Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
verkauft. Waffen sind mir unheimlich. Die Dinger machen mir Angst. Und als er krank wurde, stellte sich heraus, daß er zwar versichert ist, daß die Kasse aber nur achtzig Prozent bezahlt. Ich fürchte, daß seine ganzen Ersparnisse draufgehen werden. Das kann noch jahrelang so weitergehen. Und wenn er stirbt, habe ich vielleicht seine Schulden am Hals. Deshalb habe ich einfach wahllos eine Flinte genommen, um sie bei Avery zu verkaufen. Ich brauchte was Neues zum Anziehen .«
»Und weshalb haben Sie sich’s dann anders überlegt ?«
»Ich war der Meinung, das Ding sei acht-, neunhundert Dollar wert. Avery hat mir gleich sechstausend geboten. Ich mußte also annehmen, daß sie mindestens das Doppelte wert war. Deshalb habe ich es mit der Angst zu tun gekriegt und sie wieder in den Schrank gestellt .«
»Aber kurz darauf war die Flinte verschwunden ?«
»Keine Ahnung. Ich habe gar nicht mehr darauf geachtet. Bill hat gemerkt, daß sie verschwunden war... Als er von seinem zweiten Krankenhausaufenthalt nach Hause kam. Da war hier was los! Sie hätten ihn erleben sollen. Zwei Tage lang hat er hier rumgewütet, dann kam der nächste Schlaganfall, und er mußte wieder ins Krankenhaus. Recht geschieht’s ihm, wenn Sie mich fragen. Und ich hatte wenigstens ein verlängertes Wochenende ganz für mich. Ich hab’s dringend gebraucht .«
»Haben Sie einen Verdacht, wer die Flinte gestohlen haben könnte ?«
Sie sah mich groß an. Ihre Augen waren sehr blau und sehr arglos. »Nicht den geringsten.«
Ich ließ ihr noch ein paar Sekunden Zeit, die Rolle der Naiven auszukosten, dann legte ich einen Köder aus, um zu sehen, wie sie reagierte. »Schade. Sie haben den Diebstahl sicher der Polizei gemeldet ?«
Es war ihr anzusehen, wie sie mit sich rang, ob sie mit Ja oder Nein antworten sollte. »Natürlich«, entschied sie schließlich aufs Geratewohl.
Sie gehörte zu den ungeübten Lügnern, die rot werden.
»Und die Versicherung ?« frage ich betont harmlos. »Haben Sie die Versicherung in Anspruch genommen ?«
Jackie Barnett sah mich ausdruckslos an. Ich hatte das untrügliche Gefühl, sie wirklich überrumpelt zu haben. »Wissen Sie, daran habe ich überhaupt nicht gedacht«, sagte sie schließlich. »Aber die Flinte war bestimmt versichert .«
»Sicher, eine so wertvolle Waffe. Bei welcher Gesellschaft sind Sie denn versichert ?«
»Das kann ich so aus dem Stegreif gar nicht sagen. Ich müßte nachsehen .«
»An Ihrer Stelle würde ich das tun«, riet ich ihr. »Sie können jederzeit Ihren Versicherungsanspruch geltend machen. Dazu brauchen Sie nur die Aktennummer Ihrer Anzeige bei der Polizei anzugeben .«
»Die Aktennummer?«
»Ja, die steht im polizeilichen Protokoll .«
Jackie Barnett rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und sah auf die Uhr. »Herrje, ich muß ihm seine Tabletten geben. Wollten Sie sonst noch was wissen ?« Nachdem sie mir eine oder zwei Lügen aufgetischt hatte, war sie ganz scharf darauf, mich loszuwerden. Vermutlich um die Lage zu peilen. Von Amery Lamb wußte ich, daß sie den Diebstahl nie angezeigt hatte. Hatte sie jetzt vor, ihn anzurufen, um sich mit ihm abzusprechen?
»Ich hätte mir die Sammlung Ihres Mannes noch gern angesehen. Geht das ?« Ich stand auf.
»Warum nicht?« Jackie führte mich in ein kleines holzgetäfeltes Arbeitszimmer und stieg dabei über den Koffer neben der Tür.
Dort standen in einem Waffenschrank mit Glasfront sechs Schrotflinten. Jede reichverziert, das Schaftholz fein gemasert. Bei diesem Anblick war mir unverständlich, wie man die wertvolle Parker von den anderen Flinten unterscheiden konnte. Der Schrank und die einzelnen Gewehrständer waren abgeschlossen. Alle Fächer waren belegt. »Hat Ihr Mann die Parker hier in einem der Fächer aufbewahrt ?«
Sie schüttelte den Kopf. »Die Parker hatte ein eigenes Etui .« Damit holte sie einen wunderschön gearbeiteten Lederkasten hinter der Couch hervor und schlug ihn auf. Sie tat das, als vollführte sie eine Art Zaubertrick. Bis auf einen Wechsellauf war der Kasten leer.
Ich sah mich um. In einer Zimmerecke stand eine weitere Flinte. Ich griff danach und las den Hersteller auf der Schäftung : A. H. Fox. Schade. Einen Augenblick lang hatte ich gedacht, ich hätte die verschwundene Parker entdeckt. Ich bin immer für das Nächstliegende. Enttäuscht stellte ich die Fox wieder zurück.
»Tja, das wär’s dann wohl«, bemerkte ich. »Vielen Dank für den Kaffee.«
»Keine Ursache. Ich hätte Ihnen
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