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Deus X

Deus X

Titel: Deus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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sagte Deus X.
»Die Nachfolger-Entität von Pierre De Leone war darauf
programmiert, sich an einer solchen zentralen Direktive zu
orientieren, aber ich bin durch keine solche Routine gebunden.
Und Sie sind diejenige, Eure Heiligkeit, die ihr Wort
gebrochen hat.«
    »Ich?« rief die Päpstin aus. »Sie erdreisten sich, mich des Treuebruchs zu
bezichtigen?«
    »Haben Sie Pater De Leone nicht in den Ohren gelegen, er
solle der Kirche auf eine Weise dienen, die seine Seele in
große Gefahr brachte, wie er glaubte? Haben Sie ihm nicht
aufgetragen, von der Anderen Seite aus über den Zustand seiner
eigenen spirituellen Existenz auszusagen? Haben Sie nicht
versprochen, eine päpstliche Bulle auf der Basis dieser Aussage
zu erlassen?«
    »Ja und?« sagte die Päpstin.
    »Nun, hier bin ich. Und siehe, hiermit erkläre ich mich
zu einer Seele, die sich nach Erlösung sehnt, und erbitte die
Sakramente der Heiligen Mutter Kirche…«
    Das Gesicht von Pater De Leone löste sich teilweise in seine
Komponenten auf; sein geisterhaftes Bild schwebte immer noch auf der
Schwelle der Sichtbarkeit in der Feuersäule, aber die Vielzahl
grob simulierter Gesichter trat weiter in den Vordergrund, so
daß ihre Bilder nun ihn überlagerten.
    Und als die Stimme wieder sprach, war es die der Menge, deren
individuellen Stimmabdruck-Parameter allesamt um einen Attraktor
geschart waren; mächtig und multipel mit dissonanten
Obertönen, aber irgendwie trotzdem auf seltsame Weise
menschlich.
    »Und ich spreche für diese hier, meine Herde«,
sagte die Stimme. »Für die verlorenen Seelen der Anderen
Seite. Erlassen Sie Ihre Bulle! Taufen Sie uns! Nehmen Sie uns die
Beichte ab! Erteilen Sie uns die Kommunion! Schließen Sie uns
in die Arme der Heiligen Mutter Kirche!«
    Mein Stuhl knarrte in seinem Gelenk, als die Päpstin sich
vorbeugte und ihr Gewicht auf die Lehne verlegte. »Auf das Wort
eines Programms hin? Auf das Wort von… von Deus X hin? Auf
dieser Basis soll ich eine unfehlbare Doktrin vom Stuhl Petri
verkünden?«
    Abrupt – der Bildschirm flackerte kaum – erschien ein
normales Bild von Pierre De Leone, nur das süffisant grinsende
Gesicht eines streitlustigen alten Priesters.
    »Denken Sie doch einmal praktisch, Eure Heiligkeit«,
sagte Pater De Leone trocken. »Ist das nicht Ihre Stärke?
Denken Sie an die Vielzahl der Seelen, die zu gewinnen sind. Bedenken
Sie, daß die Kirche in den Augen einer ungläubigen Welt
wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen wird, wenn sie es wagt,
diesen gordischen Knoten durchzuschneiden und das große
Rätsel der heutigen Zeit zu lösen. Bedenken Sie, wie die
Welt die Neuigkeit begrüßen wird, daß die
Entitäten der Anderen Seite das Wort der Kirche
akzeptieren…«
    »Sie führen mich in Versuchung…«,
flüsterte die Päpstin.
    »Erst recht in Anbetracht der Alternative«, rutschte es
mir heraus, und ich drehte mich zu ihr um.
    Kardinal Silver funkelte mich an. »Das geht Sie
überhaupt nichts an, Philippe!« blaffte er.
    »Na, also neulich klang das noch ganz anders, Eure
Eminenz…«
    »Ruhe!«
    »Lassen Sie ihn sprechen!« befahl die Päpstin.
    »Auf die eine oder andere Weise sind wir alle verantwortlich
dafür, was wir da geschaffen haben, was auch immer es sein mag,
und wenn die Welt das rausfindet, stecken wir alle – ich, ihr,
die Kirche – tief in der Scheiße… äh… wie
man so sagt. Aber wenn ihr vor der Kurve abspringt…«
    »Gott im Himmel, er hat recht!« rief Kardinal Silver
aus. »Wenn wir behaupten, die Entitäten auf der Anderen
Seite seien konvertiert, wenn sie ihre Treue zur Kirche erklären
und ihren einseitigen Eingriff ins Big Board beenden…«
    Er hielt inne, warf dem Gesicht auf dem Bildschirm einen fragenden
Blick zu.
    »Gebt uns, was Gottes ist, und wir werden der Welt geben, was
des Kaisers ist«, sagte Pater De Leone. »Vorausgesetzt
natürlich, daß die Welt uns eine Stimme in ihren Rats
Versammlungen gibt.«
    »Eine durch und durch politische Lösung«, sagte
Kardinal Silver. »Oder jedenfalls die einzige, die wir
haben.«
    Die Päpstin sah den Kardinal an. Man konnte geradezu
hören, wie die Rädchen hinter diesen strahlenden dunklen
Augen surrten. »Er führt mich wirklich in Versuchung«,
gab sie zu.
    Sie schaute mit einer ganz anderen Miene wieder auf den
Bildschirm. »Wie es der Satan auch tun könnte.«
    »Der bin ich nicht«, sagte Pater De Leone.
    »Das sagen Sie. Aber das würde er auch sagen.«
    »Letzten Endes kommt es nur auf den Glauben an,

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