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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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mir nicht mal mehr richtig in die Augen.«
    »Alles in Ordnung, wirklich«, sagte ich. »Ich hatte nur viel zu tun. Ist das so schwer zu glauben?«
    Dieses Mal antwortete er nicht. Brauchte er auch nicht. Es war eine faustdicke Lüge. Und so leicht zu durchschauen. Trotzdem klammerte ich mich daran wie eine Ertrinkende.
    Nach einer langen Pause meinte er: »Hör mal, wenn es daran liegt, was zwischen deinem Vater und Heidi läuft, dann   …«
    »Damit hat es nichts zu tun.« Meine Stimme klang scharf, defensiv. »Wie gesagt, ich musste arbeiten. Außerdem habe ich auch sonst ziemlich viel zu tun. Ich kann nicht meinen gesamten Sommer damit zubringen, Kickball zu spielen. Ich muss mich aufs College vorbereiten, jede Menge lesen, wenn ich im Herbst nicht vollkommen unvorbereitet an der
Defriese
auftauchen will. Heutzutage funktioniert das beim Studieren nicht mehr so einfach von null auf hundert. Ich habe es zu sehr schleifen lassen, deshalb   …«
    »Du hast es zu sehr schleifen lassen.«
    »Ja.« Ich betrachtete meine Hände. »Es hat Spaß gemacht, ehrlich. Aber ich hänge total hinterher. Ich muss mich endlich aufs Wesentliche konzentrieren.«
    Die vertrauten Stimmen, die von der Promenade zuhören waren, drangen überdeutlich in mein Bewusstsein: das Gelächter, die Sprüche   … der Klang von Menschen, die Spaß zusammen hatten. Diesen Klang hätte ich immer und überall sofort erkannt. Und aus der Ferne war er mir wesentlich vertrauter, als wenn ich Teil davon gewesen wäre.
    »Ach so«, meinte Eli. »Na dann. Viel Glück. Beim Aufs-Wesentliche-Konzentrieren und so.«
    In seinem Ton schwang etwas mit. Etwas Endgültiges, Distanziertes. Eigentlich genau das, was ich wollte. Dachte ich zumindest – bis mir schlagartig bewusst wurde, dass ich es vielleicht doch nicht wollte. »Eli«, sagte ich schnell, »hör zu, ich   …«
    Aber mehr kam nicht. Ich ließ die Worte in der Luft hängen. Wartete darauf, dass er einsprang, den Satz für mich beendete, den schwierigen Part übernahm. Der typische Trick meines Vaters – und plötzlich begriff ich auch, warum. Mittendrin abzubrechen war so viel einfacher, als das laut auszusprechen, was man eigentlich gar nicht sagen wollte. Doch Eli sprang nicht ein. Er ging einfach weg. Was mich nicht hätte wundern sollen. Was kümmerte es ihn, ob der Satz beendet wurde oder nicht. Für ihn war die Sache erledigt.

Vierzehn
    13:05

Hab gerade Pause zwischen zwei Veranstaltungen, magst du vielleicht zusammen Mittag essen?
    15:30

Hast du heute Abend Zeit? Gegen sechs, im
Last Chance
?
    22:30

Bin auf dem Weg Richtung Bett. Bis morgen.
     
    Ich legte mein Handy zurück auf den Schreibtisch. Leah, die nebenher ein paar Quittungen durchblätterte, warf einen Blick darauf. »Da ist ja jemand sehr angesagt heute«, frotzelte sie.
    »Ist nur irgend so ein Typ, den ich von früher kenne«, antwortete ich. »Aus der Schule.«
    »Irgend so ein Typ? Gibt es so etwas bei Kerlen überhaupt?«
    Das
Clementine's
hatte schon geschlossen, und die anderen warteten bereits auf mich, damit wir gemeinsam abschließen und gehen konnten. Ich musste allerdings noch ein paar Sachen erledigen. »In diesem Fall ja«, erwiderte ich.
    Wieder ertönte das SM S-Signal . Seufzend warf ich einen Blick aufs Display.
     
    22:45

Falls du heute Abend Zeit hast, ruf an. Muss dir unbedingt von meinen neuesten Ideen erzählen.
     
    »Ganz schön hartnäckig«, sagte Esther.
    »Ich glaube, er hat nur ein schlechtes Gewissen, weil er mich damals zum Abschlussball versetzt hat«, antwortete ich.
    Dabei war mir der Gedanke bis zu diesem Moment gar nicht gekommen. Doch je länger ich darüber nachdachte, umso einleuchtender erschien er mir.
    »Du bist beim Abschlussball versetzt worden?!«, fragte Maggie erschüttert. »Der Horror!«
    »So schlimm war es nun auch wieder nicht« erklärte ich. »Er hat am Tag vorher angerufen und erzählt, er wäre kurzfristig zu dieser wichtigen Umweltkonferenz in Washington eingeladen. Und so was passiert eben nur ein Mal im Leben.«
    »Genau wie dein Schulabschlussball«, meinte Leah. »Lass ihn ruhig weiter abblitzen. Das hat er verdient.«
    »Nein, das ist es gar nicht   …« Seufzend hielt ich inne. »Ich hab bloß keine Lust, den Teil meiner Vergangenheit wieder aufleben lassen. Das ist alles.«
    Mein Handy piepte schon wieder. Ich sah nicht mal mehr nach. Später, zu Hause, las ich mir Jasons Nachrichten dann durch. Vielleicht sollte ich doch antworten, ein

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