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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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das erledigt war, meinte er: »Komm mit.«
    Ich folgte ihm zwischen den Waschmaschinen durch bis zu einem schmalen Gang mit einer schmucklosen weißen Tür am Ende. Eli klopfte zweimal und hielt mirdann die Tür auf. Ich zögerte. Doch da roch ich auf einmal den Kaffee. Was genügte, um mich über die Schwelle zu bringen.
    Es war, als würde man eine vollkommen andere Welt betreten. Kein Linoleum mehr, keine glänzenden Apparaturen und Geräte. Die Wände des nur schummrig beleuchteten Raums waren in einem dunklen Bordeaux gestrichen. Es gab ein Fenster, über dem eine mehrfarbige Lichterkette hing, sowie einige kleine Tische. Neben der offenen Hintertür, durch die ein warmer Wind hereinwehte, befand sich eine kleine Theke, hinter der ein älterer Typ mit grau gesprenkeltem Haar saß und in einer Zeitschrift las. Als er aufblickte und Eli bemerkte, lächelte er.
    »Hey«, rief er. »Dachte ich’s mir, dass du heute Nacht noch auftauchst.«
    »Mir gehen allmählich die T-Shirts aus«, antwortete Eli.
    »Na dann.« Der Mann legte die Zeitschrift beiseite, stand auf, rieb sich tatendurstig die Hände. »Was kann ich euch anbieten?«
    »Kommt drauf an.« Eli ging zur Theke hinüber und zog einen Barhocker darunter hervor. Ich wollte es ihm gerade gleichtun, da deutete er darauf, und ich begriff, der Hocker war für mich gedacht. »Was gibt’s denn heute?«
    »Hm   … also   …« Der Typ trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Angebot. »Rhabarber. Apfel. Und Blimbeer.«
    »Blimbeer?«
    Der Mann nickte. »Himbeer und Blaubeer. Ein bisschenherb, ein bisschen sauer, ein bisschen süß. Ziemlich intensiv. Aber es lohnt sich definitiv, das mal zu kosten.«
    »Klingt super.« Eli warf mir einen Blick zu. »Was möchtest du?«
    »Kaffee«, erwiderte ich.
    »Bloß Kaffee?«, fragte der Typ.
    »Sie ist neu hier«, erklärte Eli ihm. An mich gewandt, fuhr er fort: »Vertrau mir, du möchtest nicht nur Kaffee, sondern auch Kuchen.«
    »Ach so.« Zwei Augenpaare ruhten auf mir. Ich sagte: »Äh   … ja, in dem Fall   … Apfel.«
    »Gute Wahl«, meinte Eli. Der Mann wandte sich ab, nahm zwei Becher aus dem Regal, füllte sie mit Kaffee aus einer Kanne neben ihm. Dann holte er zwei Teller unter der Theke hervor, gefolgt von zwei Obstkuchen. Von jedem schnitt er ein großzügiges Stück ab, legte sie ordentlich auf die Teller, Gabeln daneben, und schob sie uns zu.
    Ich nahm erst einmal meinen Becher und trank. Einen winzigen Schluck. Doch Eli hatte nicht gelogen: Der Kaffee war großartig. Allerdings lange nicht so großartig wie der Kuchen. Wahnsinn! Einfach köstlich!
    »Ich hab’s dir gesagt«, meinte Eli. »Das hier schlägt das
Wheelhouse
um Längen.«
    »
Wheelhouse
? Wer geht denn ins
Wheelhouse
?«, fragte der Mann.
    Eli deutete mit dem Kinn auf mich.
    »Mannomann, das tut mir aber leid zu hören. Ist ja schrecklich.«
    »Clyde nimmt das Kuchenbacken sehr, sehr ernst«, sagte Eli zu mir.
    »Ich gebe mein Bestes«, meinte Clyde geschmeichelt. »Trotzdem bin ich immer noch blutiger Anfänger. Hab erst spät damit begonnen.«
    »Clyde gehört der Fahrradladen«, erklärte Eli mir. »Und dieser Waschsalon. Und noch ungefähr vier weitere Geschäfte in Colby. Er ist so etwas wie unser Tycoon.«
    »Ich bevorzuge den Begriff ›urbaner Unternehmer‹«, meinte Clyde und nahm wieder seine Zeitschrift zur Hand, die aktuelle Ausgabe von
Gourmet
. »Und bloß, weil ich ein erfolgreicher Geschäftsmann bin, heißt das noch lange nicht, dass ich einen perfekten Tortenboden backe. Jedenfalls ist das die Erfahrung, die ich zur Zeit mache.«
    Ich aß noch etwas von meinem Apfelkuchen – meiner bescheidenen Meinung nach war er ziemlich perfekt – und sah mich im Raum um.
    »Du musst zugeben«, sagte Eli zu mir, während Clyde eine Seite umblätterte und nun aufmerksam ein Rezept für Kartoffelgratin studierte, »das hier ist besser als zielloses Herumfahren oder Lesen.«
    Dem konnte ich nur aus vollem Herzen zustimmen: »Viel besser.«
    »Sie schläft auch nicht«, sagte Eli zu Clyde. Der nickte. An mich gewandt, fuhr Eli fort: »Clyde hat den Laden nur gekauft, um nachts etwas zu tun zu haben.«
    »Ja«, meinte Clyde, »wobei das mit dem Café Elis Idee war.«
    »Nö.« Eli schüttelte den Kopf.
    »Doch, war es.« Clyde blätterte zur nächsten Seite. »Früher haben wir hier bloß dumm in der Gegend rumgehockt,den Waschmaschinen beim Schleudern zugeschaut, den Drehzahlchampion ermittelt, Kaffee aus einer Thermoskanne

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