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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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deponieren. »Wir sind fast fertig«, sagte sie, als sie hereinkam. Wie jeden Abend rückte ich ein wenig zur Seite, als sie sich bückte, um an den Safe heranzukommen. »Du auch?«
    »Ja«, antwortete ich. Sie schloss die Tür wieder, zog den Schlüssel ab. »Ich   … äh   … komme gleich.«
    »Okay.«
    Nachdem sie den Raum verlassen hatte, fing ich an, die Zahlen noch einmal einzugeben. Nachdem ich etwamit der Hälfte fertig war, unterbrach ich jedoch, hielt die Luft an und lauschte angestrengt, ob sie sich immer noch über dasselbe Thema unterhielten. Fehlanzeige. Deshalb beugte ich mich wieder über meine Zahlen und tippte sie so langsam und sorgfältig ein wie möglich, um nicht noch mal von vorn anfangen zu müssen.
    ***
    Gegen Mitternacht war ich die Promenade einmal rauf- und wieder runtermarschiert und hatte außerdem mit dem Auto eine ausgiebige Runde durch ganz Colby gedreht. Doch an Heimfahren war trotzdem kein Denken; es würde noch ein paar Stunden dauern, bevor ich das überhaupt in Erwägung ziehen konnte. Aber ich brauchte dringend Kaffee. Also fuhr ich zur Tankstelle.
    Ich hatte gerade angehalten und kramte im Aschenbecher, um Kleingeld zu finden, als ich ein Motorengeräusch hinter mir hörte. Ich sah auf. Ein verbeulter grüner Pick-up düste in eine Parklücke wenige Plätze weiter. Noch bevor ich die Fahrräder auf der Ladefläche registrierte, erkannte ich den Typen am Steuer: der Kleine, Stämmige aus dem Fahrradladen. Maggies Freund Adam saß neben ihm. Der Motor wurde ausgeschaltet, die beiden stiegen aus und gingen hinein. Ich wartete noch einen Moment, dann folgte ich ihnen.
    Die Tankstelle war klein, aber sauber, die Warenauslagen in den schmalen Gängen ordentlich, die Beleuchtung nicht zu grell. Ich steuerte wie immer zielstrebig auf die Kaffeemaschine zu, nahm mir einen Becher in der größten Größe, füllte ihn bis zum Rand. Adam und seinFreund standen bei den Kühlregalen auf der anderen Seite des Ladens, holten Getränke heraus und gingen dann zu den Süßigkeiten.
    »M&Ms«, sagte Adam, während ich ein bisschen Milch in meinen Kaffee goss. »Fruchtstangen. Und vielleicht   … lass mich überlegen. Was hältst du von Pfefferminztalern?«
    »Musst du eigentlich alles, was dir durch den Kopf geht, laut aussprechen?«, frotzelte der andere Typ.
    »So ticke ich nun mal. Wenn ich beim Denken rede, fällt es mir leichter, Entscheidungen zu treffen.«
    »Aber es nervt. Denk wenigstens leiser.«
    Ich verschloss meinen Becher mit einem Deckel. Als ich zur Kasse kam, stand da schon eine ziemlich dicke Frau, um Lotteriescheine zu kaufen. Im nächsten Moment stellten sich die beiden hinter mir an. Ich konnte ihr Spiegelbild in der Zigarettenwerbung über uns sehen.
    »Ein Dollar vierzehn«, sagte der Kassierer zu mir.
    Ich gab ihm das abgezählte Geld, schnappte mir meinen Becher. Als ich mich zum Gehen wandte, sagte Adam plötzlich: »Ich wusste, dass ich dich irgendwoher kenne. Du, äh   … du arbeitest doch in der Boutique, oder? Du weißt schon, im
Clementine's

    Ich wusste, was das Äh zu bedeuten hatte. Ein einziges Mal hatte ich mich voll verschätzt, total danebengelegen – und schon war ich gebrandmarkt, als das Mädchen, das mit Jake rumgemacht hatte. Auch wenn Adam nett genug gewesen war, das nicht so deutlich zu sagen, jedenfalls nicht mir direkt ins Gesicht. »Ja«, antwortete ich.
    »Adam.« Er deutete auf sich. »Und das ist Wallace.«
    »Auden«, erwiderte ich.
    »Sieh dir das an.« Adam stieß Wallace mit dem Ellbogen an. »Sie hat einen Becher Kaffee gekauft.
Einen
Becher. Was für eine großartige Selbstbeherrschung.«
    »Stimmt«, meinte Wallace, während die beiden ihre gesammelten Einkäufe aufs Band legten. »Wer schafft es, in der Tanke für ein einziges, mickriges Teil aufzuschlagen?«
    »Tja, sie ist eben nicht von hier«, meinte Adam. Der Kassierer begann, die Waren einzuscannen.
    »Stimmt auch.« Wallace sah mich an. »Nichts für ungut. Es liegt bloß daran, dass wir   … «
    »…   Tankstellenshop-Stammkunden seid«, ergänzte ich unwillkürlich, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was ich da sagte.
    Einen Moment lang wirkte er überrascht. Dann grinsten er und Adam sich an. »Genau!«
    »Macht fünfzehn Dollar fünfundachtzig«, verkündete der Kassierer. Während sie in ihren Taschen herumkramten und zerknitterte Scheine hervorzogen, ergriff ich die Gelegenheit, mich zu verkrümeln. Kurze Zeit später kamen sie, jeder mit einer Tüte

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