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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ausdünstete. Jedenfalls
noch nicht. Hinzu kam die Tatsache, daß Mary nicht blutete
wie ein gestochenes Schwein. Dieser so gut wie nutzlose Körper von Ellen Carver dagegen schon. Die Blutungen waren
nic ht außer Kontrolle - noch nicht -, aber es würde nicht mehr
lange dauern. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, im tröstlichen Leuchten des ini auszuruhen, aber wer hätte sich träumen lassen, daß es so weit kommen könnte?
Konnte es die can toi ausschicken, um sie aufzuhalten? Diejenigen, die nicht als Teil der mi him an der Grenze saßen?
Es könnte, aber was würde es ihm nützen, verdammte
Scheiße? Es könnte Mary von Schlangen und Spinnen, von
fauchenden Wildkatzen und lachenden Kojoten umzingeln
lassen, und das Miststück würde wahrscheinlich einfach weitergehen und sie teilen wie Moses angeblich das Rote Meer.
Sie mußte wissen, daß »Ellen« ihren Körper nicht beschädigen
durfte, nicht mit den can toi, und auch nicht mit einer anderen
Waffe. Wenn sie das nicht wüßte, säße sie immer noch in dem
Bürogebäude, wahrscheinlich in einer Ecke zusammengekauert, so gut wie gelähmt vor Angst und außerstande, auch nur
einen Laut von sich zu geben, weil sie sich heiser geschrien
hätte.
Woher wußte sie es? Von dem kleinen Betbruder? Oder war
es eine Botschaft vom Gott des kleinen Betbruders gewesen,
David Carvers can tak? Spielte keine Rolle. Die Tatsache, daß
Ellens Körper verfiel und Mary eine halbe Meile Vorsprung
hatte, spielte auch keine Rolle.
»Ich komme trotzdem, Süße«, flüsterte es und ging vom Minenschacht Richtung Straße an einer der Terrassen entlang.
Ja. Es würde trotzdem kommen. Es würde diesen Körper
wahrscheinlich in Fetzen reißen müssen, um die os pa einzuholen, aber es würde sie einholen.
Tak drehte Ellens Kopf herum, spuckte Blut und grinste. Sie
sah nicht mehr wie die Frau aus, die sich überlegt hatte, ob sie
für den Schulrat kandidieren sollte; die Frau, die gern mit
ihren Freundinnen im China Happiness gegessen hatte; die
Frau, zu deren tiefsten, dunkelsten sexuellen Phantasien gehörte, mit dem Hünen aus der Werbung für Diät-Coke ins Bett
zu gehen.
»Es spielt keine Rolle, wie sehr du dich beeilst, os pa. Du
wirst mir nicht entkommen.«
3
    Der dunkle Schemen stieß wieder auf sie herab, und Mary
scheuchte ihn fort. »Verpiß dich!« fuhr sie ihn keuchend
an.
Die Fledermaus drehte fiepsend ab, entfernte sich aber
nicht weit. Sie umkreiste Mary wie eine Art Aufklärungsflugzeug, und Mary hatte das unangenehme Gefühl, daß es sich
genau darum handelte. Sie schaute auf und sah den Rand der
Grube vor und über sich. Näher - vielleicht nur noch zweihundert Meter, aber immer noch so fern, als wollte er sie verspotten. Sie fühlte sich, als müßte sie der Luft jeden Atemzug
mit Gewalt entreißen, und der Atem tat ihr im Hals weh. Ihr
Herz hämmerte rasend, und sie verspürte ein Stechen in der
linken Seite. Sie hatte sich eingebildet, daß sie für eine Frau
jenseits der Dreißig in ziemlich guter Form war, als würde es
einen auf so eine Situation vorbereiten, wenn man dreimal die
Woche in den Christlichen Verein Junger Frauen ging und den
Nordic Trak und den Stairmaster benützte.
Plötzlich rutschte die feine Schotteroberfläche der Straße
unter ihr weg, und sie konnte mit ihren zitternden Beinen
nicht rechtzeitig das Gleichgewicht wiedererlangen. Sie vermied einen Sturz aufs Gesicht, indem sie auf ein Knie ging,
aber ihre Jeans zerrissen, sie spürte, wie der Schotter sich stechend in ihre Haut bohrte und warmes Blut ihr Bein hinunterfloß.
Sofort war die Fledermaus über ihr, tschirpte und schlug
mit den Hügeln in ihr Haar.
»Hau ab, du Mistvieh!« schrie sie und schlug mit der geballten Faust danach. Es war ein Glückstreffer. Sie spürte, wie
die feine Oberfläche eines Hügels unter ihrer Hand nachgab,
und dann flatterte die Fledermaus vor ihr auf der Straße,
machte den Mund auf und zu und sah sie - was möglicherweise nur Einbildung war
- mit ihren nutzlosen kleinen
Augen an. Mary rappelte sich auf, trat auf das Tier und stieß
einen schrillen, fast vogelähnlichen Schrei der Befriedigung
aus, als die Fledermaus unter ihrem Turnschuh zerquetscht
wurde.
Sie wollte weitergehen, als sie weiter unten etwas sah. Ein
Schatten, der sich zwischen Schatten bewegte.
»Mary?« Es war Ellen Carvers Stimme, die von unten
herauf ertönte, und gleichzeitig auch nicht. Sie klang
röchelnd, verschleimt. Hätte man nicht die Hölle der vergangenen sechs oder acht Stunden

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