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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kommen würden .«
    »Das ging ja schnell. Ich hatte keine Ahnung, daß ich schon angemeldet bin. Aber es erspart mir lange Erklärungen. Dann sind Sie Jackie Barnett ?«
    »Ganz recht. Wenn Sie möchten, kommen Sie rein. Ich muß nur noch nach ihm sehen .« Sie deutete auf den Mann im Rollstuhl.
    »Ihr Vater?«
    Sie warf mir einen strengen Blick zu. »Mein Mann.« Ich sah ihr nach, wie sie über die Rasenfläche zum Rollstuhl ging, und war dankbar, mich auf diese Weise von meiner Verblüffung erholen zu können. Jetzt war klar, daß sie älter sein mußte, als ich zuerst angenommen hatte. Ich schätzte sie auf Anfang Fünfzig; ein Alter, in dem Frauen zu dick Make-up auflegen und blondes Haar einen Tick zu blond färben. Jackie Barnett war mollig, wenn nicht sogar dick, aber dabei durchaus attraktiv. Für die Maler des siebzehnten Jahrhunderts wäre sie das ideale Modell für das Genre >fülliges, weißes Fleisch in der Umarmung mit einem Faun< gewesen. Über so etwas wie >Fleischeslust< war der alte Mann im Rollstuhl längst erhaben. Die Laute allerdings, die er von sich gab — aufgrund der Lähmung konnte er nicht mehr artikulieren erinnerten beunruhigend an die Geräusche ekstatischer Leidenschaft.
    Ich wandte den Blick von dem Alten und dachte statt dessen an Avery Lamb . Er hatte zwar nicht gerade behauptet, Jackie Barnett sei eine Fremde für ihn, aber zumindest getan hatte er so. Ich fragte mich mittlerweile, welcher Art ihre Beziehung wohl sein mochte.
    Jackie sprach kurz mit dem alten Mann und zog die Reisedecke über seinem Schoß glatt. Dann kam sie zurück, und wir gingen ins Haus.
    »Heißen Sie Barnett oder Squires ?« erkundigte ich mich.
    »Von Rechts wegen Squires . Aber meistens nenne ich mich noch Barnett .« Sie war ganz offensichtlich verärgert, und ich bezog das automatisch auf mich, bis sie sich entschuldigte. »Ich hab’ langsam die Nase voll von ihm. Haben Sie schon mal jemand gepflegt, der einen Schlaganfall hatte ?«
    »Nein, aber ich kann mir vorstellen, daß das schwierig ist .«
    »Schwierig? Es ist die Hölle. Es mag hartherzig klingen... aber aufbrausend war er schon immer. Und jetzt ist er auch noch frustriert, egozentrisch und fordernd. Nichts paßt ihm. Überhaupt nichts. Manchmal stelle ich ihn einfach im Rollstuhl in den Garten, damit ich ihn los bin. Setzen Sie sich doch, Schätzchen .«
    Ich setzte mich. »Seit wann ist er krank ?«
    »Den ersten Schlaganfall hatte er im Juni. Seitdem war er mehrmals im Krankenhaus .«
    »Was ist eigentlich mit der Schrotflinte passiert, die Sie Avery angeboten hatten ?«
    »Ach die! Er hat mir erzählt, daß Sie einen Mordfall untersuchen. Das Opfer soll hier im Viertel gewohnt haben, stimmt’s ?«
    »Drüben in der Whitmore — «
    »Eine schreckliche Geschichte. Ich hab’ in der Zeitung davon gelesen. Wie ist das eigentlich ausgegangen ?«
    »Einzelheiten weiß ich nicht«, wehrte ich ab. »Ich suche eigentlich eine Schrotflinte, die Rudd Osterling gehörte. Avery Lamb hat behauptet, es sei dieselbe gewesen, die Sie ihm kurz vorher angeboten hatten .«
    Jackie Barnett hatte automatisch Unterteller und Tassen aus dem Schrank geholt, und ich mußte auf ihre Antwort warten, bis sie uns beiden Kaffee eingeschenkt hatte. Sie reichte mir eine Tasse, setzte sich und griff nach dem Milchkännchen. Schließlich sah sie mich verlegen an. »Ich hab’ die Flinte genommen, um’s ihm heimzuzahlen«, gestand sie mit einer Kopfbewegung in Richtung Garten. »Ich bin seit sechs Jahren mit Bill verheiratet, und ein Jahr war schlimmer als das andere. Aber das hab’ ich mir selbst eingebrockt. Ich war jahrelang geschieden, und es ging mir blendend. Dann mit fünfzig bekam ich plötzlich Torschlußpanik . Es war wohl die Angst, allein alt zu werden. Da ist mir Bill über den Weg gelaufen. Er schien eine blendende Partie zu sein. Zwar war er pensioniert, aber er hatte massenhaft Geld... so schien es wenigstens. Er hat mir das Blaue vom Himmel versprochen. Er sagte, wir würden reisen, er wollte mir Kleider, einen Wagen und sonst noch was kaufen. Und dann stellt sich heraus, daß er ein mieser Pfennigfuchser mit einem gemeinen Mundwerk und locker sitzender Faust ist. Aber damit wenigstens ist Schluß .« Sie hielt kopfschüttelnd inne und starrte in ihre Kaffeetasse .«
    »Dann gehörte die Flinte also ihm ?«
    »Ja. Er hat eine ganze Sammlung von Schrotflinten. Und mit denen ist er liebevoller umgegangen als mit mir, glauben Sie. Ich wollte, daß er sie

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