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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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an.«
    Gelöscht.
    »Noch mal Dad, Liebes. Wahrscheinlich sollte ich dichmal auf dem Festnetz anrufen. Anscheinend hörst du deine Mailbox nicht ab oder dein Handy funktioniert nicht oder   …«
    Gelöscht.
    Und so ging es endlos weiter. Trotzdem drückte ich immer wieder auf denselben Knopf, löschte alles und fühlte nichts. Bis ich folgende Nachricht hörte.
    »Ach, Auden, du willst also wirklich nicht mit mir sprechen.« Ein Seufzer folgte, dessen Klang mir so vertraut war wie mein eigenes Gesicht. Doch dann fuhr meine Mutter fort: »Ich hab es wohl nicht anders verdient, oder? Es ist immer dasselbe mit mir: Anscheinend schaffe ich es, genau die paar Menschen zu vergraulen, an denen mir wirklich etwas liegt. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht hast du es ja herausgefunden, in diesem Sommer deiner großen Veränderung. Ich frage mich   …«
    Ich nahm das Handy vom Ohr, um aufs Display zu schauen. Diese Nachricht hatte sie vor zwei Tagen hinterlassen, gegen fünf Uhr nachmittags. Wo ich wohl gewesen war, als sie anrief? Wahrscheinlich allein, wie immer, entweder im Büro im
Clementine's
oder hier, in meinem Zimmer. Oder irgendwo dazwischen.
    Ich stellte mir meine Mutter am Küchentisch vor: Hollis war bei der Arbeit in der Bank und ich fuhr – jedenfalls in ihrer Fantasie – mit einem Haufen Jungen in einem Sportwagen durch die Gegend, mit nichts weiter bekleidet als einem rosa Bikini. Hollis und ich waren so völlig anders geworden, als sie es sich erhofft hatte, damals, während sie uns, so wie Heidi jetzt Isby, auf dem Arm getragen und gewiegt hatte. Es war so einfach, sichvon Dingen zu distanzieren, die einem fremd waren. Der einzige Mensch auf der Welt, über den man immer die Kontrolle behielt, war man selbst.
    Von unten hörte ich wieder schallendes Gelächter. Ich drückte die Nummer eins meiner Schnellwahltasten und wartete.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s, Mom.«
    Pause. Dann: »Auden. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut«, antwortete ich. Es fühlte sich sehr merkwürdig an, nach so langer Zeit wieder mit ihr zu sprechen. »Und dir?«
    »Na ja, auch ganz gut, schätze ich.«
    Meine Mutter war kein besonders emotionaler Mensch. Nie gewesen. Doch in ihrem Ton, in der Nachricht, die sie mir hinterlassen hatte, schwang etwas mit, das mir den Mut zu meinen nächsten Worten verlieh.
    »Mom? Kann ich dich etwas fragen?«
    Sie zögerte, ehe sie antwortete: »Ja, natürlich.«
    »Als du und Dad euch getrennt habt, war das   … also, habt ihr das ziemlich schnell beschlossen? Oder erst mal versucht, es irgendwie wieder hinzukriegen?«
    Ich weiß nicht, mit was für einer Frage sie gerechnet hatte. Aber mit dieser offenkundig nicht – zumindest deutete ich ihr langes Schweigen so. Schließlich antwortete sie: »Wir haben alles versucht, um zusammenzubleiben. Uns scheiden zu lassen war keine Entscheidung, die uns leichtfiel, falls es das ist, was du meinst. Meinst du das?«
    »Keine Ahnung.« Ich sah auf mein Lehrbuch, auf denNotizblock, der danebenlag. »Ich glaube   … vergiss es. Tut mir leid.«
    »Nein, nein, schon gut.« Anscheinend hielt sie den Hörer dichter an den Mund, jedenfalls klang ihre Stimme jetzt viel lauter. »Auden, was ist los? Was geht dir im Kopf herum, dass du gerade jetzt mit dieser Frage kommst?«
    Ich hatte urplötzlich einen Kloß im Hals, was mir ultrapeinlich war. Meine Güte, was war nur mit mir los? Ich schluckte, sagte: »Es ist bloß   … Dad und Heidi haben Probleme.«
    »Probleme«, wiederholte sie. »Was für Probleme?«
    Von unten drang wieder fröhliches Lachen hoch. »Er ist vor ein paar Wochen ausgezogen«, antwortete ich.
    Sie atmete langsam aus. »Ach du liebe Zeit. Das tut mir leid.«
    »Tatsächlich?«
    Das war mir einfach so rausgerutscht. Im nächsten Augenblick bereute ich zutiefst, wie überrascht ich geklungen hatte. In etwas schärferem Ton als zuvor erwiderte sie: »Natürlich. Es ist immer furchtbar, eine Ehekrise mitzuerleben, vor allem, wenn Kinder im Spiel sind.«
    Und im nächsten Moment brach ich in Tränen aus, einfach so. Sie kamen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, füllten meine Augen, flossen über. Ich atmete tief durch, versuchte mühsam, die Fassung zu wahren.
    »Auden? Alles in Ordnung?«
    Ich sah zum Fenster, aufs Meer hinaus: So unendlich, so unerschütterlich. Obwohl es ständig im Fluss war, schien es sich nie zu verändern. »Ich wünschte mir bloß,dass ich ein paar Dinge anders gemacht hätte.« Meine Stimme zitterte.
    »O

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