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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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meine Ohren gedrungen wäre.
    Als ich ein paar Stunden später wieder nach unten ging, wunderte es mich nicht, dass neben der Haustür ein kleiner Koffer stand. Mein Vater hatte seinen Willen durchgesetzt. Wieder einmal.
    Als ich zur Arbeit aufbrach, war er bereits weg. Heidi saß im Kinderzimmer und wiegte Isby im Arm. Für eine Sekunde blieb ich vor der Tür stehen. Wahrscheinlich sollte ich kurz nach ihr sehen. Aber ich hielt mich zurück. Hatte sie mich um Hilfe gebeten? Nein. Und ich war es leid, ihr ungefragt meine Hilfe anzubieten.
    Im Büro der Boutique versuchte ich, mich auf Eli unddie nächste Nacht zu konzentrieren, während ich wie eine Wilde arbeitete, um alles andere zu verdrängen. Da auf der Promenade ein Freiluftkonzert stattfand, hatte Maggie vorn im Laden jede Menge zu tun. Gegen halb zehn steckte sie den Kopf durch die Tür.
    »Ist dir in letzter Zeit irgendwo irgendwas untergekommen wegen einer Barfuß-Extrabestellung?«
    In meinem Kopf schwirrten Zahlen durcheinander, ich blickte sie verständnislos an: »Eine was?«
    »Barfuß-Flipflops«, sagte sie. »Ist ein Markenname. Ich habe vorne eine Kundin, die meint, sie hätte eine Sonderbestellung aufgegeben, zwanzig Paar oder so. Bei Heidi. Muss ewig her sein. Aber ich finde einfach keinen Beleg dafür, nichts.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da musst du schon mit ihr selbst sprechen.«
    »Ich will sie aber nicht stören. Vielleicht schläft das Baby ja gerade.«
    »Unwahrscheinlich«, antwortete ich. Wählte Heidis Nummer, reichte Maggie das Telefon.
    Sie warf einen flüchtigen Blick über die Schulter Richtung Laden, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Ich vertiefte mich wieder in die Lohnabrechnung. »Heidi? Hi, Maggie hier. Ich wollte bloß   … alles klar bei dir?«
    Ich schnappte mir den Taschenrechner, löschte den letzten Eintrag. Vorne, in der Boutique, hatten sich ein paar Mädels um den Ständer mit den Sonderangeboten geschart. Ich konnte ihre spitzen Jubelschreie hören.
    »Nein, du klingst nur so   …« Maggie hielt inne, dennHeidi schien etwas zu sagen. »Was?! Ja, ich hör’s. Sie brüllt wie am Spieß. Hör mal, es tut mir echt leid, dich zu stören, aber es gibt da anscheinend eine Sonderbestellung und   …«
    Eli, dachte ich und tippte eine Zahl ein. Heute Abend. Drückte auf die Additionstaste. Nicht mein Problem, Zwischensumme, Endsumme. Ich rechnete noch drei weitere Beträge aus, bis Maggie schließlich auflegte.
    »Sie meint, die Flipflops wären im Lager, in einem der Jeanskartons«, sagte sie und gab mir das Telefon zurück. »Zumindest glaube ich, dass sie das gesagt hat. War ein bisschen schwer zu verstehen, wegen der Heulerei.«
    »Ja.« Ich setzte das Display des Taschenrechners wieder auf Null. »Isby kann ganz schön loslegen.«
    »Nicht die Kleine«, antwortete Maggie. »Heidi. Sie klang fix und fertig. Alles in Ordnung mit ihr?«
    Ich wandte mich zu ihr um. »Heidi hat geweint?«
    »Sie versuchte es zu unterdrücken. Aber so etwas merkt man doch.«
    Die Glocke über der Eingangstür klingelte. »Mist. Ich muss dringend nach vorne. Könntest du diesen Karton für mich suchen?«
    Ich nickte. Blieb allerdings noch einen Moment sitzen. Bis ich schließlich aufstand und ins Lager ging, wo ich die Flipflops im Jeanskarton fand, genau wie Heidi gesagt hatte. Ich brachte den Karton zu Maggie, die mir einen dankbaren Blick zuwarf, als ich ihn auf der Verkaufstheke abstellte. Dann verließ ich die Boutique und ging heim.
    ***
    Ich hätte mich besser gefühlt, wenn ich als Erstes Isbys wohlvertrautes Gequengel gehört hätte. Doch als ich ins Haus kam, war es still. Ich lief durch den dunklen Flur in die Küche. Über dem Spülbecken brannte eine einsame Lampe. Im Wohnzimmer war es ebenfalls dunkel. So dunkel, dass ich Heidi nicht gleich sah.
    Sie saß mit Isby im Arm auf dem Sofa und weinte. Nicht so, wie man normalerweise weint, mit Schluchzern und Seufzern und lautem Atemholen, sondern leise, aber unaufhaltsam – und vollkommen untröstlich. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich es hörte. Ich streckte die Hand aus, legte sie auf Heidis Bein, worauf sie noch heftiger schluchzte. Tränen tropften auf meine Hand. Isby war wach, sah ihre Mutter an. Und ich Isby. »Gib mir das Baby.«
    Heidi schüttelte den Kopf. Weinte weiter. Ihre Schultern bebten.
    »Heidi, bitte.« Keine Reaktion. Sie machte mir Angst. Ich beugte mich vor, nahm ihr das Baby aus dem Arm. Prompt zog Heidi die Knie

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