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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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wirken, wenn du ein bisschen seriöser aussehen möchtest.«
    »Danke«, erwiderte die Kundin. »Die sind ja klasse. Ich liebe Schuhe.«
    »Natürlich liebst du Schuhe!«, antwortete Maggie. »Schließlich bist du weiblich, oder etwa nicht?«
    Hilfe, dachte ich. Wo war der Wellenkrachapparat, wenn man ihn wirklich brauchte?
    Kurze Zeit später hörte ich, wie die Glocke über der Tür bimmelte. Ein paar Sekunden später wurde die Musik aufgedreht. Kein Discopop diesmal, sondern irgendetwas anderes Tanzbares: laut, dröhnend, stampfender Rhythmus. Ich brauchte nicht mal mehr auf die Uhr zu schauen. Inzwischen konnte ich am Sound und am Geräuschpegel erkennen, wenn der Neun-Uhr-Tanz losging.
    Dieses bedeutende Ereignis fand jeden Abend statt, exakt eine Stunde vor Ladenschluss, egal, ob alle da waren oder nur eine von ihnen. Und das Ganze dauerte auch immer genau die Länge eines Liedes, nicht weniger, nicht mehr. Keine Ahnung, wie die Kunden das fanden. Ich allerdings achtete peinlich darauf, das Büro in dieser Zeit nicht zu verlassen.
    Von ungefähr drei Minuten nach neun bis zehn Uhr wurde sich dann noch weiter um die Kundschaft gekümmert, gleichzeitig eifrig und völlig sinnentleert geplaudert. Normalerweise ging es darum, was man anschließend tun sollte – oder dass man es eben noch nicht wusste.
    Auch dabei bemühte ich mich, nicht hinzuhören, was sich jedoch manchmal als unmöglich erwies. Deshalb wusste ich mittlerweile, dass Leah immer in irgendwelche Clubs gehen wollte (weil man dort eher Chancen hatte, ältere Typen zu treffen). Esther hingegen war scharf auf Livemusik (offenbar hatte sie ein Faible für Liedermacher oder hätte selbst gern Songs geschrieben). Maggie hing, soweit ich es beurteilen konnte, am liebsten mit den Jungs vom Fahrradladen ab und schmachtete dabei vergeblich Jake an, obwohl sie Stein und Bein schwor, dass sie über ihn weg sei.
    Auch an diesem Abend lief das Gespräch in ähnlichen Bahnen, denn plötzlich hörte ich, wie Leah sagte: »Im
Tallyho
zahlen Frauen heute keinen Eintritt.«
    »Was haben wir uns beim letzten Mal geschworen, als wir da waren?«, fragte Esther.
    »Wir haben nichts   …«
    Maggie unterbrach sie, indem sie skandierte: »Ho ho ho, nieder mit dem
Tallyho
, ho ho ho, nieder mit dem
Tallyho

    Jemand kicherte. Dann sagte Leah: »Ich kapiere nicht, was ihr gegen das
Tallyho
habt.«
    »Alles«, meinte Esther.
    »Immer noch besser, als zum Open Mike ins
Ossify
zu gehen und sich reinzuziehen, wie irgendein Idiot zur Drum-Maschine seine Einkaufsliste rezitiert.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Maggie. »Ist es wirklich besser?«
    Mehr Gegacker. »Ich sage doch gar nicht, dass wir um jeden Preis ins
Ossify
gehen müssen«, meinte Esther. »Ich habe bloß keine Lust, heute Abend schon wieder von irgendwelchen besoffenen Touristen angebaggert zu werden.«
    »Wir könnten auch zum Jump-Park«, sagte Maggie. Lautes Stöhnen war zu vernehmen. »Wieso? Es kostet keinen Eintritt, es wimmelt von Jungs   … «
    »Und zwar von denen, die wir schon eine halbe Ewigkeit kennen«, konterte Leah.
    »…   und es macht Spaß.« Maggie ließ sich nicht beirren. »Außerdem habe ich gehört, dass Eli dieses Wochenende starten will.«
    Ich war dabei gewesen, eine lange Reihe Zahlen zu addieren, und verlor genau in diesem Moment den Überblick. Da ich nicht mehr wusste, welche ich als letzte eingegeben hatte, drückte ich auf die Löschtaste und fing noch einmal von vorn an.
    »Das Gerücht gibt’s doch jede Woche«, meinte Leah.
    »Mag sein, aber diesmal habe ich die Information direkt von Adam.«
    »Und der wiederum hat sie von Eli?« Maggie schwieg. »Genau das meine ich. Es ist dasselbe wie mit dem Yeti.«
    Ziemlich lang sagte niemand etwas. Schließlich brach Esther das Schweigen: »Es ist mehr als ein Jahr her. So langsam könnte er doch wirklich   …«
    »Abe war sein bester Freund«, sagte Leah. »Du weißt, wie nah sie sich waren.«
    »Ja, trotzdem. Irgendwann muss er doch wieder damit anfangen.«
    »Sagt wer?«
    »Sie meint damit, dass es damals das Wichtigste überhaupt für ihn war«, erklärte Maggie. »Und was tut er jetzt? Er ist Manager im Fahrradladen. Als wäre die Welt stehen geblieben.«
    Erneut entstand eine Pause. Bis Leah sagte: »Für ihn ist es vermutlich auch so. Wisst ihr, was ich meine?«
    Es klopfte an der Tür. Ich zuckte zusammen, denn ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Esther Richtung Büro gestartet war, um das Bargeld aus der Kasse im Safe zu

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