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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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seit zehn Minuten in »Theorie und Praxis der Weltwirtschaft« vertieft, da war ich plötzlich nicht mehr allein, sondern hatte Gesellschaft. Lärmige Gesellschaft.
    Ich ging halb die Treppe hinunter, spähte Richtung Küche, die voller Menschen war. Heidi, in Shorts und schwarzem Tanktop, stapelte Plastiktüten auf den Küchentisch. Isby saß im Buggy und schaute mit großenAugen zu. Eine Blondine in Heidis Alter öffnete gerade schwungvoll ein Bier, eine braunhaarige Frau schüttete Tortillachips in eine Schüssel. Maggie, Esther und Leah saßen um den Küchentisch herum. Vor ihnen standen noch mehr Plastiktüten.
    Es gab ein bestimmtes Geräusch, das nur entstand, wenn Frauen auf einem Haufen zusammen waren. Nicht einfach Geschnatter, sondern fast so etwas wie eine Melodie aus Wörtern und Atmern. Ich hatte diesem Geräusch schon so oft gelauscht, aus sicherer Entfernung. Und jedes Mal merkte ich, wie groß der Abstand zwischen mir und den anderen tatsächlich war. Gleichzeitig wollte ich nirgends anders sein. Deshalb zuckte ich erschrocken zusammen, als Heidi zufällig aufblickte und mich bemerkte.
    »Auden«, rief sie, denn irgendwer hatte die Musik noch lauter aufgedreht. »Hey! Komm doch zu uns!«
    Ehe ich reagieren konnte, hatten sich alle zu mir umgedreht, wodurch Flucht nicht nur peinlich, sondern unmöglich wurde. »Äh«, sagte ich. »Ich   …«
    »Das ist Isabel«, sagte Heidi und zeigte auf die blonde Frau, die mir zunickte. Dann deutete sie auf die Brünette. »Morgan. Meine beiden ältesten Freundinnen vom College. Leute, das ist Auden, Roberts Tochter.«
    »Schön, dich endlich kennenzulernen«, sagte Morgan. »Heidi hat uns schon so von dir vorgeschwärmt.
Vorgeschwärmt

    »Hast du meine Nachrichten bekommen?« Heidi hob Isby aus dem Buggy. »Ich wollte dir Bescheid sagen, dass wir hier einfallen, aber deine Mailbox war voll.«
    »Wow!« Leah hob spöttisch die Augenbrauen. »Da ist aber jemand ziemlich beliebt.«
    Ich nahm Heidis Steilvorlage dankbar auf. »Genau deswegen wollte ich auch gerade ein paar Anrufe machen«, sagte ich, während Esther eine Tüte über dem Tisch ausschüttete. Zum Vorschein kam ein Haufen Minibilderrahmen.
    »Ach so. Na gut.« Heidi nahm das Bier entgegen, das Isabel ihr hinhielt. Morgan stellte die Schüssel mit den Chips auf den Tisch. »Dann kommst du eben, wenn du fertig bist. Wir sind mit Sicherheit noch da und beschäftigt. Schließlich müssen wir mindestens dreihundert Geschenktüten zusammenstellen.«
    »Dreihundert?!« Leah warf Maggie einen grimmigen Blick zu. »Du hast gesagt   …«
    »Ich hab gesagt, dass es garantiert Spaß macht. Und das tut es auch«, erwiderte Maggie. »Außerdem, was willst du denn sonst heute Nacht anstellen?«
    »Alles Mögliche! Im
Tallyho
zum Beispiel ist Ladies Night, wir würden umsonst reinkommen.«
    »Ho ho ho, nieder mit dem
Tallyho
«, sagte Esther trocken und nahm sich eins der Bilderrähmchen.
    »Unbedingt«, pflichtete Isabel ihr bei. »In dem Club kriege ich Pickel.«
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und versuchte, mich in internationale Währungspolitik zu vertiefen. Nach einigen Lachsalven aus dem unteren Stockwerk stand ich auf, um die Tür zu schließen. Doch die Musik drang hartnäckig durch den Fußboden. Bei den stampfenden Bässen konnte man sich einfach nicht konzentrieren.Deshalb nahm ich schließlich mein Handy auf und rief meine Mailbox an.
    Heidi hatte recht: Sie war voll. Hauptsächlich alte Nachrichten meiner Eltern, die ich nie richtig angehört hatte. Nun arbeitete ich sie ab, eine nach der anderen, den Blick starr auf den dunklen Ozean vor meinem Fenster gerichtet.
    »Auden, hallo, hier ist Mom. Tja, dann rufe ich wohl später noch mal an.«
    Gelöscht.
    »Hallo, mein Schatz, Dad hier. Ich mache gerade eine kleine Schreibpause, dachte, ich rufe mal an. Ich bleibe den ganzen Tag hier im Hotelzimmer, für den Fall, dass du zurückrufen oder vorbeikommen möchtest. Ich würde mich freuen.«
    Gelöscht.
    »Auden, hier spricht deine Mutter. Dein Bruder arbeitet inzwischen in einer Bank. Ich hoffe, du bist gebührend entsetzt. Tschüs.«
    Gelöscht.
    »Hi, Auden. Ich bin’s mal wieder, Dad. Hab mich gefragt, ob du vielleicht Lust hast, dich mit mir im
Last Chance
zu treffen. Vom Zimmerservice habe ich allmählich die Nase voll. Ruf mich an, okay?«
    Gelöscht.
    »Auden, ich werde es langsam leid, dir immer nur auf Band zu sprechen. Meld dich endlich mal. Ich rufe jetzt nicht mehr

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