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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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daß die Leute ihre letzten Wachstumsschübe hinter
sich hatten, wenn sie achtzehn waren. Seine Lederstiefel rieben aneinander, als er sich den Toten näherte. Ja, gut, im
Augenblick fühlte er sich nicht wie ein literarischer Platzhirsch, sondern mehr wie einer der Plünderer, die er in Quang
Tre gesehen hatte, wo sie die Gefallenen nach Goldmedaillons
durchsuchten und ihnen manchmal sogar die Arschbacken in
der Hoffnung auseinanderzogen, einen Diamanten oder eine
Perle zu finden, aber das war ein trügerischer Vergleich …
und würde sich als vorübergehendes Gefühl entpuppen, da
war er ganz sicher. Schließlich war er nicht hier, um Tote auszuplündern. Schlüssel ein Schlüssel, der zu einem der
draußen parkenden Autos paßte -, darum war er hier, und nur darum. Außerdem
Außerdem sah die junge tote Frau unter dem SIE MÜSSEN
EINEN SCHUTZHELM TRAGEN-Schild wirklich wie Terry
aus. Eine Blondine mit einem Einschußloch im Labormantel.
Natürlich war Terry schon lange nicht mehr blond, sondern
überwiegend grau, aber
Sie werden sich wünschen, daß Sie geblieben wären, wenn Sie anfangen, es auf Ihrer Haut zu riechen. »Oh, bitte«, sagte er.
Er sah nach links, weil er die tote Blondine nicht mehr ansehen wollte, die so große Ähnlichkeit mit Terry hatte - die
Terry in den alten Zeiten, die ihn rasend machen konnte, indem sie einfach nur die Beine übereinanderschlug oder mit
den Hüften wackelte -, und was er da erblickte, zauberte ein
hoffnungsvolles Grinsen auf sein Gesicht. Ein Geländefahrzeug parkte da drüben. Da es in der Garage geparkt war,
dachte er, standen die Chancen mehr als gut, daß die Schlüssel steckten. In diesem Fall würde ihm wenigstens die
Schande erspart bleiben, Entragians Opfern die Taschen zu
durchsuchen - vielleicht war er auch noch Josephson gewesen, als er sie getötet hatte. Nicht, daß es eine Rolle gespielt
hätte. Er würde nur die Erzlore abkoppeln, das Garagentor
öffnen und wegfahren müssen.
… wenn Sie anfangen, es auf Ihrer Haut zu riechen.
Vielleicht würde er es anfangs riechen, aber nicht lange. David Carver war vielleicht ein Prophet, aber ein junger Prophet,
und ein paar Dinge schienen ihm, heißer Draht zu Gott hin
oder her, nicht klar zu sein. Eines war die schlichte Tatsache,
daß man einen Gestank abwaschen konnte. Allerdings konnte
man das. Das gehörte zu den wenigen Dingen im Leben, die
Johnny ganz genau wußte.
Und der Schlüssel des Geländefahrzeugs steckte, Gott sei
Dank, wirklich im Zündschloß.
Er beugte sich hinein, drehte den Zündschlüssel ein Stück
herum und stellte fest, daß der Tank zu drei Vierteln voll war.
»Alle Neune, Baby«, sagte er und lachte. »Diesmal hast du alle
Neune erwischt.«
Er ging zur Rückseite des kleinen, jeepartigen Fahrzeugs
und betrachtete die angekoppelte Erzlore. Auch sie bot kein
Problem. Die Kupplung war bestenfalls ein besserer Haken
mit Öse. Er würde einen Hammer suchen … den Bolzen herausklopfen …
Nicht einmal Houdini hätte das fertiggebracht, Marinville. Das
war die Stimme des alten Säufers. Wegen dem Kopf. Und was ist
mit dem Telefon? Was ist mit den Sardinen?
»Was soll damit sein? Es waren nur ein paar Dosen mehr da
hinten, als wir vermutet hatten, mehr nicht.«
Aber er schwitzte. Schwitzte wie manchmal in Vietnam. Es
lag nicht an der Hitze, obwohl es heiß gewesen war, und es lag
auch nicht an der Angst, obwohl man Angst gehabt hatte, sogar wenn man schlief. Größtenteils hatte es sich um den kranken Schweiß gehandelt, den das Wissen mit sich brachte, daß
man zur falschen Zeit am falschen Ort war - mit an sich guten
Menschen, die sich möglicherweise für alle Zeiten zugrunde
richteten, indem sie etwas taten, von dem sie wußten oder
ahnten, daß es falsch war.
Unscheinbare Wunder, sagte der alte, beschickerte Tierarzt.
Bei Gott, tot war er noch geschwätziger als lebendig. Wenn der
Junge nicht gewesen wäre, würden Sie jetzt noch in einer Gefängniszelle sitzen, oder nicht? Oder Sie wären tot. Oder etwas
Schlimmeres. Und Sie haben ihn im Stich gelassen.
»Wenn ich diesen Kojoten nicht mit meiner Jacke abgelenkt
hätte, dann wäre David jetzt tot«, sagte Johnny. »Lassen Sie
mich in Ruhe, Sie alter Narr.«
Er sah einen Hammer auf der Werkbank an der Wand liegen. Er ging darauf zu.
»Sag mal, Johnny«, sagte Terry, und er blieb wie angewurzelt stehen. »Wann genau hast du beschlossen, deine Angst
vor dem Tod dadurch zu verdrängen, daß du das richtige Leben völlig aufgegeben hast?«
Diese

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