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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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mal fest. Vielleicht lag es an seiner Art zu reden, jedenfalls konnte ich schwer beurteilen, ob er sich lustig machte oder es ernst meinte. Was mich nervte. Oder faszinierte. Oder beides.
    »Wirst du fahren?«, fragte ich, nachdem wir beide einen Moment geschwiegen hatten. Ich hatte schließlich nichts zu verlieren. Oder doch?
    »Nein«, erwiderte er. »Du?«
    Ich hätte beinahe gelacht, doch dann fiel mir Maggie ein. Und mir wurde klar, dass die Frage womöglich ernst gemeint gewesen war. »Nein«, antwortete ich. »Ich kann nicht mal   … Ich meine, ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr Fahrrad gefahren.«
    Darüber musste er anscheinend einen Augenblicknachdenken. Er sah zur Rennstrecke hinüber. »Wirklich   …«
    Trocken, ausdruckslos, ohne jede Betonung. Ich hatte also keinerlei Anhaltspunkte. Und trotzdem aus irgendeinem Grund das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Deshalb sagte ich: »Es ist bloß   … als ich klein war, habe ich mich nicht so für Sport interessiert. Ich meine, all die Sachen, die man draußen macht.«
    »Die Sachen, die man draußen macht«, wiederholte er.
    »Also, ich bin schon rausgegangen«, fuhr ich fort. »Ich war nicht im Kloster oder so was. Ich bin bloß nicht oft Rad gefahren. Und in letzter Zeit im Prinzip überhaupt nicht.«
    »Aha.«
    Auch das war bestimmt nicht unbedingt kritisch gemeint. Trotzdem störte mich irgendetwas daran. »Was ist?«, fragte ich deshalb. »Gilt das hier als Verbrechen? So wie im Tankstellenshop nur eine einzige Sache zu kaufen?«
    Es sollte witzig rüberkommen, klang aber selbst in meinen Ohren genervt. Oder einfach nur durchgeknallt.
    »Bitte was?«, fragte Eli prompt.
    Ich spürte, dass ich rot wurde. »Nichts. Vergiss es.«
    Ich wandte mich zum Gehen, holte meinen Schlüssel aus der Tasche. Hatte allerdings erst zwei Schritte gemacht, da sagte er: »Du musst dich nicht dafür schämen, dass du nicht Fahrrad fahren kannst.«
    »Ich kann sehr wohl Fahrrad fahren.« Was absolut der Wahrheit entsprach. Als ich sieben war, hatte ich es überWeihnachten gelernt, in der Auffahrt, auf Hollis’ altem Rad, mit Stützrädern. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte es mir gefallen. Oder mich zumindest nicht völlig abgeschreckt. Was allerdings auch keine Erklärung dafür war, warum ich seitdem nicht mehr gefahren war. »Es ist bloß so   … Ich hatte schon seit Längerem keine Gelegenheit mehr dazu.«
    »Aha«, meinte er.
    Genau das war’s. Aha, nichts weiter. Meine Güte. »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    Er hob vielsagend die Augenbrauen. Vielleicht weil meine Stimme schon wieder diesen leicht schrillen, aufgeregten Ton hatte. Komisch, normalerweise machte es mich hypernervös, mit Jungen zu reden, weswegen ich lieber den Mund hielt. Aber bei Eli war das anders. Er brachte mich aus irgendeinem Grund dazu, mehr sagen zu wollen, nicht weniger. Was auch nicht gerade toll war.
    »Ich mein ja nur«, sagte er nach längerem Schweigen, »dass wir hier in einem Jump-Park sind.«
    Ich warf ihm einen Augenroll-Blick zu. »Ich setze mich jetzt nicht auf ein Fahrrad, bloß um dir zu beweisen, dass ich es kann, wenn du das meinst.«
    »Ich habe dich auch gar nicht darum gebeten«, antwortete er. »Andererseits, falls du auf eine Gelegenheit gewartet haben solltest   … hier und jetzt wäre deine Chance. Das ist alles.«
    Was natürlich logisch war. Ich hatte erwähnt, ich hätte keine Gelegenheit gehabt. Er wies mich darauf hin, dass ich hier und jetzt eine hatte. Warum also nervte mich das Ganze so?
    Ich atmete tief durch, und dann gleich noch einmal, um meine Stimme unter Kontrolle zu bringen. Schließlich sagte ich so ruhig und gelassen wie möglich: »Ich glaube trotzdem, ich passe. Danke.«
    »Okey-dokey«, meinte er ungerührt.
    Und dann ging ich endgültig zu meinem Auto zurück. Schluss mit dem Thema, Ende der Ansage und der Unterhaltung. Aber »okey-dokey«? Was sollte das?
    Nachdem ich mich ans Steuer gesetzt und die Autotür geschlossen hatte, blickte ich noch einmal zu ihm rüber. Tausend bessere Antworten auf seine Kommentare schwirrten mir durch den Kopf. Ich ließ den Motor an, setzte rückwärts aus der Parklücke. Das Letzte, was ich sah, bevor ich abbog, war Eli. Er stand noch genauso da wie vorher, blickte zum Parcours rüber, den Kopf leicht schräg, als würde er über etwas nachdenken.

Sieben
    Sobald es um Thisbe ging, verwandelte Heidi sich automatisch in ein Nervenbündel. Machte sich Sorgen ohne Ende. Wieviel sie schlief. Ob sie

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