wie beim Wohnmobil der Carvers, nur
stand es diesmal auf der Verliererseite, und das gefiel ihm kein
bißchen. Blieben die schweren Maschinen, doch die nützten
ihm nichts, obwohl es wußte, wo die Schlüssel aufbewahrt
wurden - für jedes Gerät ein Satz in einem Aktenschrank im
Büro; es gab nichts da unten, das es fahren konnte. Cary
Ripton hatte gewußt, wie man die schweren Maschinen fuhr,
aber Tak hatte Riptons Fähigkeiten in dem Moment verloren,
als es in Josephson übergewechselt war. Als Ellen Carver
konnte es noch auf einige Erinnerungen von Ripton, Josephson und Entragian zurückgreifen (doch auch die verblaßten
mittlerweile wie verblichene Fotografien), aber nicht auf ihre
Fähigkeiten.
Oh, das Miststück! Os pa! Can fin!
Es ballte nervös Ellens Fäuste und entspannte sie wieder,
spürte den nassen Slip und das vollgesogene Hemd darin,
war sich bewußt, daß Ellens Schenkel blutverschmiert waren,
schloß Ellens Augen und suchte nach Mary.
»Mi him, en towl En towl En TOW!«
Zuerst nichts, nur Schwärze und die langsamen Wogen von
Krämpfen tief unten in Ellens Bauch. Und Angst. Angst, daß
das os pa Miststück schon weg sein könnte. Dann sah er, wonach er suchte, aber nicht mit Ellens Augen, sondern mit Ohren in den Ohren von Ellen: ein plötzliches fremdes Echo von
Geräuschen, die die Gestalt einer Frau bildeten.
Eine kreisende Fledermaus hatte Mary gesehen, wie sie sich
die Straße zum Rand der Grube hinaufquälte, und Mary war
alles andere als in Bestform, sie schnaufte keuchend und
drehte sich alle paar Schritte um. Hielt nach Verfolgern Ausschau. Die Fledermaus »sah« die Gerüche, die von Mary ausgingen, ganz deutlich, und was Tak empfing, war ermutigend. Hauptsächlich handelte es sich um den Geruch von
Angst. Die Art von Angst, die man mit etwas Nachdruck in
nackte Panik verwandeln konnte.
Allerdings war Mary nur noch rund vierhundert Meter von
der Kuppe entfernt, und danach würde es wieder bergab gehen. Obwohl Mary müde war und schwer atmete, spürte die
Fledermaus nicht den bitteren metallischen Geschmack der
Erschöpfung in dem Schweiß, den sie

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