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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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communistischen Theorien und Vorstellungen mit hinein. Abgesehen von diesen Abirrungen war man im großen Ganzen einig über das,
was man wollte
und erstrebte, dagegen sehr uneinig über das
wie
, über die Art und Weise, das Gewünschte zu erlangen und festzuhalten.
    Hecker und seine Anhänger verlangten die Mitwirkung des Volks, wenn es nicht anders angehe; die Liberalen dagegen wollten nur auf gesetzlichem Wege zu ihrem Ziele gelangen, sie wollten vor den Thronen stehen bleiben, überzeugt, daß ein Ministerwechsel, eine Vereidigung des Militärs auf die reformirten Verfassungen, ein Versprechen der Fürsten, dieselben zu respectiren, völlig ausreichend sein würden, die neue Freiheit und Einheit zu begründen. Die Anderen beanspruchten dagegen stärkere Garantien, und indem sie erwogen, wie die freiwillige Einheit von sechsunddreißig Fürsten, die bis dahin vollständig souverän gewesen, ein Ding der Unmöglichkeit sein werde, gelangten sie zu der Ueberzengung, daß nur ein Wegräumen der Throne, eine Begründung der Republik, den deutschen Einheitsstaat erschaffen könne, selbst angenommen, diese Republik werde nur der nothwendige Durchgangspunkt für eine wirklich constitutionelle Monarchie sein. So erwuchs wie mit einem Schlage eine starke republikanische Parthei in dem bis dahin so zahmen Deutschland, und die große Menge fühlte sich davon angestarrt, wie von dem Haupte der Medusa; man vermochte es eben noch nicht, Republik und Terrorismus von einander zu trennen. Ganz gewiß befanden sich unter den Republikanern Viele, die an und für sich für diese Staatsform schwärmten, – das Gros der Parthei, so darf man wohl kühn behaupten, ging nicht einmal so weit, sie sahen darin nur den einzig praktischen Weg aus der Zerrissenheit und Vielköpfigkeit zur
Einheit
zu gelangen, und wie recht sie damit hatten, bewiesen uns die Ereignisse des Jahres 1866, wo die Revolution
von Oben
in ähnlichem Sinne aufräumte, wie es damals von unten her geschehen sollte.
    Es ist zu bedauern, daß heute ein Theil der damaligen Republikaner die veränderte Sachlage mit dem Starrsinn von Solchen, die eine Sache nur dann anerkennen, wenn sie dieselbe eigenhändig zu Stande gebracht haben, fort und fort befeinden. Wer die
Einheit
thatsächlich liebte und erstrebte, mußte zufrieden sein, wenn sie überhaupt erlangt wurde und nicht die alte Zerrissenheit in der Form von Föderativ-Republiken, wofür man nach dem Vorbilde der Schweiz schwärmte, verewigt sehen wollen. – Sie sehen aus dieser Darlegung, wie also bereits im Keime zwei große Parteischattirungen in Deutschland existirten, ehe noch der glorreiche März 1848 über uns angebrochen war. Hätte Preußen nur ein Jahr früher das Wehen seiner Zeit verstanden und berücksichtigt, es wären uns und ihm und vor Allen seinem Könige selbst, schwere Jahre der Prüfung erspart geblieben; jetzt, da es eben im Begriffe war, das Bessere
zu wollen
, sich aufzuraffen zu einer That, welche die ersehnte Einheit bringen sollte, da schmetterte ihm die Weltgeschichte ihr: Zu spät! entgegen. –
    Die ersten unmittelbaren Wirkungen der französischen Revolution hatten sich in der preußischen Rheinprovinz geltend gemacht, wo man nicht übel Lust zeigte, sich mit dem republikanischen Nachbar auf's Neue zu vereinigen, um das zu retten, was dem Rheinländer arg bedroht schien, seine französische Gesetzgebung. Während sich in
Köln
eine Deputation nach Berlin vorbereitete und in den anderen rheinischen Städten überall Volksversammlungen zusammenströmten, gab sich schon am 27. Februar 1848 eine großartige Manifestation in Mannheim kund. Unter dem Jubel von Tausenden wurde eine Adresse an die Kammer entworfen, welche die Forderungen des Volkes enthielt, und in der besonders auf die Gefahren hingedeutet war, welche Deutschland von Frankreich wie von Rußland aus bedrohten, insofern es sich jetzt nicht endlich aus seiner Ohnmacht aufraffe und seine Fürsten nicht versuchten, sich auf ihr Volk zu stützen, indem sie unverzüglich dessen gerechte Forderungen erfüllten! – Diesem Sturme vermochten die badischen Minister nicht zu widerstehen, sie fügten sich in das Unvermeidliche, wurden über Nacht auch liberal und antworteten mit freisinnigen Vorlagen in der Kammer, die einen Theil des Gewünschten enthielten, auch wurden Männer der Opposition, welche das Vertrauen des Landes genossen, wie
Welcker
, in den Staatsrath und zu höheren Aemtern berufen. Aber so leichten Kaufes kam man dies Mal

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