Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Stimme ertönte nicht in seinem Kopf, dessen war er
fast hundertprozentig sicher. Verdammt, er war ganz sicher. Es
war Terry, die da an der Wand hing. Niemand, der ihr nur ähnlich sah, kein Trugbild und keine Halluzination, Terry. Wenn er
sich jetzt umdrehte, würde er sie mit erhobenem Kopf sehen,
sie würde die Wange nicht mehr auf der Schulter haben und
ihn ansehen, wie sie ihn immer angesehen hatte, wenn er etwas versaut hatte - geduldig, weil es der normale Gang der
Dinge war, daß Johnny Marinville etwas versaute; desillusioniert, weil sie die einzige war, die davon ausgegangen war, daß
er es besser machen würde. Das war so dumm, als würde man
sein Geld darauf setzen, daß die Tampa Bay Bucs die Superbowl gewannen. Aber manchmal hatte er es bei ihr für sie tatsächlich besser gemacht und sich über das, was er als seine
wahre Natur betrachtete, hinausgeschwungen. Aber wenn
ihm das gelungen war, wenn er glänzte, wenn er verdammt
noch mal über sich selbst hinauswuchs, hatte sie da jemals etwas
gesagt? Nun, vielleicht. »Schalt um, mal sehen was auf PBS
kommt«, aber das war auch so ziemlich alles gewesen.
»Du hast das Leben nicht mal für das Schreiben aufgegeben«, sagte sie. »Das wäre wenigstens verständlich gewesen,
wenn auch beschämend. Aber du hast das Leben dafür aufgegeben, über das Schreiben zu reden. Ich meine, lieber Himmel,
Johnny!«
Er ging mit zitternden Beinen zu der Werkbank, um den
Hammer nach dem Miststück zu werfen, vielleicht würde sie das zum Schweigen bringen. Da hörte er das langgezogene
Knurren von links.
Er drehte sich um und sah einen Wolf - wahrscheinlich derselbe, der mit dem can tah im Maul auf Steve und Cynthia
zugegangen war
- an der Tür stehen, die zu den Büros
zurückführte. Der Wolf sah ihn mit grünlich leuchtenden
Augen an. Einen Augenblick zögerte er, und Johnny wagte zu
hoffen - vielleicht hatte er Angst, vielleicht würde er sich verziehen. Dann kam das Tier volle Pulle auf ihn zugerannt, zog
die Lefzen zurück und fletschte die Zähne.
2
    Das Ding, das Ellen gewesen war, hatte sich so sehr auf den
Wolf konzentriert - weil es den Wolf benützen wollte, um den
Schriftsteller fertigzumachen -, daß es sich in einem hypnoseähnlichen Zustand befand. Nun störte etwas Taks Konzentration, eine Unterbrechung im erwarteten Lauf der Ereignisse.
Es zog sich einen Moment zurück und ließ den Wolf, wo er
stand, und richtete den Rest seiner schrecklichen Neugier und
dunklen Aufmerksamkeit auf den Ryder-Kleinbus. Etwas war
bei dem Bus geschehen, womit es nicht gerechnet hatte, aber
Tak konnte nicht sagen, was es war. Ein Gefühl der Desorientierung überkam es, als wäre es in einem Zimmer aufgewacht,
in dem alle Möbelstücke ein klein wenig verschoben worden
waren.
Vielleicht sollte es nicht versuchen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein
»Mi him en tow!« knurrte es und hetzte den Wolf auf den
Schriftsteller. Soviel zu dem Mann, der Steinbeck sein wollte;
das Ding auf vier Beinen war stark und schnell, das Ding auf
zweien langsam und schwach. Tak zog seinen Geist aus dem
Wolf zurück; Johnny Marinville verblaßte zuerst und verschwand dann völlig, als der Schriftsteller sich gerade umdrehte und mit einer Hand nach etwas auf der Werkbank griff,
während seine Augen groß vor Angst wurden.
Tak konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf den Bus
und die anderen - obwohl der einzige, auf den es ankam, auf
den es jemals angekommen war (und wenn es das nur früher
begriffen hätte), der beschissene kleine Betbruder war.
Der hellgelbe Mietbus parkte immer noch auf der Straße
- durch die überlappenden Augen der Spinnen und mit der
Wärmesicht der Schlangen tief am Boden sah Tak ihn deutlich -, aber wenn es versuchte, hineinzukommen, war es ihm
unmöglich. Keine Augen da drinnen? Nicht einmal eine einzige krabbelnde Spinne? Nein? Oder blockierte ihm der kleine
Betbruder wieder die Sicht?
Einerlei. Tak hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Sie waren da drinnen, alle miteinander, sie mußten da drinnen
sein, und dabei würde er es bewenden lassen müssen, weil
noch etwas anderes nicht stimmte. Etwas, das noch näher bei
ihm war.
Etwas stimmte mit Mary nicht.
Tak fühlte sich auf seltsame und unangenehme Weise gehetzt, getrieben, als es den Ryder ausblendete, sich auf das
Büro konzentrierte und durch die nervös huschenden Augen
der Kreaturen sah, die sich darin aufhielten. Zuerst fiel ihm
der verschobene Trockner auf, dann die Tatsache, daß Mary
nicht mehr da war.

Weitere Kostenlose Bücher