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Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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durchstechen, der das Rückenmark umschließt. Er ließ die Kanüle los und schüttelte seine rechte Hand aus, die zu verkrampfen drohte. Dann griff er nach dem extrem feinen Katheter.
    „Was für Komplikationen können dabei auftreten?“, fragte die Stimme in seinem Rücken. „Allergische Reaktionen?“
    „Das wäre noch das kleinste Problem. Anscheinend hat sie eine intakte Blutgerinnung. Das ist gut, es hätte sonst zu einer starken Blutung kommen können. Was bei solchen Eingriffen immer droht, ist eine Infektion an der Stelle, wo ich sie punktiert habe. Auch damit ist wohl nicht zu rechnen, da ich eine sterile Nadel verwendet habe. Bleibt das Rückenmark. Wenn die Kanüle zu tief eingeführt wird, durchstößt sie die Rückenmarkshaut, und das Betäubungsmittel landet in dem mit Liquor gefüllten Raum, in dem sich auch das Rückenmark befindet.“
    „Liquor? Was ist das?“
    „Nervenwasser. Bei dieser Form der Betäubung spricht man von Spinalanästhesie. Vom Verfahren her etwas komplizierter, daher nichts für mich. So weit bin ich beim besten Willen noch nicht. Wenn ich dabei einen Fehler mache, kann es zu einer Querschnittslähmung kommen.“
    „Wäre schade um das hübsche Ding.“
    „Manchmal kannst du echt ein kaltes Arschloch sein.“
    „Mach weiter.“
    Er nickte gehorsam, nahm den Katheter wieder zur Hand und führte ihn langsam und übervorsichtig in die Kanüle ein. Als er ihn richtig zum Liegen gebracht hatte, hielt er wieder inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann griff er nach dem Lokalanästhetikum und spritze es in den Katheter.
    „Wenn ich alles richtig gemacht habe, dringt das Narkotikum jetzt langsam in die aus dem Rückenmark austretenden Nervenwurzeln ein und unterbricht die Schmerzleitung zum Gehirn. Den Katheter lasse ich stecken. So kann ich jederzeit weitere Betäubungsmittel nachspritzen.“
    „Nur, damit ich das richtig verstehe: Wenn die Wirkung des Chloroforms nachlässt, wacht sie ganz normal auf. Sie steht nicht unter Vollnarkose?“
    „Richtig. So wolltest du es doch haben, oder? Wäre sie wach, würde sie jetzt spüren, wie ihr Unterleib und ihre unteren Extremitäten zunehmend warm und schließlich gefühllos werden. Wenn sich die Wirkung voll entfaltet hat, kann sie ihre Beine mehrere Stunden lang nicht bewegen.“
    „Gut. Hoffen wir mal, dass unser Versuchskaninchen das überlebt. Und wenn nicht – c´est la vie . Sie ist nicht wichtig. Interessant wird es erst, wenn Philip Kramer auf diesem Tisch liegt. Ist das Inferno vorbereitet?“
     
    *
     
    Um kurz vor halb eins verließ Rensing das Präsidium und stieg in seinen alten Astra. Zehn Minuten später parkte er auf dem Domplatz, stieg aus und steuerte die Gasse neben dem Fürstenberghaus an. Wie bei seinem letzten Besuch, verzichtete er auf den Aufzug und stieg die Treppen zum Philosophischen Seminar empor. „Den Gang zurück, durch die Doppeltür hindurch, dann rechter Hand die zweite Tür“, fielen ihm die Worte der blonden Studentin aus dem Sekretariat wieder ein.
    Rensing marschierte zu Lohoffs Büro, das neben dem von Professor Beekmann lag, und klopfte an. Als auch nach dem zweiten Klopfen keine Reaktion erfolgte, drückte er die Klinke herunter, doch die Tür war verschlossen.
    „Mist!“, fluchte er und sah sich um.
    Laut telefonischer Auskunft des Sekretariats, hatte Lohoff zwischen 12 Uhr 30 und 15 Uhr frei. Vielleicht war er in der Bibliothek. Vielleicht war er aber auch zum Essen nach Hause gefahren.
    Er hätte Lohoff seinen Besuch ankündigen können, sicher, aber selbst wenn der Dozent sich zu einem Gespräch bereit erklärt hätte – der Überraschungseffekt wäre verpufft.
    Jan Lohoff musste ein Mitglied der Bruderschaft sein, davon war Rensing überzeugt. Wenn Walter Beekmann tatsächlich bei Deus Ex Machina das Sagen gehabt hatte, wäre es abwegig zu glauben, er habe sein hoffnungsvollstes Nachwuchstalent nicht auch in der Geheimgesellschaft etabliert.
    Rensing lief vor dem Büro auf und ab und musterte die vorbeispazierenden Studenten. Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Brusttasche.
    „Rogowski von der Rufbereitschaft hier. Grüß dich, Martin.“
    „Was ist los?“
    „Nichts Wildes. Ein Philip Kramer hat nach dir gefragt. Klang ziemlich aufgedreht. Kennst du den?“
    „Hat er gesagt, was er will?“
    „Nee. Du sollst dich so schnell wie möglich bei ihm melden.“
    „Danke für die Info.“
    Rensing beendete das Gespräch und sah sich unschlüssig um. Gerade,

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