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Destiny (Beachrats: Teil 7)

Destiny (Beachrats: Teil 7)

Titel: Destiny (Beachrats: Teil 7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Dad mich praktisch vor die Tür gesetzt hatte, lebte ich bei meinem Großvater. Okay, mein Vater hatte mich nicht wirklich rausgeworfen, aber nachdem ich mich bei meinen Eltern geoutet hatte, herrschte in unserem Haus ständig so dicke Luft, dass es kaum auszuhalten war. Ich werde den Moment nie vergessen, als er mich ›verdammte Schwuchtel‹ nannte. Das war für mich wohl der niederschmetterndste Moment überhaupt.
    Mein Grandpa hingegen war unglaublich. Er war der Dad meiner Mutter und er war in den Fünfzigern. Als ich aufwuchs, verbrachte ich immer den ganzen Sommer bei ihm in Kentucky und ich fühlte mich in seiner Gegenwart immer wohl. Ich hatte mich im Sommer zuvor bei ihm geoutet und er war total cool damit umgegangen.
    »Grandpa, du hasst mich nicht, oder?«, fragte ich, nachdem ich es ihm gestanden hatte.
    »Dich hassen?«, fragte er erstaunt. »Wo lebst du bitte, Trey? Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben. Manche Leute sind eben schwul, na und? So ist es einfach. Du hast es dir genauso wenig ausgesucht wie es sich ein Hund aussuchen kann, ob er ein Labrador oder ein Beagle ist. Ich möchte nicht, dass du so etwas auch nur ein einziges Mal denkst, okay?«
    »Ja, Sir.«
    Ich hatte in Kentucky auch ein paar ziemlich gute Freunde. Einer meiner besten Freunde war ein Junge namens Eric. Um ehrlich zu sein: ich war in Eric verliebt und das schon seit einigen Jahren. Ich hielt es allerdings für eine hoffnungslose Situation, da ich Eric für heterosexuell hielt. Er war ein ziemlich gut aussehender Kerl, muskulös und sportlich. Außerdem war er intelligent, witzig, freundlich, tolerant und ziemlich sensibel.
    Wie auch immer.
    Nachdem ich nach meinem misslungenen Coming Out nach Kentucky umgezogen war, wurden Eric und ich noch bessere Freunde. Ich war Hals über Kopf verliebt und ich war zu der Überzeugung gekommen, dass ich das Risiko eingehen musste. Ich musste einfach Gewissheit haben, ob ich mir etwas vormachte oder ob meine Hoffnungen nicht doch wahr werden konnten.
    Ich schätzte, dass eins von drei möglichen Dingen passieren würde. Erstens, er verprügelt mich und redet nie wieder ein Wort mit mir. Zweitens, er sagt, dass es ihm vollkommen egal war und dass er trotzdem mein Freund sein wollte. Oder drittens, er könnte sagen, dass er auch schwul und ebenfalls in mich verliebt war.
    Okay, ich gebe zu, die dritte Möglichkeit war eher mein Wunschdenken. Ich betete dafür, aber ich hätte nie im Traum daran gedacht, dass es jemals passieren würde.
    Ich überlegte mir, wie ich es ihm sagen konnte und nach einer Weile kam ich auf die Idee, Jeffs Blog zu benutzen. Eric hatte zuhause keinen Computer, aber er benutzte oft meinen.
    »Eric, hast du schon mal ein Blog gesehen?«, fragte ich ihn.
    Es war ein Samstagnachmittag und ich musste etwas für meinen Grandpa erledigen, was ein paar Stunden dauern würde. Eric wollte in unserem Haus warten, bis ich zurückkam. Ich hielt es für die perfekte Gelegenheit.
    »Ich weiß nicht einmal, was das ist«, gab er zu.
    Das überraschte mich nicht wirklich. Ich meine, er kannte sich mit Computern ziemlich gut aus, aber er verbrachte nicht besonders viel Zeit online.
    »Es ist so etwas wie ein Online-Tagebuch«, erklärte ich. »Ich verfolge ein Blog von einem Typen aus Florida und ich finde es ziemlich cool. Möchtest du es dir ansehen?«
    »Klar, warum nicht? Wenn es dir gefällt, mag ich es vielleicht auch.«
    Mein Plan sah vor, dass ich ihn mit dem Blog allein ließ und später eine Reaktion von ihm bekommen würde, die mir verriet, wie er über Schwule im Allgemeinen dachte. Wenn er sagen würde, dass das Ganze einfach nur ekelhaft war, wüsste ich, dass ich mich besser nicht bei ihm outen sollte. Wenn er die Familie allerdings für cool halten sollte, würde ich mich bei ihm outen. Dabei wollte ich ihm allerdings nicht sagen, dass ich in ihn verliebt war. Ich meine, es ist eine Sache herauszufinden, dass dein bester Freund schwul ist, aber eine ganz andere zu erfahren, dass er auf dich steht.
    »Ich muss los«, sagte ich, nachdem ich Jeffs Blog für ihn aufgerufen hatte. »Wir sehen uns nachher.«
    »Okay«, sagte er, setzte sich an meinen Schreibtisch und begann, sich die Seite anzusehen.

Als ich wieder zurückkam, war Eric immer noch dabei, Jeffs Blog zu lesen.
    »Was gibt‘s?«, fragte ich, als ich die Tür hinter mir schloss.
    Eric drehte sich zu mir um. Er hatte einen ziemlich seltsamen Ausdruck im Gesicht, den ich nicht wirklich deuten

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