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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Manfred Mai
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lautete der Musterungsbescheid.
    Mit 25 Jahren war Adolf Hitler das, was man eine »verkrachte Existenz« nannte. Deswegen kam ihm der Kriegsausbruch 1914 gerade recht. Er meldete sich sofort als Freiwilliger ins bayerische Heer. Nach dem verlorenen Krieg versuchte Hitler, seine Entlassung vom Militär möglichst weit hinauszuschieben, was ihm auch gelang. Dank seines Rednertalents sollte er vor Soldaten Aufklärungsvorträge über Ausbruch und Ende des Krieges halten. Für beides machte er das »internationale Judentum« verantwortlich. Die Revolution von 1918 und der »Schandvertrag von Versailles« seien »Judenmache«, die ganze Weimarer Republik sei »verjudet«. Deshalb müssten die Juden aus ihren führenden Stellungen in Politik und Wirtschaft entfernt werden, damit es in Deutschland wieder aufwärts gehen könne.
    Hitlers »Aufklärungsreden« kamen bei seinen Zuhörern gut an und brachten ihm die Anerkennung seiner Vorgesetzten ein. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben konnte er etwas, und er konnte es besser als andere. Sein Selbstbewusstsein wuchs und es drängte ihn in die Politik.
    Im September 1919 trat er in die »Deutsche Arbeiterpartei« ein, bereits einen Monat später wurde er als »Werbeobmann« in den siebenköpfigen Vorstand gewählt. Schnell wurde Hitler zum wichtigsten Mann der Partei und setzte
    auch bald einen neuen Namen durch: »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei« (NSDAP). Zum Emblem der NSDAP wurde das Hakenkreuz, und schon das erste Parteiprogramm vom 24. Februar 1920 enthielt alle Grundgedanken, die für Hitlers spätere Politik charakteristisch waren:
Zusammenschluss aller Deutschen in einem großdeutschen Reich.
Aufhebung des Versailler Vertrages.
Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.
Schaffung einer starken Reichsführung, um die Reichsinteressen gegen die Länderinteressen durchzusetzen.
Ein deutsches Staatsbürgerrecht, das Juden ausschloss.
Bekämpfung des »jüdisch-materialistischen Geistes«, an dessen Stelle »Gemeinnutz geht vor Eigennutz« treten soll.
Staatliche Kontrolle der Presse.
Bekämpfung und Verbot »zersetzender«, das heißt die negativen Seiten des Lebens darstellender Kunst und Literatur.
    In zahlreichen Veranstaltungen gelang es Hitler, die Zuhörer für dieses Programm zu gewinnen und zu begeistern. Und je größer sein Erfolg wurde, desto entschiedener strebte er danach, mehr als nur eines von sieben Vorstandsmitgliedern zu sein. Im Juli 1921 drohte er mit dem Parteiaustritt, wenn er nicht umfassende Vollmachten erhalte, um die »radikal-revolutionäre Bewegung« so zu führen, wie er es für richtig halte. Am 29. Juli 1921 wurde Hitler zum ersten Vorsitzenden mit nahezu unbegrenzten Machtbefugnissen gewählt.
    Sofort nach seiner Wahl machte er sich daran, die bisherigen Ordnergruppen, die bei Veranstaltungen für Ruhe und Ordnung sorgten, zu einer halb militärischen Organisation auszubauen. Die so entstandene »Sturmabteilung« (SA) marschierte in ihren braunen Uniformen auf und schüchterte die Gegner ein.
    Im Krisenjahr 1923 sah Hitler die Zeit zum Handeln gekommen. Vor allem in Bayern waren nationalistische Töne und massive Beschimpfungen der Weimarer Politiker sehr beliebt. Diese Stimmung war es, die Hitler den Münchner Putsch gegen die Regierung wagen ließ. Als der scheiterte, wurde Hitler verhaftet, die Partei und ihre Zeitung wurden verboten. Während der Haft schrieb Hitler an seinem Buch Mein Kampf . Und er beschloss, nach seiner Entlassung die Macht mit anderen Mitteln anzustreben. Kaum in Freiheit, versprach er dem bayerischen Ministerpräsidenten, sich in Zukunft gesetzestreu zu verhalten, und erreichte so die Aufhebung des NSDAP-Verbots. Beim Neuaufbau der Partei und der SA setzte Hitler ihm treu ergebene Unterführer ein. Und er gründete zusätzlich eine »Schutzstaffel« (SS), die ihm persönlich unterstand. Vor allem aber baute er die Propaganda-Abteilung aus und gewann dafür den Journalisten Joseph Goebbels. Der verstand es wie Hitler, die Massen zu beeinflussen, und entwickelte regelrechte Werbefeldzüge, um Wählerstimmen zu gewinnen. Trotz allem blieb die NSDAP in den besseren Zeiten der Weimarer Republik praktisch bedeutungslos. Ihre große Chance kam mit der Weltwirtschaftskrise Anfang der Dreißigerjahre.

Das Ende der Weimarer Republik
    Die relativ ruhigen Weimarer Jahre wurden durch den »Schwarzen Freitag« an der New Yorker Börse beendet. An diesem 25. Oktober 1929 begann mit dramatischen
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