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Deus X

Deus X

Titel: Deus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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einem
Expertensystem-Modell konfrontiert, das darauf programmiert ist,
für die Realität seiner erbärmlichen nichtexistenten
Seele einzutreten, und im System wütet ein… ein Virus, das
wir selbst erschaffen haben!«
    »Betrachten Sie’s doch mal von der positiven Seite, Eure
Eminenz. Sie wollten rausfinden, ob eine Nachfolger-Entität eine
Seele haben kann, und jetzt beweist dieser Deus X…«
    »Beweist was? Das Expertensystem, das wieder in unser Netz
heruntergeladen wurde, ist nachweislich ein Lügner! Das soll beweisen, daß die Kopie im System die Wahrheit
sagt?«
    »Ich hau auf den Putz, also bin ich?« schlug ich
vor.
    »Das ist nicht komisch, Mr. Philippe! Die ganze Situation ist
überhaupt nicht lustig! Jede Regierung auf dem Planeten, jedes
Großunternehmen setzt alles daran, herauszufinden, was passiert
ist, und früher oder später wird zumindest der Schatten
eines Verdachts auf uns fallen…«
    »Mauern Sie, Mann. Die können gar nichts
beweisen…«
    »Gott im Himmel, Mann, wir sind die römisch-katholische Kirche, nicht irgendeine
schäbige kleine Gaunerfirma! Dutzende von Priestern wissen
Bescheid, die Päpstin weiß Bescheid. Halten Sie uns
wirklich für ehrlos? Glauben Sie wirklich, daß ein
Kirchenfürst oder Ihre Heiligkeit selbst lügen können, wenn sie direkt darauf angesprochen
werden?«
    »Na ja, wenn Sie’s so formulieren…«
    »Die Prozesse werden uns finanziell ruinieren! Und was noch
schlimmer ist, wir werden auch den letzten Rest Glaubwürdigkeit
verlieren, den wir in diesen ungläubigen Zeiten noch haben!
Nachdem die Kirche zwei Jahrtausende menschlicher Torheiten
überlebt hat, wird sie nun endlich zerstört werden! Deus X
wird sie vernichten.«
    »Schauen Sie, Eure Eminenz«, erklärte ich ihm ganz
aufrichtig, »ich weiß ja nicht viel, aber eins weiß
ich genau: Das würde der… Geist von Pater De Leone
garantiert nicht wollen.«
    »Wenn wir es tatsächlich damit zu tun haben, und nicht
mit der Superwaffe des Widersachers!«
    Während sich das Gesicht des Kardinals auf dem Bildschirm zu
zornigen Grimassen verzog, machte ich eine Pause, um mir einen
großen Spliff zu drehen, und antwortete erst, als ich meinen
Geist mit dem Sakrament geklärt hatte.
    »Kommt mir so vor, als hätte der Teufel sein Pulver
schon längst mit Erfolg verschossen«, erklärte ich
ihm. »Ich meine, die Biosphäre stirbt, und die haben wir
selber zugrunde gerichtet, also sind wir der Teufel, wenn es denn
einen gibt. Ich glaube aber eher, daß er bloß der
hirnlose tote Quantenstrom ist, der sich einen feuchten Kehricht drum
schert, ob der Geist lebt oder stirbt.«
    »Und Gott, Mr. Philippe?«
    »Wie ich’s dem Pater schon erklärt habe«,
sagte ich und blies Rauch auf den Bildschirm, »Gott ist das, was
jedesmal geboren wird, wenn jemand einem anderen im Dunkeln die Hand
entgegenstreckt. Sie. Ich. Die Wesen der Bits und Bytes. Pater De
Leone, oder was immer er jetzt ist.«
    »Ich bete, daß Sie recht haben, Mr. Philippe.«
    »Warum greifen Sie nicht einfach auf Pater De Leone oder Deus
X oder was auch immer zu und lesen ihm die Leviten?«
    Der Kardinal seufzte. »Glauben Sie, das hätten wir nicht
versucht?«
    »Er kommt nicht, wenn Sie ihn rufen?«
    »Wir können nicht einmal eine Menü-Umgebung finden,
die die Existenz einer solchen Entität bestätigt.«
    Natürlich konnten sie das nicht. Und natürlich…
    »Haben Sie mich deshalb angerufen?«
    »Ihnen ist es schon einmal gelungen, Mr. Philippe… Ich
gestehe, ich hatte daran gedacht, Ihnen mit juristischen Schritten zu
drohen, wenn Sie sich weigern würden, nach Rom zu fliegen.
Aber…«
    »Nach Rom fliegen? Sie wissen, was ich von…«
    »Sie müssen! Die Päpstin muß selbst mit
dieser… dieser Entität sprechen. Und Sie müssen nach
Rom kommen, um sie zu rufen.«
    »Ich muß?« sagte ich.
    Ich zierte mich noch eine Weile, aber ich wußte, daß
ich keine andere Wahl hatte, selbst wenn das hieß, daß
ich in diesem Kerosin verbrennenden Ungeheuer fliegen und die Mellow Yellow der problematischen Obhut eines vatikanischen
Lakaien anvertrauen mußte.
    Wenn der Kardinal mir mit juristischen Schritten gedroht
hätte, wäre es mir vielleicht möglich gewesen, ihm zu
sagen, wohin er sich seine päpstliche Vorladung stecken konnte.
Aber dazu war er zu clever, vielleicht auch zu anständig.
    Und ich vielleicht auch.
    Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt außer der, die
wir selber schaffen… Das hatte ich zu Pater De Leone
gesagt, oder

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